Alle muessen sterben
sehen.
„Verdammt, Lenka!“, schrie Braun jetzt noch hektischer, denn Petersens Gesicht hatte alle Farbe verloren und seine Beine begannen wie verrückt auf den Boden zu schlagen. „Lenka, er stirbt! Ruf einen Arzt!“
Lenka nickte bloß und tappte zum Heizkörper, beugte sich über Petersen, noch immer hielt sie das Messer in der Hand.
„Stirbt er?“, flüsterte sie und ihr scharfer Crack-Atem strich über Brauns Gesicht. „Er weiß, dass er stirbt. Ich kann es in seinen Augen erkennen!“
„Scheiße, Lenka! Warum tust du das? Ich brauche sein schriftliches Geständnis, damit ich alle diese Schweine verhaften kann, die für die Morde und auch für Dominiks Tod verantwortlich sind.“
„Ha! Ich hab’s gewusst! Dominik ist tot!“
„Scheiße! Ja, er ist tot, ich habe es auch gerade zuvor erfahren. Deshalb muss dieses Schwein dafür ins Gefängnis. Und zwar lebenslänglich. Also ruf den Notarzt!“
„Das macht ihn auch nicht mehr lebendig.“ Gleichgültig schüttelte Lenka den Kopf. „Hast du gewusst, dass ich in Chisinau Mathematik studieren wollte, früher, als es noch eine Zukunft gab. Anders als meine Schulkolleginnen habe ich Mathematik spannend gefunden. Diese verschlungenen Pfade, das logische Denken, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Doch wie immer scheiterte alles am Geld. Deshalb dachte ich logisch und arbeitete ein wenig in einer Peep-Show. Ist ja auch nichts dabei, die Beine zu spreizen und geil mit dem Hintern zu wackeln.“ Lenka schniefte laut. „Aber es ist doch etwas dabei. Du siehst ja selbst, was der Sex aus mir gemacht hat, tiefer und tiefer bin ich abgerutscht, bis ich ganz unten gelandet bin. Là-bas! Das Buch hat mir ein Kunde geschenkt. Er nannte sich Huysmans, wie der Dichter. Sadismus war eine Marktlücke und ich habe sie gefüllt.“
„Scheiße, Lenka, halt endlich die Klappe und ruf den Notarzt!“, schrie Braun genervt und drehte sich dann wieder zu Petersen.
Dieser röchelte, schien Braun nicht mehr zu hören, das Zittern hatte jetzt auch seinen Oberkörper erreicht und Braun wusste, dass Petersen keine Chance mehr hatte. Trotzdem drückte er mit seinen Fingern auf dessen Schlagader, obwohl immer mehr Blut über Petersens Leopardensakko schoss und irgendwo zwischen seinen Beinen über den Boden rann.
„In der Hölle wartet man bereits auf dich!“ Lenka beugte sich ganz nahe zu Petersens Ohr und als Braun sie wegstoßen wollte, fuchtelte sie mit dem Klappmesser vor seinem Gesicht herum. „Lass mich sofort in Ruhe!“, kreischte sie. „Ich will ihm beim Sterben zusehen. Ich will das genießen. Jawohl, es macht mir Spaß, dieses Schwein krepieren zu sehen!“ Ihre Hand mit dem Messer zitterte und unkontrolliert schossen ihr die Tränen über die Wangen. „Ich will sehen, wie dieses Dreckschwein elend verreckt!“ Ihre Stimme überschlug sich und Petersen bäumte sich plötzlich auf, hob den Kopf und blickte völlig überrascht von Braun zu Lenka.
„Was passiert mit mir?“ Seine Stimme war kaum noch zu hören, wurde von seinem pfeifenden Atem und Lenkas hysterischem Gelächter begraben, nur Braun, der die Halsschlagader nun mit beiden Händen zuhielt, konnte ihn verstehen.
„Du stirbst! Du fährst in die Hölle!“, kreischte Lenka, ging in die Knie und krabbelte über den Boden aus Brauns Blickfeld.
„Ich, ich ...“ Mehr brachte Petersen nicht mehr heraus, noch einmal bäumte sich sein Körper auf, seine Hand klapperte mit der Handschelle gegen das Heizrohr und er schlug mit dem Hinterkopf gegen die Lamellen des Heizkörpers. Dann erschlaffte sein Körper und Braun nahm seine blutverschmierten Hände von Petersens Hals, es war vorbei.
Hinter sich hörte er jetzt ein scharrendes Geräusch und das charakteristische Klacken, wenn der Schlitten einer Pistole zurückgezogen wurde, um sie scharf zu machen.
Scheiße, dachte Braun und drehte sich blitzschnell um, doch es war zu spät. Lenka stand vor ihm und hielt seine Glock, die er bei dem kurzem Handgemenge verloren hatte, mit beiden Händen umklammert.
„Lenka, ich bin es, Tony Braun, der Partner von Dominik“, sagte Braun ruhig und ging in die Hocke, um im geeigneten Moment auf Lenka loszuspringen und ihr die Waffe zu entreißen. Lenka schien das zu spüren, denn sie wich langsam zur rückwärtigen Wand zurück.
„Ich weiß, wer du bist, und du brauchst auch keine Angst vor mir zu haben, Braun!“ Sie lehnte an der Wand schob sich seitlich zur Tür, atmete tief durch. „Weißt du, dass Dominik
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