Alle Robotergeschichten
eine Roboter-als-Bedrohung-Geschichte, während die zweite, »Der Zweihundertjährige«, noch viel eindeutiger eine pathetische Robotergeschichte ist.
Von allen Roboterstorys, die ich je geschrieben habe, ist »Der Zweihundertjährige« meine Lieblingsgeschichte, und, wie ich glaube, meine beste. Tatsächlich habe ich das schreckliche Gefühl, daß ich es nicht wagen werde, sie zu übertreffen und nie wieder eine ernsthafte Robotergeschichte schreiben werde. Aber andererseits, vielleicht wage ich es doch, es ist nicht immer möglich vorherzusagen, was ich tun werde.
… daß du seiner eingedenk bist
Die Drei Gesetze der Robotik:
1. Ein Robot darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.
2. Ein Robot muß den Befehlen der Menschen gehorchen – es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum Ersten Gesetz.
3. Ein Robot muß seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem Ersten oder Zweiten Gesetz widerspricht.
I
Keith Harriman, der nun schon seit zwölf Jahren bei der United States Robots and Mechanical Men als Chef der Forschungsabteilung tätig war, zweifelte daran, ob er das Richtige tat. Er leckte sich über die aufgeworfenen, ziemlich blutleeren Lippen. Das Porträt der großen Susan Calvin – ein strenges Gesicht, das kein Lächeln gekannt zu haben schien – kam ihm finsterer vor denn je.
Im allgemeinen ignorierte er das Gemälde, auf dem die größte Robotikerin aller Zeiten dargestellt war und das diese der Firma testamentarisch vermacht hatte. Heute jedoch wagte er es nicht, es zu ignorieren, und ihr lange toter Blick bohrte sich ihm ins Gesicht.
Der Schritt, den er tun mußte, war schrecklich und gleichzeitig erniedrigend.
Ihm gegenüber saß George Zehn, ruhig und ausgeglichen. Harrimans spürbares Unbehagen wie auch das Bildnis der Schutzheiligen der Robotik schienen ihn nicht zu beeindrucken.
»Wir hatten noch nicht die Gelegenheit, in Ruhe darüber zu sprechen, George«, sagte Harriman. »Du bist noch nicht lange bei uns, und es hat sich irgendwie noch nicht ergeben, daß ich mit dir allein sein konnte. Jetzt jedoch möchte ich bis ins kleinste Detail mit dir über die Angelegenheit sprechen.«
»Sehr gern«, sagte George. »Seit ich bei U. S. Robots bin, habe ich den Eindruck gewonnen, daß die Krise mit den Drei Gesetzen zusammenhängt.«
»Richtig. Die Drei Gesetze sind dir natürlich bekannt.«
»Gewiß.«
»Eben. Befassen wir uns etwas eingehender damit und betrachten wir das eigentliche Problem. In zwei Jahrhunderten, die von beachtlichem Erfolg gezeichnet waren, ist es U. S. Robots nicht gelungen, den Menschen dazu zu bringen, daß er Roboter akzeptiert. Wir haben Roboter lediglich dort eingesetzt, wo Arbeit getan werden muß, die zu tun der Mensch nicht in der Lage ist. Oder an Stellen, wo die Lebensbedingungen für den Menschen unzumutbar und gefährlich sind. Roboter haben hauptsächlich im All gearbeitet, was unser Betätigungsfeld eingeschränkt hat.«
»Sicher«, sagte George Zehn. »Vor allem ein Betätigungsfeld, in dem U. S. Robots großen Erfolg haben könnte.«
»Nicht ganz, und das aus zwei Gründen. Einmal weil die Grenzen das Betätigungsfeld unvermeidlich nach innen rücken. Während zum Beispiel die Mondkolonie immer perfekter wird, nimmt die Nachfrage nach Robotern ständig ab. Wir rechnen damit, daß in ein paar Jahren Roboter vom Mond total verbannt werden. Dieser Prozeß wird sich in jeder neuen Welt wiederholen, die vom Menschen kolonisiert worden ist. Und zum zweiten ist ein echter Aufschwung auf der Erde ohne den Robot nicht möglich. Wir Firmenangehörige sind der festen Überzeugung, daß der Mensch den Robot braucht und lernen muß, mit seinem mechanischen Ebenbild zu leben – wenn der Fortschritt nicht zum Stillstand kommen soll.«
»Aber ist das denn nicht bereits der Fall?« fragte George Zehn. »Sie, Mr. Harriman, haben hier auf Ihrem Schreibtisch eine Computeranlage stehen, die Sie mit allen Außenstationen im All verbindet. Dieser Computer ist eine Art Zwergrobot. Ein Robotgehirn, das eben nur auf keinem Körper sitzt.«
»Richtig, aber auch hier sind Grenzen gesetzt. Die Computer, deren sich der Mensch bedient, sind im Laufe der Zeit dahingehend konstruiert worden, daß sie keine allzu menschenähnliche Intelligenz entwickeln können. Vor einem Jahrhundert waren wir auf dem besten Wege, zu einer künstlichen Intelligenz zu gelangen, die praktisch unbegrenzt war, indem wir
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