Alle Robotergeschichten
»solche Probleme nicht ergeben, und sind sie nicht gelöst worden?«
»Nein«, sagte Harriman und schüttelte den Kopf. »Und zwar deshalb nicht, weil unsere Roboter ausschließlich im All eingesetzt waren und lediglich mit Menschen zu tun hatten, die Experten auf den entsprechenden Posten waren. Dort gab es keine Kinder, keine Idioten, keine Kriminellen und keine gutgläubigen Ignoranten. Trotzdem hat es Situationen gegeben, wo durch Dummheit oder Unüberlegtheit Schaden angerichtet wurde. In einer auf einen speziellen Zweck ausgerichteten und begrenzten Umgebung können derlei Vorkommnisse jedoch vermieden werden. Aber auf der Erde nicht, und deshalb braucht der Robot Urteilsvermögen.«
»Also muß dieses dem Positronengehirn eingegeben werden.«
»Genau. Wir haben damit begonnen, weitere Roboter vom Typ JG zu produzieren, die es mit jedem Menschen in bezug auf Geschlecht, Alter, soziale und berufliche Stellung, Intelligenz, sittliche Reife, Sozialbewußtsein und so weiter aufnehmen können.«
»Und wie beeinträchtigen diese die Drei Gesetze?«
»Die Dritte überhaupt nicht. Selbst der kostbarste Robot muß sich zum Schutz des wertlosesten menschlichen Wesens selbst zerstören. Daran ist nicht zu rütteln. Und die Erste nur, wenn einander ausschließende Aktionen gleichermaßen Schaden anrichten. Ehe Qualität wie auch die Quantität der betroffenen Menschen muß in Betracht gezogen werden – das natürlich nur unter der Voraussetzung, daß Zeit und Grund für eine Entscheidung vorhanden sind, was nicht oft der Fall sein wird. Das Zweite Gesetz wird grundlegend abgeändert werden müssen, da jeder potentielle Gehorsam Urteilsvermögen voraussetzt. Der Robot wird langsamer gehorchen, außer das Erste Gesetz ist gleichzeitig betroffen, aber er wird überlegter gehorchen.«
»Aber die Entscheidungen, die mittels des Urteilsvermögens abverlangt werden, sind sehr kompliziert.«
»Allerdings. Die Notwendigkeit, Entscheidungen zu treffen, hat die Reaktionen unserer ersten beiden Roboter bis zur Lähmung verlangsamt. Diesen Fehler haben wir auszuschalten versucht, indem wir mehr Bahnen in das Gehirn eingebaut haben, dieses war jedoch dann viel zu schwerfällig. Mit unseren letzten beiden Modellen sind wir jedoch zufrieden. Der Robot muß kein spontanes Urteil über den Wert des Menschen und die Nützlichkeit eines Befehls fällen, sondern er fängt erst einmal damit an, wie ein ganz gewöhnlicher Robot allen Menschen zu gehorchen und dabei einen Lernprozeß zu durchlaufen. Ein Robot wächst heran, lernt und wird erwachsen. Er ist anfangs identisch mit einem Kind und muß ständig überwacht werden. Während er heranwächst, kann ihm mehr und mehr gestattet werden, er kann streckenweise ohne Überwachung agieren und wird schließlich den Punkt erreicht haben, wo er ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft ist.«
»Was die Einwände derer entkräften würde, die sie gegen den Robot ins Feld führen.«
»Eben nicht«, sagte Harriman aufgebracht. »Jetzt kommen sie mit anderen Argumenten. Sie wehren sich dagegen, daß ein Robot Urteilsvermögen besitzt. Ein Robot, sagen sie, hat nicht das Recht, einen Menschen als unterlegen abzustempeln. Wenn ein Robot die Befehle eines A akzeptiert und die Befehle eines B ablehnt, ist dadurch B deklassiert, und seine Menschenrechte sind verletzt.«
»Und die Antwort darauf?«
»Existiert nicht. Ich gebe es auf.«
»Aha.«
»Zumindest was meine Person anbelangt … Deshalb wende ich mich an dich, George.«
»An mich? Warum an mich?« fragte George Zehn.
»Weil du kein Mensch bist«, sagte Harriman. »Ich habe eben betont, daß der Robot der Partner des Menschen sein sollte. Ich möchte dich bitten, mein Partner zu sein.«
George Zehn breitete die Hände in einer merkwürdig menschlichen Geste aus. »Aber wie kann ich Ihnen denn helfen?«
»Vielleicht glaubst du, daß du nicht helfen kannst, George. Du bist erst vor kurzem erschaffen worden und bist quasi noch ein Kind. Du bist dahingehend angelegt, daß dir nicht von vornherein allzu viele Informationen eingegeben sind – deshalb mußte ich dir die Situation so detailliert erklären. Man hat bei dir Wert darauf gelegt, daß genug Raum für das Heranwachsen vorhanden ist. Dein Geist wird sich entwickeln, und du wirst eines Tages das Problem aus einer nicht-menschlichen Sicht angehen können. Wo ich keine Lösung sehe, wirst du aus deiner Sicht dann vielleicht eine Lösung finden.«
»Mein Gehirn ist vom Menschen
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