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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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den Raum. »Nicht freiwillig. Aber ich habe bestimmte Dinge über die Nachwirkung von Drogen gelesen. Dass die Leute plötzlich Dinge von früher wieder erleben können. Vorgänge, die ihre Wahrnehmung der Realität verändern. Ich glaube, so etwas muss sie gehabt haben. Eine Art Nervenzusammenbruch.«
    »Und glauben Sie das auch jetzt noch?«
    Er verschränkte die Arme fest über seiner schmalen Brust. »Ich glaube, sie ist tot. Ich glaube, sie hatte so etwas wie einen Zusammenbruch, der bewirkte, dass sie uns verließ. Und dann passierte etwas anderes. Jemand hat sie umgebracht. Oder der Teufel sprach zu ihr und überredete sie, sich selbst umzubringen. So hatte sie nie eine Gelegenheit, zu bereuen und zurückzukehren. Was soll denn sonst passiert sein?«
    »Sie glauben nicht, dass sie mit einem anderen Mann weggegangen ist? Um ein neues Leben anzufangen?« Er sagte nichts, schüttelte einfach den Kopf, den Mund zu einer dünnen, angespannten Linie zusammengepresst. »Sie hatte ja zuvor auch schon einmal ihre Vergangenheit hinter sich gelassen, Mr. Calder.«
    »Sie hätte das Kind nicht hiergelassen. Sie wusste, dass wir nicht gut miteinander auskamen, ich und Jennifer. Sie hätte Vorkehrungen getroffen. Sie hätte sich darum gekümmert, dass Jennifer versorgt war.« Er wandte sich ab, ging zum Fenster hinüber und schaute, mit den Fäusten aufs Fensterbrett gestützt, auf die Straße hinaus.
    »Ich habe Jennifers Buch gelesen«, sagte Charlie.
    Er fuhr herum, und sein Gesicht war eine Grimasse der Verachtung. »Dieses abscheuliche Machwerk? Sie besaß die Unverfrorenheit, mir ein Exemplar zu schicken. Ich habe es weggeworfen. Ich dulde die Worte Satans nicht in meinem Haus.«
    »Sie wissen also nicht, dass Jennifers Bericht über diesen letzten Morgen sich von der Version in den Polizeiakten unterscheidet?«
    »Wie könnte ich? Ich würde meinen Augen dieses Gewäsch nicht zumuten. Lassen Sie mich Ihnen sagen, Dr. Flint, ich wünschte, ich hätte das Geld, sie zu verklagen. Dieses Buch ist von Anfang bis Ende eine schmutzige Verleumdung. Deshalb überrascht es mich nicht, dass Sie sie bei einer Lüge ertappt haben. Ich habe Tag und Nacht für die Seele dieses Mädchens gebetet, und so hat sie es mir vergolten. Aber was kann man von einer perversen Person erwarten?«
    »Sie schreibt, dass Sie und ihre Mutter versuchten, für sie eine Ehe zu arrangieren. Dachten Sie an so etwas, als Sie sagten, Jennifer hätte Vorbereitungen getroffen?«
    »Genau«, rief er jetzt triumphierend. »Wir hatten schon Pläne gemacht. Pläne, darf ich sagen, die Jennifer vor diesem Leben der Schande hätten bewahren können, auf das sie sich jetzt eingelassen hat. Es hätte nicht mehr lange gedauert, da hätte sie geheiratet. Selbst wenn man annimmt, dass Jenna beschlossen hatte wegzugehen, hätte sie doch diese kurze Zeit noch abgewartet. Sie wäre nicht einfach so aus einer Laune heraus weggerannt. Ohne weitere Erklärung. Wie ein Nervenzusammenbruch. Es konnte kein anderer Mann sein. Das hätte warten können, verstehen Sie.«
    »Jennifer war an dem Tag nicht in der Schule«, sagte Charlie. »Haben Sie sich jemals gefragt, ob sie mehr wusste, als sie behauptete?«
    Calder schüttelte den Kopf. »Jenna war weg, als sie vom Zahnarzt zurückkam. Jennifer legte sich ins Bett, weil sie sich schlecht fühlte, deshalb bemerkte sie nicht, dass ihre Mutter nicht zurück war, bis ich nach Hause kam. Ich ließ sie hier, als ich losging, um nachzusehen, ob Jenna noch unten in den Riverdale Wohnungen war. Aber dort war alles leer und abgeschlossen. Als ich den Hausmeister fand, sagte er, es wären an diesem Tag nur ein paar von den Helfern da gewesen und hätten noch einige Sachen fertig gemacht. Er war sich ziemlich sicher, dass Jenna nicht dabei gewesen war. Als ich nach Haus kam und es Jennifer berichtete, war sie verstört. Ich merkte, dass sie wirklich durcheinander war. Sie spielte das nicht. Sie war erst sechzehn und keine gute Schauspielerin. Man wusste im Allgemeinen, was Jennifer fühlte«, sagte er bitter. »Sie ließ uns da nicht im Unklaren.«
    »Der Widerspruch, den ich erwähnte, zwischen Jennifers Buch und ihrer Aussage hat mit dem Besuch beim Zahnarzt zu tun. Sie erwähnt in ihrem Buch überhaupt keinen Zahnarzt. Sie schreibt, sie sei morgens zu der Wohnung gegangen, die sie aber verschlossen vorfand, und alles sei verlassen gewesen. Aber Sie erzählten gerade, dass der Hausmeister Ihnen sagte, es seien ein paar Leute da gewesen,

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