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Alle muessen sterben

Alle muessen sterben

Titel: Alle muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Schiller
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Fahrertür. „Wer außer uns weiß noch davon, dass der Augenzeuge Fotos von dem Boot mit dem brennenden Tim Kreuzer gemacht hat?“
    „Niemand! Nur die Polizisten in Gmunden. Die Presse hat keine Ahnung davon, die wissen nur, dass es einen spektakulären Mord gegeben hat“, antwortete Gruber.
    Berger schnippte mit den Fingern, als würde er einen Kellner rufen. „Das heißt, der Sprayer, der deine Fahrertür verschönern wollte, hat ein Motiv verwendet, von dem er eigentlich gar nichts wissen konnte und das so ähnlich auch bei dem Mord vorkommt?“
    „Genau! Jonas Blau, dieser Sprayer, hat den Flammenmord in seinem Motiv dargestellt.“ Schnell blätterte Braun ein Foto nach dem anderen durch. „Es besteht kein Zweifel. Die Fotos des Augenzeugen und das Graffiti auf meiner Wagentür stimmen in wesentlichen Punkten überein.“
    „Also, wenn Jonas Blau kein Hellseher ist, und davon gehe ich einmal aus, dann muss er den Mord gesehen haben. Woher sollte er sonst das Bildmotiv kennen.“ Mit leuchtenden Augen drehte Chiara an einem ihrer vom Regen nass triefenden Zöpfe. Das logische Zusammentragen von winzigen Puzzleteilen zu einem Gesamtbild faszinierte sie.
    „Wieso soll er den Mord nur gesehen haben?“ Berger runzelte skeptisch die Stirn und schob seine schwarze Strickmütze vor und zurück. „Ich habe lange genug auf der Straße gearbeitet, um zu wissen, dass Sprayer und Junkies keineswegs alles Unschuldslämmer sind, denen das Leben übel mitgespielt hat. Grundsätzlich gehe ich immer vom Schlimmsten aus und kann daher nur angenehm überrascht werden. Für mich ist Jonas Blau unser Mörder!“
    „Du hältst wohl nicht viel von der Menschheit, Berger?“ Braun schob die Fotos wieder in eine Hülle und ging mit schnellen Schritten zurück in die Halle.
    „Ziemlich gewagte Theorie, Berger“, meinte Gruber. „Wie soll das funktionieren? Der Mord war ziemlich genau um null Uhr dreißig.“
    „Wann hast du den Sprayer erwischt, Braun?“, wollte Berger wissen.
    „Ich habe den Sprayer um zehn Minuten nach zwei gefasst.“ Er dachte kurz nach. „Ich weiß das so genau, weil ich kurz zuvor aus dem Hafenstern gekommen bin und versucht habe, eine Freundin von mir anzurufen.“
    „Ach ja, deine Freundin“, konnte sich Gruber eine ätzende Bemerkung nicht verkneifen.
    „Na bitte!“, sagte Berger im Brustton der Überzeugung. „Jonas Blau, der Sprayer, hätte jede Menge Zeit für den Mord gehabt. Hört mir jetzt einmal alle zu: Jonas Blau hat Tim Kreuzer unschädlich gemacht, dann das Boot hinaus auf den See geschleppt, die Lunte angezündet, ist dann wieder zurück ans Ufer gerudert und konnte sogar noch überprüfen, ob sein mörderischer Plan auch wirklich funktioniert. Als er dann den brennenden Tim Kreuzer mitten auf dem See sah, fuhr er entspannt von Gmunden zurück nach Linz. Für mich passt alles perfekt zusammen.“
    „Fragt sich nur, warum er ausgerechnet diesen Wagen mit seinem Motiv besprüht?“, warf Gruber ein. „Den Wagen vom Chef der Mordkommission mit dem Motiv, das einem Mord ähnelt. Ich meine, das ist wirklich bescheuert oder will er damit auf seine Tat aufmerksam machen?“
    „Eine gute Frage, Gruber, wirklich eine gute Frage!“ Nervös ging Braun vor der Bühne auf und ab und tippte sich mit einem Zeigefinger auf die Oberlippe. „Er wusste nicht, dass ich Polizist bin! Da bin ich mir sicher. Andererseits hat er auf mich nicht den Eindruck gemacht, als würde er sich vor Angst anscheißen, bloß weil ich von der Polizei bin. Vielleicht war das nur ein Zufall?“
    „Entschuldige, Braun. Aber du sagst doch immer selbst, dass es keinen Zufall gibt.“ Chiara krauste ihre Nase.
    „Das stimmt, Chiara“, gab ihr Braun Recht. „Es gibt keinen Zufall. Jede Handlung folgt einem bestimmten Muster. Wir müssen nur dieses versteckte Muster erkennen. Das ist unsere Aufgabe.“
    „Warum hat er überhaupt anschließend noch gesprayt, wenn er zuvor einen Mord begangen hat? Das ist doch anstrengend. Ich würde mich schlafen legen.“ Berger zwinkerte Braun zu, um zu zeigen, dass er es nicht so ernst gemeint hatte.
    „Auf mich machte der Kerl einen zwanghaften Eindruck“, erinnerte sich Braun. „Er muss einfach sprayen. Man kann diese Menschen nicht mit normalen Maßstäben messen. Es ist ja auch nicht normal, jemanden an einen Mast zu binden und bei lebendigem Leib zu verbrennen.“
    „Wie gehen wir weiter vor?“, fragte Gruber und holte sein Handy, das soeben eine eingehende SMS

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