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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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einem Zopf gebunden. Über seinem beachtlichen Bauch spannte sich ein verwaschenes Neil-Young-T-Shirt und seine Augen waren hinter den dicken, verschmierten Brillengläsern fast nicht zu erkennen. Er atmete schwer und seine Gesichtsfarbe war ungesund bleich.
    „Sie sind also Giorgio Miller?“ Elena Kafka betrachtete den Mann von oben bis unten. „Braun hat mir erzählt, dass er immer donnerstags Nacht die Moderation des Talk Radios in Ihrem Sender macht. Ich hatte leider noch keine Gelegenheit, eine seiner Sendungen als ,Nighthawk‘ zu hören.“
    Miller erzählte ihr von dem Gespräch, das er mitangehört hatte, und beschrieb die Männer sehr vage als „Boxertypen“ mit kurzgeschorenen Haaren, aber ansonsten könne er nichts Brauchbares liefern.
    „Verflucht!“, sagte Miller. „Wenn ich ihn gewarnt hätte, dann wäre das alles nicht passiert, aber ich hatte wieder diese verdammten Herzbeschwerden!“
    „Herzbeschwerden haben wir manchmal alle“, antwortete Elena Kafka kryptisch und ließ den niedergeschlagenen Miller einfach auf dem Parkplatz zurück. Sie ging um die Ecke, stieg langsam die Rampe zu dem Studio hoch und starrte auf das brachliegende Feld hinter dem Schlachthof, auf dem jetzt mehrere Hunde dahinkläfften und ein Holzschuppen in Flammen stand. Ihr Handy klingelte und mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck nach einem Blick auf die Nummer nahm sie das Gespräch entgegen.
    „Ja, du hast das in den Nachrichten richtig gesehen. Es gab eine Explosion und einer meiner Leute schwebt in Lebensgefahr. Sie wissen nicht, ob er durchkommt.“
    Sie hörte zu, was der Anrufer zu sagen hatte, und klopfte sich währenddessen mit der anderen Hand eine Zigarette aus ihrer zerknautschten Packung. Das Leben kann so kurz sein, dachte sie, als sie ihr Feuerzeug aufschnappen ließ und sich die Zigarette anzündete. Sie hatte gerade den ersten Zug getan, als ein schwarzer PT-Cruiser mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz abbremste. Die Wagentür wurde aufgerissen und ein großer Mann stürzte auf das Autowrack zu.
    „Was ist passiert?“, brüllte Paul Adrian und drehte sich hektisch im Kreis.
    „Es gibt einen schwer verletzten Kollegen, der bereits auf dem Weg ins Krankenhaus ist“, informierte ihn ein Beamter. Adrian rannte auf die Rampe zu, wo Elena Kafka noch immer telefonierte.
    „Ich weiß, ich habe noch eine Woche, dann machst du deine Drohung wahr!“ Sie zog hektisch an ihrer Zigarette. „Ist das deine Rache? Ist es das, was du immer wolltest? Ist dir der Tod nur recht, um endlich etwas gegen mich in der Hand zu haben?“
    „Er lebt also noch!“, wurde sie von Paul Adrian mitten aus dem Gespräch gerissen.
    „Ich melde mich, wenn es etwas Neues gibt“, sagte sie noch schnell in ihr Handy und trennte dann die Verbindung.
    „Es sieht nicht gut aus. Er liegt im Koma und wird die Nacht vielleicht nicht überleben. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen.“ Sie schnippte ihre Zigarette in hohem Bogen durch die schwarze Nacht. „Sie werden hier jedenfalls noch nicht gebraucht!“
    Elena Kafka versuchte ein kleines Lächeln und auch Adrians Wut löste sich in dem nächtlichen Regen auf.
    „Zum ersten Mal, dass ich an einen Tatort komme und mich freue, dass ich umsonst gerufen wurde“, sagte er. Dann straffte er seine Schultern und ging langsam zu seinem Wagen zurück. „Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden über seinen Zustand!“, rief er noch zu Elena Kafka, bevor er in den PT-Cruiser stieg.
    Als der Wagen mit Paul Adrian verschwunden war, löste sich ein dunkler Schatten von der Hauswand und nickte Elena Kafka kurz zu.
    „Ich riskiere alles, wenn ich dabei mitmache“, flüsterte sie und zündete sich eine neue Zigarette an. „Aber die Sache ist es mir wert!“
    Gierig sog sie den Rauch ihrer Zigarette ein und drehte sich auf dem Absatz um, ohne noch einen einzigen Blick nach hinten auf den Schatten zu werfen.

57. Die Flucht aus der Klinik

    Um 2:05 Uhr hatte Kim Klinger ihr Handy bereits mehrmals in die Hand genommen, um zu überprüfen, ob vielleicht der Empfang gestört wäre. Doch die Balken der Anzeige waren vollzählig da und so konnte sie nur warten. Von einer merkwürdigen Unruhe getrieben, hielt sie es um 2:15 Uhr nicht mehr länger aus und wählte die Nummer von Tony Braun. Doch sie kam nur auf seine Mailbox und legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte er noch nie auf die „Long Distance Calls“ vergessen, eher war sie

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