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Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Eisberg.»
    «Und wie war deine Beziehung zu Jukka?»
    «Ach, bestens. Ich hab ihn wirklich gut gekannt, man konnte Spaß mit ihm haben, echt. Wir hatten so eine Art Unterstützungsabkommen für alle Lebenslagen. Wir hatten Sex, wenn uns danach war, haben uns gegenseitig auf Cocktailpartys begleitet, einer hat dem anderen Geld geliehen oder was er sonst so brauchte. Das geht schon lange so und hat wunderbar funktioniert. Traurig, wenn eine echte Freundschaft so zu Ende geht …» Tuulia stand wieder kurz davor, in Tränen auszubrechen, glaubte aber offensichtlich, dass sich so etwas bei einer polizeilichen Vernehmung nicht gehört, und schaltete verzweifelt wieder auf Munterkeit um.
    «Hoffentlich fällt dir für diese blöde Mirja ein Motiv ein, ich möchte nämlich nicht, dass sich einer von den anderen als der Schuldige herausstellt.» Tuulia verzog ihr Gesicht zu einem missratenen Lächeln.
    «Warum wart ihr immer noch im ILO, Jukka und du? Ist das nicht eher ein Studentenchor?»
    «Ich hab doch noch kein Examen», schnaubte Tuulia. «Mir gefällt es besser bei den Jüngeren, von denen gehen immer ein paar nach der Probe was trinken. Letzten Herbst hab ich den Cantiamo-Chor ausprobiert, aber da waren alle schon älter und hatten Familie. Total langweilig. Ich geb’s ja zu, ich will meine Jugend ein bisschen ausdehnen und weiter mit Zwanzigjährigen herumhängen. Und Jukka, der wollte eben der King sein. Beim IOL hat er alle Solos gekriegt, in den besseren Chören wäre er nur einer unter vielen gewesen. Antti hat ja schon oft aufhören wollen, aber wir haben ihn immer wieder überreden können.» Sie stand auf. «Willst du noch was wissen, oder soll ich Piia reinschicken? Wir können ja mal ein Bier trinken gehen, wenn das hier vorbei ist.»
    Rane blickte Tuulia missbilligend nach. Seiner Meinung nach hatten Frauen daheim zu bleiben und Kinder zu kriegen, und solche wie Tuulia hasste er regelrecht. Er brachte die trockene Bemerkung an, es sei nicht angebracht, mit einzelnen Zeugen freundschaftlicher umzugehen als mit anderen. Das habe er jedenfalls vor zwanzig Jahren auf der Polizeischule gelernt.
    Ich musste mir eine passende Antwort verkneifen, denn Piia Wahlroos kam ohne anzuklopfen herein. Sie wirkte eher nervös als traurig, sie zupfte an ihren glänzenden Haaren und drehte den zu groß aussehenden Trauring um den zierlichen Finger – ein Zeichen für den unbewussten Wunsch, den Ring loszuwerden, hatte ich in einer Frauenzeitschrift gelesen. Das musste aber nichts heißen, denn ein Charaktertest in der gleichen Zeitschrift hatte mir bescheinigt, warmherzig und mütterlich zu sein.
    Piia und Peter Wahlroos waren seit gut anderthalb Jahren verheiratet. Jetzt war Peter ein halbes Jahr auf Segelregatta, Piia würde sich erst in drei Wochen in Amerika mit ihm treffen. Trotz allem, was die anderen ihr nachgesagt hatten, hörte ich aus ihrer Stimme Sehnsucht heraus.
    «Ich hab Jyri erlaubt, meinen Wagen zur Villa Maisetta zu fahren, weil ich so nervös war … Ich hab seit zwei Tagen nichts mehr von Peter gehört, und in der Gegend waren fürchterliche Stürme, und die Zeitungen haben schon ewig keine Zwischenzeiten mehr von dieser Teilstrecke gebracht.»
    Die Sorge um ihren Mann schien sie stärker zu beschäftigen als Jukkas Tod.
    «Wie hast du zu Jukka Peltonen gestanden?» Ich hielt es für das Beste, direkt zur Sache zu kommen, von Umschweifen hatte niemand etwas. Piia wurde zuerst rot, geriet dann aber fast in Wut.
    «Aha, der Klatsch ist also schon bis hierher vorgedrungen! Ich habe mich sehr einsam gefühlt, seit Peter weg ist, und dass ich zu jeder Zwischenstation fliege, können wir uns nicht leisten. Jukka ist ein alter Freund von Peter, außerdem fährt Jarmo, Jukkas jüngerer Bruder, auch auf der ‹Marlboro› mit. Natürlich hab ich mich oft mit Jukka getroffen, schon wegen der Nachrichten von der Regatta, und wir sind auch zusammen essen gegangen und ins Kino, aber sonst war nichts … Auch wenn die anderen mir das nicht glauben wollten … Sirkku hat sogar unserer Mutter erzählt, ich wäre mit Jukka ins Bett gegangen, aber das stimmt überhaupt nicht!»
    «Hat Jukka es denn probiert? Sorry, aber das ist Teil meiner Ermittlungen, ich weiß noch nicht, was letzten Endes wichtig ist und was nicht», erklärte ich hastig und bereute im nächsten Moment, mich dafür entschuldigt zu haben, meine Arbeit zu tun.
    «Na ja, versucht hat er es schon, gestern auch wieder. Aber ich wollte nicht.»
    «Könnte

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