Alle Robotergeschichten
Zweiten Gesetz widerspricht.
Zum erstenmal in der Geschichte der United States Robots and Mechanical Men Corporation war ein Robot auf der Erde durch einen Unfall zerstört worden.
Niemand war daran schuld. Das Luftfahrzeug war mitten
in der Luft vernichtet worden, und ein ungläubiger Ermittlungsstab überlegte, ob er es wagen sollte, unter Beweis zu stellen, daß nur ein Meteorit die Katastrophe verursacht haben konnte. Nichts sonst hätte so schnell sein können, um die automatische Kollisionskontrolle auszuschalten; nichts hätte eine Verheerung anrichten können, die beinahe einer nuklearen Explosion glich – das stand außer Frage.
Dazu kam, daß kurz vor dem Zerbersten des Luftfahrzeugs ein Aufleuchten am Himmel beobachtet worden war, nicht etwa von einem Amateur, sondern vom Flagsta-Observatorium. Weiterhin hatte man eine Meile davon entfernt einen ziemlich großen, einwandfrei von einem Meteor stammenden Klumpen Eisen gefunden, der sich in die Erde gebohrt hatte. Welche Schlüsse sollte man sonst ziehen?
Trotzdem, so etwas war noch nie vorgekommen, und die Vermutungen, die angestellt wurden, gingen ins Uferlose. Nun, dennoch können sich manchmal die unwahrscheinlichsten Dinge ereignen.
In den Büroräumen der United States Robots wurden die Fragen nach dem Wie und Warum als zweitrangig behandelt. An erster Stelle stand die Tatsache, daß ein Robot zerstört worden war.
Diese Tatsache war bestürzend.
Die Tatsache, daß die JN-5 nach vier vorausgegangenen Versuchen das erste Modell gewesen war, das sich erfolgreich im Einsatz befunden hatte, war noch bestürzender.
Die Tatsache, daß es sich bei JN-5 um einen völlig neuen Typ von Robot gehandelt hatte, war nicht nur bestürzend, sondern katastrophal.
Die Tatsache, daß die JN-5 vor ihrer Zerstörung allem Anschein nach eine Information von allergrößter Wichtigkeit abgegeben hatte, diese Information aber wahrscheinlich für immer verloren war, machte die Katastrophe vollkommen.
Die Erwähnung, daß der Chef-Robotpsychologe der United States Robots zusammen mit dem Robot den Tod fand, schien kaum der Rede wert zu sein.
Clinton Madarian war zehn Jahre vor dem Unfall der Firma beigetreten. Während fünf dieser Jahre hatte er ohne Murren unter der strengen Aufsicht von Susan Calvin gearbeitet.
Madarians hervorragende geistige Fähigkeiten waren offensichtlich gewesen, und Susan Calvin hatte ihn gefördert, ohne viel Worte zu machen und vor allem ohne Schonung von Kollegen, die älter waren als Madarian. Sie hätte sich nie dazu herabgelassen, Peter Bogert, dem Chef der Forschungsabteilung, ihr Tun zu begründen, aber sie wurde auch nicht aufgefordert, Gründe anzuführen. Diese lagen auf der Hand.
Madarian war das krasse Gegenteil der namhaften Dr. Susan Calvin. Er hatte nicht so viel Übergewicht, wie sein Doppelkinn vermuten ließ, er war jedoch gewichtig in seinem Auftreten, während Susan meistens unbemerkt blieb. Madarians breites Gesicht, sein Schopf rötlicher Haare, seine rötliche Haut und die donnernde Stimme, sein lautes Lachen und vor allem sein überwältigendes Selbstvertrauen zwangen jedem, der mit ihm zusammen war, das Gefühl auf, es fehle an Raum.
Als Susan Calvin schließlich in den Ruhestand trat, wobei sie sich so strikt weigerte, an einem Abschiedsessen zu ihren Ehren teilzunehmen, daß ihre Pensionierung nicht einmal offiziell bekanntgegeben wurde, bezog Madarian ihren Posten.
Und nach genau einem Tag legte er die Pläne für das JNProjekt auf den Tisch.
Das Projekt war das kostspieligste, das die U. S. Robots je in Betracht gezogen hatte, doch dieses Detail tat Madarian mit einer lässigen Handbewegung ab.
»Jeden Penny ist es wert, Peter«, sagte er. »Ich erwarte von Ihnen, daß Sie den Aufsichtsrat davon überzeugen.«
»Begründen Sie es«, sagte Bogert und fragte sich gleichzeitig, ob Madarian es tun würde. Susan Calvin hatte nie Gründe angegeben.
»Klar«, sagte Madarian jedoch und lehnte sich bequem in seinem Sessel zurück.
Bogert beobachtete ihn mit fast ehrfurchtsvollem Blick. Sein ehemals schwarzes Haar war inzwischen fast weiß, und innerhalb der nächsten zehn Jahre würde er Susan Calvin in den Ruhestand folgen. Das bedeutete das Ende der Gruppe, welche United States Robots zu einer weltweiten Firma ausgebaut und zum Konkurrenten nationaler Regierungen gemacht hatte, sowohl was die Zusammensetzung als auch die Bedeutung anbelangte. Irgendwie hatten weder er noch die anderen, die schon nicht mehr
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