Alle Menschen werden Schwestern
sein Schopf, blau wie Kristalle seine Augen, Bögen der Tatkraft sein Mund und sein Kinn. Ein verwaschenes Freizeithemd gibt Einblick auf seine gebräunte Sportlerbrust, hauteng spannt die Jeans über seinen Dressman-Hüften.
[...] Gleichwertig — nicht gleich. Auf diesen kleinen Unterschied legt er Wert. Eine Frau sollte eine Frau bleiben, doziert er. Zur Beweisführung bemüht er die olle Kamelle von der Autotür, die ein Mann mancher Feministin nicht aufhalten darf. Ach, du lieber August!
[...] schlägt er vor, Alice Schwarzer [...] solle doch männliche Aktfotos in die »Emma« bringen. Vielleicht mit ihm als Modell?
[...] Das lasse ich mir durch den Kopf gehen, wohlwollend, und beschließe, daß er wohl nicht der richtige Gesprächspartner für Frauenfragen ist. 152
Im stern-tv-magazin dagegen schreibt ein Mann, Thomas Olivier, über denselben August: »>Ein Teufelskerl, dieser Deutsches — schwärmt das blonde Scriptgirl, als Roß und Reiter in rasendem Galopp hinter einem Hügel verschwinden.« 153 Während hinwiederum eine Frau, Gerda-Marie Schönfeld, den schönen August im selben stern-tv-magazin wie folgt sieht: »Der deutsche Schauspieler Amadeus August, 46, mimt Ehemann Nr. 2 [...] Dies mit unendlich blauen Augen und so unerbittlich teutonisch, wie man zu sein hat als Großer Klarer aus dem Norden.« 154
Kritik und Spott der Frauen in Richtung des Herrn sind aber äußerst selten und im Ton verhalten bis mütterlich-liebevoll. Kein Vergleich mit der beißenden Häme, die Männer genüßlich über Frauen ausgießen.
Die Brigitte enthält als einzige der hier untersuchten Frauenzeitschriften kein großes Männerporträt, dafür ist aber der Mann in den beiden Frauenporträts (Katharina Franck und Tania Blixen) allgegenwärtig. Über die Bandleaderin Franck schreibt ein Mann, Jochen Siems, unter dem verräterischen Titel »Kein Sex und keine Drogen — immerzu nur Rock’n’Rol l«. Der Autor 155 kann sich nicht darüber beruhigen, daß Katharina Franck, die Chefin von drei Männern, den Mann derzeit nur für ihre Arbeit braucht. Eine Frau, die sich hauptsächlich für ihre Arbeit interessiert, ist den Männern unheimlich und unsympathisch: »Sie kann es nicht ertragen, irgendwas um sich herum nicht im Griff zu haben« — ähnlich klingt es aus Männermund auch über Thatcher, eine andere erfolggewohnte Frau. Katharina Franck betont, ihr komme es nur auf die Musik an — und der Journalist macht daraus: »Ihr Exzeß ist sie selbst. Jeden Tag. 24 Stunden lang.« Und wenn sie sagt: »Wenn irgendwann mal Prince oder Patti Smith die >Rainbirds< auflegen und es ihnen gefällt, dann wäre ich ein bißchen am Ziel« 156 — dann fügt er hinzu, als Schlußsatz des Artikels auch noch: »Aber die eine Frage würde dann bleiben: Was hat sie davon?«
Ja wirklich, was haben sie nur alle davon, Wittgenstein und Thomas Bernhard und Trakl und Frege und Konsorten?! Aber die Frage ist wohl unpassend.
Die Frau im Spiegel, mit Abstand das widerlichste Produkt, das ich untersuchen mußte, enthält zwei große Männerporträts (Paganini und Edward G. Robinson). Die Story über Paganini ist eine gänzlich verkitschte Version der Saga vom genialen Wüstling à la Stern und Spiegel, geschrieben von einer Frau (Gisela Weber-Heydemann):
Sein Haar war feucht, die dunklen Augen in dem fahlen Gesicht brannten [...] Er hatte sein Bestes gegeben. Konkurrenz brauchte er nicht zu fürchten. Er wußte jetzt, daß niemand ihm auf seinen Gipfel folgen konnte.
[...] Mit seiner Guarneri wollte er es ihr sagen, und die mandeläugige Schöne würde die Sprache der Musik verstehen. Jede Frau, die er begehrte, hatte das bis jetzt getan. 157
Im übrigen kennt diese Zeitschrift nicht die eigenständige Frau, sondern nur das Paar. Die Frau ist nur interessant durch den Mann oder mit einem Mann, während der Mann auch für sich genommen interessant ist.
Typisch für die Frau im Spiegel, die besser Frau im Zerrspiegel hieße, sind Überschriften wie die folgenden (alle aus dem einen Heft):
Prinzessin Caroline und ihre Männer Verrücktes TV-Paar
Eva Pflug: Den Mann fürs Leben habe ich nie gefunden
Zwei Hollywood-Stars bangen um ihre Frauen
Gaby Dohm: Papa war immer mein Schutzengel
Tini Plate: Frisch verliebt, und das gleich fünffach
In diesen Artikeln wimmelt es von Sexismen. Einige Kostproben:
Prinzessin Caroline und ihre Männer. Stefano Casiraghi: »Wenn sie will, werde ich auch Prinz von Monaco.«
[...] »Und wenn
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