Alle Menschen werden Schwestern
sie dann will, bin ich bereit, auf meinen Namen zu verzichten, um Prinz von Monaco zu werden.« [Ist das nicht reizend von ihm?] [...]
Dann sollen auch seine Kinder [wieso seine?] in den Adelsstand erhoben werden. Das ist, wie man weiß, Prinzessin Carolines größter Wunsch. 158
Gaby Dohm: Was sie vom Papa geerbt hat, ist der Humor — und die große Begabung für ihren Beruf. 159 [Der Artikel bringt Bilder von Gaby Dohm und ihrer Mutter, Heli Finkenzeller, einer bekannten Schauspielerin. Ob diese ihrer Tochter gar nichts von ihrem Talent vererben durfte?]
Eva Pflug: In der Freizeit kümmert sich Eva Pflug um ihre Blumen oder klimpert zur Entspannung auf ihrer Gitarre. 160
3 Die Kehrseite der Medaille: Das Bild der Frau in den untersuchten Zeitschriften
Untersuchungen über »Das Bild der Frau in... (Fernsehen, Regenbogenpresse, Schulbüchern)« gibt es viele, und geändert hat sich dadurch bisher herzlich wenig. So kann auch ich hier unser gängiges Wissen nur bestätigen: Die Zeitschriften betreiben nicht nur das Geschäft der Heldenverehrung, sondern zugleich das der Frauenverunglimpfung. Das eine bedingt ja das andere: Je mehr mann die Frau verkleinert, um so größer wirkt er selbst.
Die gröbsten Sexismen fand ich zu meiner Überraschung in der Zeit. In deren vornehme Gedämpftheit hat sich ein unflätiger Supermacho verirrt oder eigentlich gleich zwei. Zuerst zieht der Rezensent über den »klimakteriellen Krampf von Isabel Allende«, die »>existentialistisch-politischen Geilheiten< der Marguerite Duras« und die »Frauen- und Schwachsinnsliteratur« her, und dann führt er den genialen Text seines genialen Autors vor: »Wozu für einen Hungerlohn die sehnigen Bergbauernfinger dreckig machen, die abends mit Genuß der ausländischen Dame die Fut massieren, daß ihr der Saft bis in die Socken rinnt?« Und weiter: »Kollektion preußischer Titten und Mösen abzugeben. Erhaltungszustand mittel. Wenden Sie sich bitte an die Geschäftsleitung.« (Willi Winkler besingt und zitiert Walter Klier) 161
Im übrigen finden wir in der Zeit die üblichen Ungalantheiten: Da heißt es über Hilde Benjamin: »Eine kalte Richterin: Kalt, hartherzig, parteilich waltete sie ihres hohen Amtes.« 162 Der Artikel über Yoko Ono trägt den Titel: »Neues vom Nachlaßhai«, und über Waltraud Anna Mitgutsch schreibt Walter Klier, dessen nervtötende Titten-und-Mösen-Sprache von seinem Bewunderer Willi Winkler so liebevoll zitiert wurde, in der Zeit Nr. 13: »Mit jenem nervtötenden Sprach-Instrumentarium, das seit dem >Tod des Märchenprinzen< gern ausschließlich der Frauenliteratur zugeordnet wird, erzählt sie die Geschichte einer Mutter und ihres behinderten Kindes.« 163
Im Stern hat mir besonders folgende Passage mißfallen: »Die Säulenheilige der modernen Frauenliteratur [gemeint ist Virginia Woolf] laborierte gleich nervös an ihrer Prosa und ihrer Psyche. Ihre Krisen und schizophrenen Schübe schreiben Biographen einer blockierten Sexualität zu, ihrer ungelösten Frigidität und nicht ausgelebten Bisexualität.« 164 Das ist nicht nur frauenfeindlich und erschütternd oberflächlich; es ist auch schlecht recherchiert: Bio-graph innen schreiben Virginia Woolfs lebenslanges Martyrium der Tatsache zu, daß sie schon als Kind von ihren erwachsenen Halbbrüdern sexuell terrorisiert, »mißbraucht«, wurde. 165
Na ja, und dann der Spiegel. Wir wissen es ja, und ich könnte seitenlang zitieren. Statt dessen begnüge ich mich mit einigen wenigen Ekelproben. Zunächst aus dem Hemingway-Artikel, der übrigens den Titel trägt »War Papa Mamas Opfer?«: »Miss Gertrude Stein in Paris, die kolossale Muse der amerikanischen Exil-Literaten, die den jungen Schriftsteller huldvoll aufnahm in ihrem Salon, die er liebend gern gefickt hätte, wenn sie nicht lesbisch gewesen wäre [d. h.: wenn sie ihn gelassen hätte]. Wurde sie nicht >zum allumfassenden Ersatz für Grace< [d. h. für seine Mutter, Grace Hemingway]?« 166 Übrigens: Stein war nicht nur »Muse«, sondern vor allem selbst Schriftstellerin, eine Klassikerin der Moderne.
Und weiter geht es mit dem beliebten Spiel »Mutter ist an allem schuld«: »Um ihn strikt unter Verschluß zu halten und den dennoch auftretenden Druck abzulassen, spendiert ihm seine Mutter regelmäßig eine Hure. Die Liebe lernt Martin nur als erdrückende mütterliche Bevormundung oder als professionelle Dienstleistung kennen.« [Aus der Rezension des Films »Camomille« von Mehdi-Charef.
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