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Alle Singen Im Chor

Alle Singen Im Chor

Titel: Alle Singen Im Chor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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doch ausgesagt, die Rasinkangas hätte sich dem Peltonen mal in die Arme geworfen. Vielleicht hatte das peinliche Folgen, von denen keiner was weiß, und sie ist seitdem auf Rache aus.»
    «Wie schade, dass ich deine blühende Phantasie nicht mehr lange anzapfen kann. Mir graust vor dieser Geschichte, ich habe Jukka gekannt, ich will diesen Fall nicht übernehmen! Ich kann einfach nicht objektiv sein!»
    «Immer mit der Ruhe. Du solltest es ausnutzen, dass du Peltonen und ein paar andere aus der Gruppe kennst. Sie behandeln dich wie einen Kumpel. Vielleicht nehmen sie dich nicht ganz ernst, aber diesmal kannst du davon nur profitieren.»
    Rane hatte im Lauf des Sommers mehrmals erlebt, dass ich in meiner Polizistenrolle nicht ernst genommen wurde. Zu meiner Überraschung versuchte er jetzt, mir Mut zu machen.
    «An deiner Stelle würde ich nochmal mit der Rasinkangas sprechen, die weiß garantiert mehr, als sie sagt. Sie ist ein bisschen in der Außenseiterposition und betrachtet die anderen die ganze Zeit. Den Lasinen würde ich auch unter die Lupe nehmen. Vielleicht war er so betrunken, dass er sich nicht mehr daran erinnert, wie er den Peltonen erschlagen hat.»
    «Wird gemacht, Onkel Rane. Erholsamen Urlaub!»
    Einem Rane, der mir den Rücken stärkte, konnte ich in aller Aufrichtigkeit schöne Ferien wünschen.
     

 
     
     
     
Drei
     
     
    Was ist menschliches Sein?
    Unruhvoller Irrlichtschein, unruhvoller Irrlichtschein
     
    Am Montagmorgen betrachtete ich zufrieden mein Spiegelbild. Der enge dunkelblaue Dienstrock und die mühsam glatt gebügelte Hemdbluse sahen ordentlich aus. Die Haare hatte ich zu einem straffen Knoten aufgesteckt, und das dunkle Make-up machte mich älter. So wirkte ich reif und sachlich, während ich in Jeans und Tennisschuhen automatisch fluchte und rannte. Ich trug noch etwas Lippenstift auf, es kam mir vor, als malte ich mir eine Maske ins Gesicht, hinter der ich mich verbergen konnte. Gut so, denn um zehn Uhr musste ich Jukkas Vater, Diplomingenieur Heikki Peltonen, gegenübertreten. Zuvor wollte ich mir die Ergebnisse der Laboruntersuchungen und den Obduktionsbericht ansehen.
    Heikki Peltonen hatte mich am Sonntagabend noch angerufen. Die bei der Villa wartenden Polizisten und Antti, der nach Vuosaari zurückgekehrt war, hatten den Peltonens berichtet, was geschehen war. Maisa, Jukkas Mutter, hatte einen Schock erlitten, aber Heikki Peltonen wollte mich, das heißt die Beamtin, die den Tod seines Sohnes – er vermied es geflissentlich, von Mord zu sprechen – untersuchte, so bald wie möglich treffen. Er schien erbost darüber, dass der Bootssteg abgesperrt war und die Polizisten im Gebüsch am Ufer nach einer eventuellen Mordwaffe suchten. Sein kalter Zorn war vermutlich nur eine Reaktion auf die Erschütterung. Trauernde benehmen sich oft irrational, und Heikki Peltonen gehörte der Männergeneration an, die darauf gedrillt worden war, unter keinen Umständen Tränen zu vergießen.
    Der Dezernatsleiter, mein nächster Vorgesetzter nach Kinnunen, hatte für den nächsten Morgen eine Besprechung angesetzt. Kurz angebunden hatte er erklärt, Kinnunen werde «wegen Magenverstimmung» vermutlich ein paar Tage nicht zum Dienst kommen, und bis dahin müsse ich die Ermittlungen über Jukkas Tod leiten.
    Ich hatte mir überlegt, vielleicht einen Taucher einzusetzen. Vielleicht lag die Tatwaffe auf dem Meeresgrund. Vorläufig war noch unklar, unter welchen Umständen Jukka gestorben war. Wieso ging ich eigentlich davon aus, dass es sich um einen Mord handelte, obwohl dafür bisher noch keinerlei Beweise vorlagen? Vielleicht war es ja nur Totschlag, vieles sprach für eine Affekthandlung, daher waren auf der Tatwaffe sehr wahrscheinlich Fingerabdrücke – wenn sie nicht das Wasser abgewaschen hatte.
    Nach dem Dezernatsleiter hatte dann Mahkonen angerufen, der Pathologe. Er bestätigte, dass die unmittelbare Todesursache Ertrinken gewesen war. Der Schlag auf den Kopf hatte vermutlich eine vorübergehende Bewusstlosigkeit verursacht, hätte aber für sich allein nicht zum Tod geführt. Jukka war entweder ins Meer gefallen oder hineingestoßen worden und hatte unglücklicherweise Wasser in die Lungen bekommen. Mahkonen konnte noch nicht mit Sicherheit sagen, ob die anderen Quetschungen an Jukkas Körper von einem Kampf oder von den Steinen am Ufer herrührten. Mindestens eine Prellung im Gesicht war einige Zeit vor seinem Tod entstanden. Der Blutalkohol war ziemlich hoch, daher war nicht

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