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Alle Rache Will Ewigkeit

Alle Rache Will Ewigkeit

Titel: Alle Rache Will Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Sie hereinlasse«, sagte er und schob trotzig den Unterkiefer vor.
    »Kein Problem.« Charlie zeigte ihren Ausweis vom Innenministerium vor.
    »Sie sind von weit her gekommen«, sagte Calder, öffnete die Tür und machte ihr ein Zeichen, dass sie eintreten solle. Der Flur war so kahl und kalt wie die Straße draußen. Auf den gewöhnlichen, versiegelten Holzdielen lag kein Läufer, um für etwas Farbe zu sorgen; die cremefarbenen Wände waren schon lange Zeit nicht mehr gestrichen worden. Ein schwacher, abgestandener Geruch nach gekochtem Fleisch lag in der Luft. Das Zimmer, in das er sie führte, bot wenig Behaglichkeit. Die dreiteilige Sitzgarnitur mit Holzrahmen sah aus, als wäre sie eine Kopie der Nachkriegsmöbel aus den sechziger Jahren. Die Kissen waren dünn und zusammengedrückt. Ein halbes Dutzend harter Stühle stand an der Wand. Der einzige Schmuck waren drei sorgfältig verzierte Stickmustertücher mit Bibelsprüchen. Selbst aus der Entfernung konnte Charlie erkennen, dass sie hervorragend gearbeitet waren. »Was für schöne Stickerei«, sagte sie und trat näher an eines heran, um es sich anzuschauen.
    »Meine Mutter hat das gestickt.« Calder sagte es so kurz und knapp, als sei das Thema damit abgeschlossen. Er bot Charlie einen Stuhl an, setzte sich selbst aber nicht. Er blieb stattdessen vor dem nicht angezündeten Gasofen stehen, die Hände in den Taschen seiner weiten grauen Strickjacke zu Fäusten geballt. Tee oder Kaffee bot er nicht an. »Ich muss sagen, ich bin froh, dass Jenna nicht ganz von der Polizei vergessen worden ist. Den Polizisten vor Ort hier ist das alles egal.«
    »Es war die Polizei von hier, die vorgeschlagen hat, dass die Sache zu unseren Fällen passen könnte«, sagte Charlie. Eine kleine Notlüge, aber die Polizei von Northumbria war ja nett zu ihr gewesen. Sie verdiente, dass ihre Freundlichkeit erwidert wurde. »Ich kenne die Umstände, wie und wann Ihre Frau verschwand«, fügte sie hastig hinzu, denn sie hatte wenig Lust auf eine weitere Wiederholung der Tatsachen. »Ich habe die Akten gesehen. Aber Sie kannten Ihre Frau besser als irgendjemand sonst, und es interessiert mich, welche Theorie Sie zu den mutmaßlichen Geschehnissen haben. Was war Ihre erste Reaktion, als Ihnen klarwurde, dass sie nicht zu Haus war, wo sie doch sein sollte?«
    Sein Gesicht zuckte, und nach Schmerz erschien darauf Verlegenheit. »Ich weiß, es klingt albern, aber mein einziger Gedanke war, dass sie entführt worden sei.«
    »Sie glaubten nicht, dass sie vielleicht einen Unfall hatte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wäre informiert worden. Jenna hatte immer ihre Handtasche mit den Angaben zu ihrer Person dabei.«
    Es war merkwürdig, sich gerade in einer solchen Sache so eindeutig festzulegen, dachte Charlie. »Aber warum hätte jemand Ihre Frau entführen sollen?«
    »Wir gehörten …« Er unterbrach sich. »Ich gehöre einer evangelikalen christlichen Kirche an. Wir kämpfen aktiv gegen die Sünde, die wir in unserer Gesellschaft sehen. Um die Zeit herum, als Jenna verschwand, protestierten wir energisch dagegen, dass eine Pension für Homosexuelle hier in Roker eröffnet werden sollte. Wir bekamen immer mehr Unterstützung. Ich fragte mich, ob sie entführt worden sei, damit wir einen Rückzieher machten. Damals dachte ich – und das denke ich immer noch –, dass diese Kreaturen zu allem fähig sind.«
    Charlie hatte immer schon diese Augenblicke gehasst, wenn sie nicht gegen den Fanatismus ankämpfen konnte, weil es wichtiger war, Informationen zu erhalten, als es mit engstirnigen Zeitgenossen aufzunehmen. Also schluckte sie lieber ihre scharfe Erwiderung hinunter und sagte: »Aber Sie mussten diese Theorie aufgeben, als Sie entdeckten, dass Ihre Frau einen Koffer gepackt hatte?«
    Calder kaute auf seiner Unterlippe herum. »Es schien, dass ich mich geirrt haben könnte.«
    »Und was dachten Sie dann?«
    Er stieß einen scharfen kurzen Seufzer aus. »Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Soweit ich wusste, führten wir eine Ehe, die noch genauso gut war wie früher. Ich hatte keine Anzeichen an Jenna entdeckt, dass irgendetwas zwischen uns nicht in Ordnung war.« Er schaute hoch zur hinteren Ecke des Zimmers. »Aber Jenna war nicht von Anfang an in der Kirche gewesen. Sie hatte ein Leben schrecklicher Sünde hinter sich, bevor sie im Blut des Lamms wiedergeboren wurde.«
    »Glauben Sie, dass sie zu diesem Leben zurückkehrte?«
    Sein Blick streifte Charlie auf dem Weg durch

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