Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Tränen dieser Erde

Alle Tränen dieser Erde

Titel: Alle Tränen dieser Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
Sir. In Blechheim, wie wir das nennen, hat Toolust auch viele Mitarbeiter gehabt, die ihm soziologische Einzelheiten des menschlichen Verhaltens lieferten.«
    »Hast du ihm welche geliefert?«
    »Bucket und ich sind um Einzelheiten gebeten worden. Vor allem Bucket hat Interessantes beizusteuern. Wenn Toolust weitere Bücher schreibt, werden sie vielleicht darin verwertet.«
    Birdlip stand auf und schob das Kinn vor; er empfand bewußt Heroismus.
    »Ich möchte, daß du mich sofort zu Toolust bringst. Wir nehmen den Wagen.« Plötzlich fiel ihn eine schnell unterdrückte Erinnerung an die Abenteuergeschichten seiner Jugend, in denen der Held zu den schädelsaugenden Marsbewohnern sagt: ›Bringt mich zu eurem Anführer.‹
    Hippo sagte nur: »Toolust ist sein Pseudonym. Er klingt weniger nach einem Roman als sein richtiger Name, Toolrust.« Er ging zur Tür, und Birdlip folgte ihm. Nur einen Augenblick lang verspürte letzterer den Drang, Freddie Freud anzurufen und ihn zum Mitkommen zu bewegen; ein Gefühl überfiel ihn, daß er vor einer großen Entdeckung stand. Er hatte nicht die Absicht, Freud die Chance zu geben, sie ihm zu nehmen.
    Als sie durch die Eingangshalle gingen, begann ein Buch, das in ihrer Nähe am Boden lag, lautstark von der Annektierung des Suezzeus-Kanals auf dem Mars zu berichten. Pedantisch wie immer, hob Birdlip es auf, legte es in ein Fach, und sie gingen hinaus auf die stille Straße.
    Ein Reiniger fuhr vorbei, ein großer Achtrad-Vielachs-Roboter. Er erreichte ein Auto, das ihm im Weg stand, und unternahm, statt es, wie üblich, zu umfahren, ungeschickte Versuche, es zu erklettern.
    Mit einem Aufschrei rannte Birdlip um die Ecke zu seinem eigenen Wagen. Romen können infolge von Stabilisierungsschwierigkeiten ihre Geschwindigkeit beschleunigen, aber nicht laufen; Hippo bog rechtzeitig um die Ecke, um zu vernehmen, wie sein Herr und Meister die Gottheit in unerfreulich persönlichen Ausdrücken beschwor.
    Der Reiniger hatte nicht nur Birdlips Fahrzeug plattgedrückt, sondern auch mit seinen rotierenden Borsten einen Großteil des schönen Eichenfurniers abgewetzt und das Innere mit Reinigungsflüssigkeit geflutet.
    »Langsam geht die Welt vor die Hunde«, sagte Birdlip, als er sich endlich beruhigt hatte. »Vor ein paar Jahren hätte das nicht passieren können.« Die Wahrheit seiner eigenen Bemerkungen drückte ihn nieder, und er verstummte.
    »In nur zehn Minuten könnten wir Paddington zu Fuß erreichen«, meinte Hippo.
    Birdlip schob erneut das Kinn vor und sagte: »Bring mich zu deinem Anführer.«
     
     
    »Hier ein ruhiges Leben zu führen, ist unmöglich«, sagte Freud und ließ die Lederpeitsche sinken. »Was soll das Gebrüll da unten?«
    Da Buckets Fell noch dröhnte, ging er zur Tür seines Büros und öffnete sie.
    »… des Suezzeus-Kanals…« brüllte unten eine Stimme. Fred sah gerade noch, wie sein Teilhaber den anstößigen Band aufhob und dann mit Hippo hinausging.
    Freud rollte die Ärmel herunter und sagte: »Zu dieser Tageszeit unterwegs mit einem Roman! Wohin will er denn?«
    »Wohin will er denn?« fragte Captain Pavment, hoch über der Stadt schwebend, den Blick auf seinen kleinen Bildschirm gerichtet.
    »Er ist noch nicht richtig fertig damit, Bucket zu verprügeln«, meinte Toggle. »Könnten wir ihn nicht als irrsinnig melden?«
    »Könnten wir, aber das würde nichts nützen. Die Behörden interessieren sich heutzutage anscheinend so wenig für das Individuum, wie das Individuum für die Behörden.« Er beugte sich düster wieder über den winzigen Bildschirm, wo ein winziger Freud, gefolgt von einem winzigen Bucket, die Treppe hinunterhastete. Und wieder murmelte der Captain, das winzige Rätsel genießend: »Wohin will er denn?«
     
     
    Wo sie hinfuhren, wurden die Straßen schlechter. Man pflegte nur ein paar Durchgangsstraßen in der Stadt. Dazwischen lagen große Gebiete, die von Jahr zu Jahr mehr Steingärten glichen.
    Das ergab eine auffallende und neue Stadtlandschaft. Birdlip und Hippo kamen an bewohnten Gebäuden vorbei, die an den Durchgangsstraßen standen. Sie waren alle elegant, niedrig, und gut erhalten. Oft waren ihre Fassaden mit bunten, modernen Mosaiken ausgestattet, die ihre Umrisse sanfter erscheinen lassen sollten. Über ihren Flachdächern schwebten Hubschrauber.
    Hinter ihnen, ringsumher, standen die Ruinenschnitte oder Halbruinen: gräßliche Lagerhäuser im Stil des 19. Jahrhunderts, scheußliche Büroblöcke im Stil des zwanzigsten,

Weitere Kostenlose Bücher