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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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vergessen“, sagte Gruber, machte aber keine Anstalten, wieder zu verschwinden.
    „Braun, hast du einen Moment Zeit, wir müssen reden“, sagte er dann nach einer längeren Pause.
    „Sorry, Gruber, das passt jetzt überhaupt nicht. Ich habe Jimmy versprochen, dass wir seine Großmutter besuchen“, erwiderte Braun und wollte an Gruber vorbeigehen, doch dieser packte ihn am Arm, um ihn zurückzuhalten.
    „Es ist wichtig, Braun! Nur eine Minute!“
    „Nochmals, Gruber, lass mich wenigstens heute mit deinen Problemen mit Lenka in Ruhe“, knurrte Braun genervt, spürte bereits die Nässe an seinem Hals raufkriechen. Er riss sich los und rannte auf seinen Wagen zu.
    „Es geht nicht um Lenka. Es geht um dich, Braun!“, glaubte er Gruber durch den Regen noch rufen zu hören, doch da war er bereits in seinen Wagen eingestiegen und hatte den Motor gestartet, um zu einem Treffen zu fahren, bei dem die schwarzen Seelen der Vergangenheit wieder aus ihren Löchern kriechen würden.

52. Ein Wiedersehen macht keine Freude

    Tony Braun stand vor der Friedhofsmauer, an der eine Unmenge von Steintafeln hing, von denen manche auch ein Foto hatten und andere wiederum nichts außer einem Namen und einem Datum. Die grünstichig feucht glänzende Mauer erinnerte ihn an eine Klagemauer und sah im Regen noch deprimierender aus. Vor einer dieser einfachen Tafeln war Braun stehen geblieben und fixierte jetzt mit finsterer Miene die Regenpfütze zu seinen Füßen, dabei murmelte er aggressiv vor sich hin:
    „Dein Enkel Jimmy will sie besuchen, ich nicht, das kannst du mir glauben. Ich habe dir doch von Jimmy erzählt. Du hast ihn nie kennengelernt, aber glaube mir, dir würde er gefallen. Du weißt ja, wir hatten so unsere Schwierigkeiten, aber jetzt wohnt er bei mir.“
    Er machte eine Pause und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, da er spürte, wie ihm langsam die Tränen kamen. So war das immer, wenn er mit seinem Vater sprach. Sein Vater war zwar schon seit zwanzig Jahren tot, aber trotzdem spürte Braun noch immer seine Gegenwart, wenn er vor der schmucklosen Tafel stand, hinter der sich eine schlichte Urne mit der Asche seines Vaters befand.
    „Sie ist schuld, dass du tot bist“, flüsterte er. „Ich kann ihr das nie verzeihen, niemals!“ Wütend ballte er seine Fäuste. „Ich raste komplett aus, wenn ich sie sehe. Man hat mir gesagt, dass sie noch immer diesen Esoterikscheiß macht, um über die Runden zu kommen. Felix, mein ach so toller kleiner Bruder, unterstützt sie dabei auch. Felix war ja immer der Ruhigere von uns beiden. Felix ist jetzt ein anerkannter Wissenschaftler, auf den sie stolz ist, und ich bin bloß ein Scheißbulle!“ Er atmete tief durch und hielt sein Gesicht in den Regen, um sich ein wenig abzukühlen.
    „Sie hat dich damals in den Tod getrieben und heute soll ich Jimmy zu ihr bringen, bloß weil der seine Großmutter gerne sehen würde, mit diesem ganzen Familienscheiß, auf den er jetzt so abfährt!“ Wütend stampfte er auf und das Wasser der Pfütze schwappte in seine Springerstiefel.
    Auf dem Parkplatz vor dem Friedhof wurde bereits wie verrückt gehupt und am Klang wusste Braun, dass es die Hupe seines Range Rovers war, in dem Jimmy auf ihn wartete. Jimmy, der wieder ungeduldig war und der sich geweigert hatte, ihn auf den Friedhof zu begleiten, da er „alles, was mit dem Tod zu tun hat“, hasste. Das auszusprechen, hatte übrigens Jimmys Therapeutin ihm geraten.
    „Okay, Vater“, seufzte er schließlich. „Du hast ja recht, man soll die alten Geschichten ruhen lassen. Das macht dich auch nicht mehr lebendig. Jetzt geht es um Jimmy, ich verstehe, was du mir sagen willst. Aber ich kann nun einmal nicht aus meiner Haut heraus und ich finde das alles absolut zum Kotzen und das werde ich ihr auch mitten ins Gesicht sagen!“ Damit war alles gesagt und Braun holte noch eine einzelne Zigarette aus seiner Sakkotasche, knickte den Filter ab und legte sie auf den oberen Rand der Tafel, wo sie sich langsam im Regen auflöste. Sein Vater hatte immer diese filterlosen Zigaretten geraucht und sich, wenn er gut gelaunt war, eine hinter das Ohr gesteckt. Wie ein richtiger Prolet, hatte seine Mutter dazu gesagt. Er hatte nicht einmal die Gelegenheit gehabt, an Lungenkrebs zu sterben, denn er hatte sein Sterben selbst in die Hand genommen.
    Langsam ging er durch die Regenpfützen zurück zum Parkplatz. Spürte nichts. Keinen Regen. War wie benommen.
    Stieg in seinen Range Rover.
    „Mann,

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