Alle Robotergeschichten
Aussehen – offen gestanden, ich bin verblüfft.« Er lachte nervös. »Es ist etwas mit ihr selbst. Sie ist gar nicht mehr meine Frau – ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.«
»Warum auch? Sind Sie mit der Veränderung nicht zufrieden?«
»Im Gegenteil. Aber es ist auch ein bißchen beängstigend, verstehen Sie …«
»Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Gedanken machen, Mr. Belmont. Ihre Frau hat ihre Sache großartig gemacht. Ehrlich gesagt, hatte ich nie erwartet, daß das Experiment so vollständige und wertvolle Ergebnisse erbringen würde. Wir wissen jetzt genau, welche Korrekturen beim TNModell durchgeführt werden müssen, und das verdanken wir ausschließlich Ihrer Frau. Wenn ich ehrlich sein soll, glaube ich, daß Ihre Frau eine Beförderung mehr verdient hat als Sie.«
Larry zuckte sichtbar zusammen. »Solange es in der Familie bleibt …«, murmelte er wenig überzeugend und trat den Rückzug an.
Dr. Susan Calvin blickte ihm nach. »Das hat wehgetan – hoffentlich. Haben Sie Tonys Bericht gelesen, Bogert?«
»Gründlich«, erwiderte der Mathematiker. »Ich glaube, wir müssen das TN3-Modell ändern.«
»Ah, Sie denken also auch so?« fragte die Psychologin scharf. »Was haben Sie für Gründe?«
Bogert runzelte die Stirn. »Liegt es nicht auf der Hand, daß wir keinen Robot unter die Leute bringen dürfen, der sich in seine Hausherrin verliebt, wenn ich diesen Ausdruck einmal gebrauchen darf?«
»Verliebt! Bogert, Sie enttäuschen mich. Verstehen Sie denn wirklich nicht? Dieser Tony muß dem obersten Gesetz eines Robots gehorchen. Er durfte nicht zulassen, daß seiner Herrin Schaden zugefügt wird, und der drohte ihr durch ihr eigenes Unzulänglichkeitsgefühl. Er handelte ganz folgerichtig, denn welche Frau könnte dem schmeichelhaften Kompliment widerstehen, daß sie fähig sei, in einer kalten, seelenlosen Maschine Leidenschaften zu erwecken? Und er zog an jenem Abend vorsätzlich die Vorhänge zurück, damit die anderen sie sehen und beneiden sollten – ohne Claire Belmonts Ehe irgendwie zu gefährden. Ich glaube, das war sehr klug von Tony.«
»Denken Sie das wirklich? Was macht es schon aus, ob es ein Vorwand war oder nicht? Der Effekt bleibt derselbe. Lesen Sie den Bericht noch einmal. Sie hat ihn gemieden. Sie schrie, als er sie in die Arme nahm. Sie konnte in der letzten Nacht vor Hysterie kein Auge zutun. Das können wir nicht dulden.«
»Bogert, Sie sind blind. Sie sind so blind, wie ich es war. Das Modell TN3 wird umgebaut werden müssen, aber nicht aus Ihrem Grund. Ganz im Gegenteil. Seltsam, daß ich es anfänglich übersehen hatte, aber vielleicht liegt da bei mir selbst mangelndes Einfühlungsvermögen vor. Sie müssen begreifen, Bogert, eine Maschine kann sich nicht in einen Menschen verlieben, aber – auch wenn es schauerlich und absurd klingt – eine Frau kann sich in eine Maschine verlieben!«
Lenny
Die U.S. Robots and Mechanical Men hatte ein Problem. Das Problem waren Menschen.
Peter Bogert, Chefmathematiker, war gerade auf dem Weg zur Montageabteilung, als er Alfred Lanning, dem Forschungsleiter, begegnete. Lanning hatte sich über die Brüstung gebeugt und starrte mit gesträubten weißen Augenbrauen hinunter in den Computerraum.
Auf dem Geschoß unter dem Balkon lief ein dünner Strom von Menschen der unterschiedlichsten Altersstufen und beiderlei Geschlechts neugierig umher, während ein Führer einen auswendig gelernten Vortrag über das computergesteuerte Entwerfen von Robotern abspulte.
»Der Computer, den Sie vor sich sehen«, sagte er gerade, »ist der größte seiner Art auf der ganzen Welt. Er enthält fünf Millionen dreihunderttausend Cryotrone und kann gleichzeitig über hunderttausend Daten verarbeiten. Mit seiner Hilfe ist die U.S. Robots in der Lage, die positronischen Bahnen neuer Robotmodelle mit höchster Genauigkeit zu berechnen.
Mit dieser Tastatur werden die gewünschten Anforderungen in Lochmuster umgesetzt und einem Band eingespeist – es handelt sich, wenn Sie so wollen, um eine Art von hochkomplizierter Schreib- und Druckmaschine, mit dem einzigen Unterschied, daß sie nicht mit Buchstaben, sondern mit Ideen arbeitet. Sätze werden in ihre symbolischen gedanklichen Äquivalente zerlegt, die wiederum in Lochstreifenmuster umgewandelt werden.
Der Computer kann unseren Wissenschaftlern in weniger als einer Stunde den Entwurf eines Gehirns vorlegen, der sämtliche Positronenbahnen, die zur Herstellung eines Robots notwendig
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