Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Robotergeschichten

Alle Robotergeschichten

Titel: Alle Robotergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
unter den sanften Berührungen seiner nichtmenschlichen Finger geschwitzt hatte, blickte in den Spiegel und sah sich sprachlos einer Erscheinung gegenüber, an deren Schönheit sie sich erst gewöhnen mußte. Dann sagte sie stockend, ohne die Augen von ihrem faszinierenden Spiegelbild abzuwenden: »Ja, Tony, sehr gut – für den Anfang.«
    In ihren Briefen an Larry schrieb sie nichts davon. Sie wollte ihn überraschen. Und es war nicht nur sein Erstaunen, auf das sie sich freute. Es sollte eine Art Rache sein.

    Am folgenden Morgen sagte Tony: »Es wird Zeit, mit den Einkäufen anzufangen, und ich darf das Haus nicht verlassen. Wenn ich genau aufschreibe, was wir haben müssen, Mrs. Belmont, kann ich dann darauf vertrauen, daß Sie es besorgen? Wir brauchen Vorhänge, Tapeten, Möbelbezugsstoffe, Auslegeteppiche, Farben, Kleider und eine Menge anderer Dinge.«
    »Diese Sachen lassen sich nicht auf einen Streich anschaffen«, sagte Claire zweifelnd.
    »Ganz gewiß, wenn Sie sich Zeit nehmen, die Stadt absuchen und genug Geld zur Verfügung haben.«
    »Aber Tony, gerade das ist ein Hindernis.«
    »Durchaus nicht, Mrs. Belmont. Gehen Sie zuerst zu meiner Firma. Ich werde Ihnen eine Notiz mitgeben. Sie gehen damit zu Dr. Calvin und erklären ihr, daß ich gesagt habe, es gehöre zum Experiment.«

    Diesmal fürchtete sie sich nicht vor Dr. Calvin. Mit ihrem neuen Gesicht und der neuen Frisur konnte sie selbstbewußter auftreten als die alte Claire. Die Psychologin hörte ihr aufmerksam zu, stellte ein paar Fragen, nickte – und dann ging Claire mit einem stattlichen Scheck bewaffnet hinaus.
    Es ist wunderbar, was Geld bewirken kann, und Claire kostete es aus. Einmal, als ein distinguierter Mann in einem der vornehmsten Modesalons ihre Beschreibung der benötigten Kleidungsstücke mit geringschätzigem Naserümpfen und überlegen-herablassenden Gegenvorschlägen quittiert hatte, rief sie Tony an, sprach mit ihm und hielt dem Monsieur, der seine Erklärungen mit einem unechten französischen Akzent unterlegt hatte, den Hörer hin.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte sie mit fester Stimme, »hätte ich es gern, wenn Sie mit meinem – äh – Sekretär sprechen würden.«
    Der Mann schritt gravitätisch und mit einem hinter dem Rücken angewinkelten Arm zum Telefon, nahm den Hörer mit zwei Fingern und sagte spitz: »Ja?«
    Es folgte eine kurze Pause, ein weiteres »Ja«, dann eine wesentlich längere Pause, ein kläglicher Anlauf zu einer Einwendung, der im Keim erstickt wurde, eine neue Pause, ein sehr schwaches »Ja«, und der Hörer wurde aufgelegt.
    »Wenn Madam mir folgen möchten«, sagte er verletzt und gedemütigt, »werde ich versuchen, Ihren Wünschen zu entsprechen.«
    »Eine Sekunde.« Claire lief zum Telefon zurück und wählte noch einmal. »Hallo, Tony. Ich weiß nicht, was Sie gesagt haben, aber es hat gewirkt. Danke. Sie sind ein …« Sie rang nach dem richtigen Wort, gab auf und endete mit einem quiekenden »ein – ein lieber Kerl!«
    Als sie sich vom Telefon abwandte, sah sie sich plötzlich Gladys Claffern gegenüber. Einer etwas amüsierten und leicht verblüfften Gladys Claffern, die sie mit schräg geneigtem Kopf ansah.
    »Mrs. Belmont?«
    Claires mühsam aufgebautes Selbstbewußtsein zerbröckelte. Sie konnte nur noch nicken, stumm wie eine Marionette.
    Gladys Claffern lächelte ironisch: »Ich wußte nicht, daß Sie auch hier einkaufen.« Es klang, als hätte der Mode salon durch diese Tatsache in ihren Augen jeglichen Stil und alle Exklusivität eingebüßt.
    »Gewöhnlich tue ich es nicht«, sagte Claire demütig.
    »Und haben Sie nicht auch etwas mit Ihren Haaren gemacht? Die Frisur ist wirklich – apart. Übrigens, ich hoffe, Sie werden es mir verzeihen, aber heißt Ihr Mann nicht mit Vornamen Lawrence? Ich glaube mich zu erinnern, daß er Lawrence heißt.«
    Claire preßte die Kiefer aufeinander, aber sie mußte es erklären. Es ging nicht anders. »Tony ist ein Freund meines Mannes. Er hat mir in einigen Dingen geholfen.«
    »Ich verstehe. Ein sehr lieber Freund, wie mir scheint.« Sie ging lächelnd weiter.

    Es machte Claire nichts mehr aus, daß sie sich an Tony wandte, wenn sie Trost und Zuspruch brauchte. Zehn Tage hatten sie von ihrem Widerwillen geheilt. Und nun konnte sie vor ihm sogar weinen; weinen und wüten.
    »Ich war eine Idiotin!« zürnte sie und zerrte an ihrem durchnäßten Taschentuch. »So etwas tut sie mir an. Ich weiß nicht warum. Sie tut es einfach, weil es

Weitere Kostenlose Bücher