Alle Robotergeschichten
auch nach dem, was Sie mir bereits gesagt haben, an, daß Sie sich wegen der kleinen Unregelmäßigkeiten innerhalb der Weltwirtschaft Sorgen machen. Ich weiß nicht, was Sie vermuten, aber es ist in der Vergangenheit vorgekommen, daß Leute – die es eigentlich hätten besser wissen müssen – sich fragten, was geschehen würde, wenn man der Maschine falsche Angaben fütterte.«
»Und was würde geschehen, Mr. Mackenzie?«
»Nun« – der Schotte verlagerte sein Körpergewicht und seufzte – »was wir eine falsche Angabe nennen, ist eine Angabe, die mit allen anderen bekannten Fakten nicht übereinstimmt. Dies ist überhaupt unser Kriterium von Richtig und Falsch – auch für die Denkmaschine. Befehlen Sie ihr zum Beispiel, die landwirtschaftliche Tätigkeit in Iowa im Juli auf der Basis einer Durchschnittstemperatur von 57 Grad Fahrenheit zu lenken. Die Maschine wird Ihnen keine Antwort geben. Nicht, daß sie irgendwas gegen diese bestimmte Temperatur hätte oder daß eine Antwort unmöglich wäre. Der Grund ist vielmehr, daß die Denkmaschine durch alle ihr über eine Periode von Jahren gemachten Angaben weiß, daß die Wahrscheinlichkeit einer Durchschnittstemperatur von 57 Grad F im Juli in Iowa praktisch null ist. So weist die Maschine diese Angabe zurück.
Die einzige Art, in der man der Maschine eine falsche Angabe aufzwingen kann, besteht darin, sie als Teil eines in sich selbst beruhenden Ganzen einzuschmuggeln, eines Ganzen, welches als solches irgendwie falsch ist, aber so raffiniert falsch, daß die Maschine den Fehler nicht zu entdecken vermag – oder aber eines Ganzen, das außerhalb der Erfahrung der Denkmaschine liegt. Ersteres geht weit über die menschlichen Fähigkeiten hinaus, und mit dem letzteren ist es ganz ähnlich. Dazu kommt, daß mit jeder Sekunde die Erfahrungen der Maschine wachsen.«
Stephen Byerley legte zwei Finger auf den Rücken seiner Nase. »Dann kann man also mit der Maschine nicht nach Belieben herumspielen. Wie aber erklären Sie dann die kürzlich aufgetauchten Irrtümer?«
»Mein lieber Byerley, ich sehe, daß Sie instinktiv den großen Irrtum begehen, zu glauben, die Maschine wisse alles. Lassen Sie mich Ihnen einen Fall aus meiner persönlichen Praxis erzählen. Die Baumwollindustrie beschäftigt erfahrene Aufkäufer. Deren Methode besteht darin, daß sie einen Fetzen Baumwolle aus einem beliebigen Ballen herauszerren. Sie sehen sich diesen Fetzen an, befühlen ihn, zupfen ihn auseinander, lauschen vielleicht auf das knisternde Geräusch, während sie das tun, berühren ihn mit der Zunge und legen während dieser Prozedur die Qualitätsklasse des betreffenden Ballens fest. Es gibt etwa ein Dutzend derartiger Klassen. Auf die Entscheidung dieser Aufkäufer hin werden nun die Käufe zu gewissen Preisen vorgenommen, es werden Mischungen in bestimmten Proportionen gemacht und so weiter und so weiter. Und nun kommt das Eigenartige. Derartige Aufkäufer können auch heute noch nicht durch die Denkmaschine ersetzt werden.«
»Und warum nicht?«
»Kein Textilchemiker weiß genau, was es eigentlich ist, das der Aufkäufer testet, wenn er den Baumwollfetzen befühlt. Vermutlich ist es die Durchschnittslänge der Fäden, die Art, wie sie sich anfühlen, das Ausmaß ihrer Glätte, die Art, wie sie zusammenhängen und so fort. Mehrere Dutzend Faktoren werden im Unterbewußtsein des Einkäufers auf Grund jahrelanger Erfahrung gegeneinander abgewogen. Die quantitative Natur dieser Untersuchungen ist unbekannt. Vielleicht weiß man nicht einmal, was alles wirklich dazugehört. Also wissen wir nicht, womit wir die Maschine füttern könnten. Die Aufkäufer können auch nicht erklären, wie sie zu ihrer Beurteilung kommen. So wie diesen gibt es zahllose Fälle. Die Denkmaschine ist ja schließlich auch nichts weiter als ein Werkzeug, das der Menschheit helfen kann, schneller fortzuschreiten, indem die Last gewisser Kalkulationen und Interpretationen von unseren Schultern genommen wird. Die Aufgabe des menschlichen Gehirnes ist die gleiche geblieben. An uns liegt es, neue Aufgaben zu finden, die analysiert werden müssen, neue Methoden zu entdecken, die auszuprobieren sind. Schade, daß die ›Gesellschaft für Menschlichkeit‹ das absolut nicht begreift!«
»Diese Leute sind gegen die Denkmaschine, was?«
»Sie wären auch gegen die Mathematik oder gegen das Schreiben, wenn sie zu den jeweiligen Zeiten gelebt hätten.«
»Diese Sozialreaktionäre behaupten, die Maschine
Weitere Kostenlose Bücher