Alle Menschen werden Schwestern
einfach: Der Sohn ist überzeugt? Ob er wirklich der Sohn des Arbeiters R. ist, müßte erst noch recherchiert werden; mit Sicherheit ist er aber der Sohn von Frau R.
Studenten, die ihre Kolleginnen in den Mädchen-Pavillons nicht besuchen dürfen, [erleben] die tatsächliche Repression höchst leiblich. Das ist dann immer ein guter Ausgangspunkt für Agitation auf einem verwandten Gebiet. (Frkr. 39)
Übrigens: Die Studentinnen durften ihre Kollegen in den Knaben-Pavillons auch nicht besuchen... Aber möglicherweise erlebten sie das gar nicht als Repression...
Unweit dieser Latifundien, seeaufwärts, liegt das sehenswerte Grundstück der Witwe Göhner. Dieser ungemein bekannte Bauunternehmer hatte bekanntlich weite Strecken der Schweiz mit Neubauten bedeckt. (Spaz. 137)
No comment.
Unter Brüdern
[...] als ob nicht [...] bestimmte Kategorien auch im Kopf jedes [...] Journalisten vorhanden wären, die ihm gestatten, einen Teil der Wirklichkeit aufzunehmen und den andern auszuschließen.
N. Meienberg 1 20
Daß auch Frauen arbeiten, und zwar doppelt soviel wie Männer (s.o.), diese Tatsache ist dem »Vorspiegler wahrer Tatsachen« noch nicht recht ins Gehirn gedrungen. Ihm ordnet sich die Welt noch immer in »Arbeiter«, »Journalisten«, »Künstler« usw. (männlich) — und deren Frauen.
Daraus kann man sehen, wie gut es Bundesrat Honegger mit den Arbeitern meint, er gönnt ihnen eine Zweitwohnung beim Arbeitsplatz und eine Villa, wie sich selbst, für Frau und Kinder. (Tats. 25)
Aus dem Pamphlet »Wer will unter die Journalisten? Eine Berufsberatung 1972« (Tats. 11 — 15) entnehmen wir, daß dieser Beruf Männern vorbehalten ist. Meienberg über den prototypischen Journalisten: »Da er jetzt neben Frau und Kind auch noch eine recht teure Freundin hat, zieht er den Schwanz wieder ein und schreibt in seiner kühnen Art über Filme [...]« (Tats. 14)
Auch alle Kabylen, »jeder Zuschauer« und »andere Leute« sind männlichen Geschlechts:
Nur zehn Prozent der Kabylen respektieren noch den Fastenmonat Ramadan: Einen Monat lang essen sie vom Morgengrauen bis 18 Uhr nichts, trinken nichts, rauchen nichts, rühren keine Frau an. (Frkr. 24)
[Frauen gehören anscheinend zu den Nahrungsmitteln.]
Während Walter alle Liebes-Szenen entsinnlicht, trägt Koerfer mit dem großen Verruchtheitspinsel auf. So eine geile Madame, die auf dem Kaminsims mit einer kostbaren Metallplastik masturbiert: so eine Plastik und so eine Frau hätte jeder Zuschauer auch gern zu Hause. (Spaz. 79)
Rudolf Friedrich, [...] ausgemergelter Rüstungseiferer, der den einheimischen Kriegsmaschinen jene Art von Zärtlichkeit entgegenbringt, die andere Leute für ihre Frau entwickeln [...] (Tats. 150)
Sehr oft gerät Meienberg die Frau auch völlig aus dem Blickfeld. Das Elternhaus heißt bei ihm Vaterhaus (Schwz. 13 u. 16). Der Artikel »Das enorme Fest der Kommunisten« (Frkr. 112-116) handelt ausschließlich von Männern, obwohl so ein Fest ganz ohne Frauen doch sicher als öde empfunden würde, sogar unter Brüdern.
M. über die Beziehungen zwischen Stadtverwaltung und »Künstlern«: »[...] man kann sich doch unter Brüdern auf halbem Weg entgegenkommen, oder?« (Spaz. 96)
M. über das Klavierspielen: »Hermann Burger [...] macht dann zierliche Variationen darüber, wie der Klavieretüdenfabrikant Diabelli, unter welchem jeder gute Bürgersohn gelitten hat.« (Tats. 155)
M. über die Abstammung des Menschen: »[der Ort] Perlen, wo alle Arbeiter von luzernischen, bäuerlich geprägten Arbeitern abstammten, deren Väter und manchmal auch Großväter schon in der Papierfabrik gearbeitet hatten.« (Spaz. 226).
Wenn das so ist mit der Abstammung, kann es natürlich auch unter den Toten keine Frauen gegeben haben: »Wer hinab zu den Vätern will, zahlt 0.50 Francs und steht zähneklappernd vor dem Tor zur Unterwelt... [...] Bei näherem Augenschein erweist es sich, daß alle diese Epochen im Knochenbau der vorliegenden Skelette keine charakteristischen Spuren hinterlassen haben. Mann ist Mann, hier unten.« (Frkr. 2iof.)
Brüder sind es allzumal, und wenn die Brüder ihrerseits auch nur Brüder wahrnehmen (bisweilen mit weiblichem Zubehör), protestiert Bruder Meienberg nicht. Kein Mucks.
Herr Näf... »Irgendwo muß der einfache Mann das Gefühl haben, etwas Eigenes zu besitzen, muß er seine privaten Blumen und seinen Garten haben. [...] Wenn man also dem einfachen Mann etwas bieten will, den Arbeitern und
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