Alle Sorgen sind vergessen
die Anzugjacke auf den Sessel und schaltete den Laptop auf dem Schreibtisch ein. Kurz darauf erschien der Briefkopf der Bretton Detective Agency auf dem Bildschirm, und erwartungsvoll überflog er die Nachricht.
Die Detektei hatte sie gefunden. Das Foto, das sie mitgeschickt hatte, war unscharf, aber die Frau, die gerade über die Schulter schaute, war eindeutig Allison Baker. Und sie wohnte nicht nur hier, sie arbeitete auch in New York!
Jorge warf einen Blick auf die Uhr und fluchte. Es war zu spät, um unangemeldet vor ihrer Tür zu stehen.
Aber er wusste, wo sie arbeitete. Am nächsten Morgen würde er sie dort aufsuchen.
Manhattan Multiples. Er fragte sich, in was für einer Firma Allison Chefassistentin war. Der Bericht der Detektei enthielt dazu keine Angaben.
Er schrieb der Detektei eine kurze Nachricht und bat um eine Abschlussrechnung.
Die Suche war teuer, das wusste er, aber Allison zu finden war es ihm wert. Er hätte die Polizei bitten können, ihren Namen in den Computer einzugeben, aber er hätte einen Grund dafür nennen müssen.
Wenn ich sie wiedersehe, dachte er grimmig, wird sie mir erklären müssen, warum sie einfach davongerannt ist.
Er hatte in jener Nacht etwas Seltenes gefühlt, und bis sie ihm ins Gesicht sagte, dass sie es nicht ebenfalls empfunden hatte, würde er nicht aufgeben.
2. KAPITEL
Am Morgen nach ihrem positiven Schwangerschaftstest saß Allison pünktlich am Schreibtisch. Doch anstatt den üblichen Becher Kaffee zu leeren, starrte sie auf das dampfende Gebräu und stellte es wieder ab, ohne es anzurühren.
Schadete es dem Baby, wenn sie Koffein zu sich nahm?
Sie hatte keine Ahnung.
In der Mittagspause würde sie sich ein paar Ratgeber besorgen. Sie schob den Becher von sich, warf einen letzten, sehnsüchtigen Blick darauf und schlug eine Personalakte auf. „Guten Morgen, Allison.“
Allison sah auf. Eloise stand in der Tür, einen Becher in der einen, Akten in der anderen Hand.
„Guten Morgen, Eloise.“ Ihr entging nicht, wie ihre Chefin sich kurz auf dem Korridor umsah, bevor sie hereinkam und sich setzte. „Was gibt es denn?“ fragte sie neugierig.
„Jemand vom Personal ist schwanger.“
Allison spürte, wie ihre Augen groß wurden. Sie brachte kein Wort heraus, sondern starrte Eloise nur an.
„Schwanger?“ wiederholte sie schließlich. „Wie kommen Sie denn darauf?“
Eloise beugte sich vor.
„Ich habe im Waschraum einen benutzten
Schwangerschaftstest gefunden. Er ist positiv.“
„Oh!“ Hektisch versuchte Allison sich zu erinnern, ob sie dort noch etwas vergessen hatte. Wie hatte sie nur so unvorsichtig sein können?
„Ich kann mir nicht vorstellen, wer es ist. Sie vielleicht?“
Zum Glück ließ Eloise ihr keine Zeit für eine Antwort.
„Leah kann es nicht sein, die ist schon schwanger.“ Sie spitzte die Lippen. „Aber wo anfangen? Wir haben fast zwanzig Mitarbeiterinnen, nicht wahr?“
„Ja, wenn wir die Teilzeitbeschäftigten mitzählen.“
„Hm.“ Eloise tippte sich mit einem manikürten Finger ans Kinn. „Ich will wissen, wer von uns schwanger ist.“
„Bestimmt werden Sie es bald herausfinden. Eine Schwangerschaft lässt sich auf Dauer nicht verbergen.“
„Stimmt.“
Allison rang sich ein Lächeln ab. Ihre Chefin war chronisch neugierig. Sie musste sie irgendwie ablenken. „Täusche ich mich, oder haben Sie wirklich Zwillinge als unsere neuen Wachmänner eingestellt?“ fragte sie mit einem Blick auf die Akten vor ihr.
„Habe ich.“
„Wie haben Sie die denn gefunden? Und wie sollen wir sie auseinander halten?“
Lachend stand Eloise auf und beugte sich vor, um die an die Aktendeckel gehefteten Fotos zu betrachten. „Ich denke, wir werden ihnen Namensschilder verpassen müssen, damit wir wissen, wer Tony Martino und wer sein Bruder Frank ist. Die beiden sehen gut aus, nicht wahr?“
„Allerdings.“ Allison fand, dass im Fall des athletischen, schwarzhaarigen, braunäugigen Bruderpaars „gut“ noch untertrieben war. Die beiden waren echte Herzensbrecher. „Wer von ihnen hat die Tagschicht?“
„Tony. Frank arbeitet nachts. Dass sie nie zur gleichen Zeit arbeiten, wird uns helfen, sie zu unterscheiden.“
„Richtig.“ Das Telefon läutete. Allison meldete sich, lauschte einen Moment und hielt
Eloise den Hörer hin.
„Für Sie. Leah sagt, es sei das Gesundheitsministerium.“
„Endlich! Sie soll es zu mir durchstellen, ja?“ Eloise eilte an ihren eigenen
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