Alle Robotergeschichten
gleichen Meinung sind die Maschinen. Deren erste Sorge ist daher, sich selbst für uns zu bewahren. Und so beseitigen sie ganz in der Stille diejenigen Elemente, die sie noch bedrohen können. Es ist keineswegs die ›Gesellschaft für Menschlichkeit‹, die Unruhe stiftet, um damit einen Grund für die Beseitigung der Maschinen zu liefern. Sie haben die Kehrseite der Medaille betrachtet. Sagen Sie lieber, die Maschinen machen die Schwierigkeiten – allerdings sehr kleine Schwierigkeiten, aber doch solche, die ausreichen, um diejenigen loszuwerden, die eine Gefahr für die Menschheit bedeuten.
Vrasayana verliert also seine Fabrik und bekommt einen Job, wo er kein Unheil anrichten kann – er kann immer noch seinen Lebensunterhalt verdienen, denn die Maschine darf einem Menschen ja keinen Schaden zufügen, und wenn, dann nur, um andere Menschen zu schützen. Consolidated Cinnabar verliert seine Quecksilbermine in Almaden. Villafranca ist nicht mehr Chefingenieur eines wichtigen Projekts. Und die Direktoren von Welt-Stahl verlieren ihren Einfluß auf dem Markt – oder werden ihn verlieren.«
»Aber das alles wissen Sie nicht«, beharrte Byerley. »Wie können wir dieses Risiko eingehen?«
»Sie müssen. Erinnern Sie sich an die Antwort der Maschine, als Sie ihr das Problem stellten? ›Diese Angelegenheit läßt keine Erklärung zu‹. Die Maschine hat nicht gesagt, daß es keine Erklärung gibt – sie wollte keine Erklärung abgeben. Warum nicht? Weil die Erklärung der Menschheit geschadet hätte – und deshalb können wir weiterhin nur raten.«
»Aber wieso kann die Erklärung uns schaden, wenn ich einmal unterstelle, daß Sie recht haben, Susan.«
»Stephen, wenn ich recht habe, so bedeutet das, daß die Denkmaschinen die Zukunft für uns lenkt, und zwar nicht nur durch direkte Antworten auf direkte Fragen, sondern auch durch allgemeine Antworten auf die Weltsituation und auf menschliche Psychologie als Ganzes. Das zu wissen, mag uns unglücklich machen und unseren Stolz verletzen. Die Maschine aber kann und darf uns nicht weh tun. Stephen, wie können wir wissen, was letztlich gut ist für die Menschheit? Uns stehen die unendlich vielen Faktoren nicht zur Verfügung, die die Maschinen besitzen. Vielleicht ist es ein gutes Beispiel, wenn ich sage, daß unsere ganze technische Zivilisation mehr Unglück und Elend geschaffen als beseitigt hat. Vielleicht wäre eine Zivilisation der Bauern und Hirten mit weniger Kultur und weniger Menschen besser. Wenn das so ist, muß uns die Maschine in diese Richtung lenken, am besten so, daß wir es gar nicht bemerken, da wir in unserer vorurteilbeladenen Ignoranz nur wissen können, was wir gewöhnt sind, und das halten wir für gut, und deshalb würden wir den Wechsel bekämpfen. Oder vielleicht wäre eine vollständige Urbanisierung besser, oder eine strikte KastenGesellschaft, oder die totale Anarchie. Wir wissen es nicht. Nur die Maschinen wissen es, und sie beschreiten den Weg und nehmen uns mit.«
»Aber Susan – mit dem, was Sie sagen, behaupten Sie ja, die ›Gesellschaft für Menschlichkeit‹ habe recht, und geben Sie zu, daß die Menschheit tatsächlich die Entscheidung über unsere Zukunft verloren hat.«
»Die Menschheit hatte sie ja nie. Immer waren wir auf Gnade und Barmherzigkeit ökonomischen und sozialen Kräften ausgeliefert, die wir nicht verstanden haben. Wir waren abhängig von den Launen des Klimas und den Wechselfällen der Kriege. Die Maschinen verstehen all diese Kräfte, und keiner kann sich ihnen in den Weg stellen. Wer immer es tut, den werden die Maschinen beiseite schieben, so wie sie die Mitglieder der ›Gesellschaft für Menschlichkeit‹ beiseite geschoben haben. Denn die Maschinen haben jene beste Waffe zur Verfügung, die es gibt – die absolute Kontrolle über unsere Wirtschaft.«
»Wie grauenhaft!«
»Vielleicht: wie wunderbar! Denken Sie, daß für alle Zukunft Konflikte vermeidbar sein werden. Nur die Maschinen sind von jetzt an unvermeidbar.«
Und das Feuer hinter dem Quarz ging aus, und nur ein dünner Rauchfaden stieg dort auf, wo es einmal gewesen war.
Weibliche Intuition
Die Drei Gesetze der Robotik:
1. Ein Robot darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.
2. Ein Robot muß den Befehlen der Menschen gehorchen – es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum Ersten Gesetz.
3. Ein Robot muß seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem Ersten oder
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