Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
und wenn der Kampf vorbei war, stand da: Wer’s glaubt wird selig, wer’s nicht glaubt, wird mehlig.
Pffft.
Dafür waren die anderen Bücher klasse, Rätsel um die verbotene Höhle und Meisterdetektiv Blomquist, auch wenn mir mulmig zumute war, als ich las, wie Kalle Blomquist die Polizei auf die Spur von Onkel Einar brachte, dem Juwelendieb. Mir hätte die Polizei noch weniger geglaubt als Kalle Blomquist, weil ich kein unbeschriebenes Blatt mehr war.
Rätsel um die verbotene Höhle stammte von Enid Blyton. Da spionierten gleich vier Kinder hinter Verbrechern her, eins mit einem dressierten Äffchen und eins mit einem Hund, einem Spaniel namens Lümmel, der wie ein wildgewordener Handfeger durch die Landschaft peeste. Unsereiner hatte nicht einmal ein Meerschweinchen. Geschweige denn das Glück, in einem Land zu wohnen, das von Verbrechern nur so wimmelte. Nach Juwelendieben graste ich den Mallendarer Berg vergebens ab.
Hinten standen die Titel von den restlichen Rätselbüchern drin. Rätsel um das verlassene Haus, um die grüne Hand, um den unterirdischen Gang, um den geheimen Hafen, um den wandelnden Schneemann und um den tiefen Keller.
Im Zweiten wurde Lederstrumpf wiederholt. Mitten im dritten Teil, klingeling, stand Stephan Mittendorf vor unserer Haustür. Ob ich schon die Neuigkeiten gehört hätte. Piroschka ziehe weg. In der Rudolf-Harbig-Straße stehe ein Möbelwagen, der werde gerade beladen.
Soso.
»Ist doch ganz gut«, sagte Stephan Mittendorf, »dann haben wir endlich unseren alten Streit nicht mehr.«
Als ob ich mich mit dem um Piroschka gestritten hätte.
»Du hast den Tod von Häuptling Pfeilspitze verpaßt«, sagte Volker, als ich wiederkam. Er lag auf dem Bauch, mit dem Kinn im Kissen.
Vom Tannenbaum waren mehrere Süßigkeiten verschwunden, und Mama machte Terror, aber ich war mir meiner Unschuld bewußt.
Jetzt konnte ich mich ja doch mal als Detektiv betätigen, auf eigene Faust und in eigener Sache. Dem Täter auf der Spur.
Renate und Wiebke schieden als Verdächtige aus. Renate war in England und hatte ein wasserdichtes Alibi, und Wiebke hätte vielzuviel Schiß gehabt. Meine Ermittlungen konzentrierten sich auf Volker, der für mich der Hauptverdächtige war.
Meisterdetektiv Martin Schlosser. Als Volker sich verdünnisiert hatte, ging ich in sein Zimmer. Im Papierkorb lagen Silberfolienschnipsel. Die steckte ich, um keine Fingerabdrücke zu verwischen, mit einer Pinzette aus Mamas Kosmetikschrank in eine Brötchentüte, malte eine Eins auf Papier, schnitt sie aus und klebte sie mit Uhu auf die Tüte, der ich einen Ehrenplatz im Schiebeschrank gab. Mein erster Fall und meine erste Indizien-tüte. Viele, viele würden noch dazukommen, aber am öftesten würden mich die Reporter nach der allerersten Tüte fragen. »Wie sind Sie denn Ihrem Bruder damals auf die Schliche gekommen, Herr Schlosser?«
Wenn Volker gedacht hatte, er sei fein raus, weil der Verdacht auch auf mich fallen mußte, hatte er falsch geraten.
Ich konnte frohgemut ins Wambachtal marschieren, das Kriegsbeil ausgraben und mit Michael Gerlach die Kaiowa angreifen. Wir waren Sioux.
Abends ging ich zu Volker hoch, ließ die Schnipsel aus der Tüte auf die Teppichfliesen rieseln und sagte: »Kannst du mir mal sagen, was das hier ist?«
Statt aus allen Wolken zu fallen, verpaßte Volker mir einen Arschtritt: »Schieb ab!«
Ich hatte nicht gewußt, daß Volker in der Zwischenzeit von Mama überführt worden war und eine Abreibung bezogen hatte.
Den Detektivberuf hängte ich an den Nagel. Im Handumdrehen die vertracktesten Fälle lösen und dafür noch in den Arsch getreten werden? Undank ist der Welten Lohn.
Bald würden 15 Milliarden Menschen die Erde bevölkern, stand im Stern. Dazu ein Foto von einer Masse nackter Asiaten, wie die Heringe zusammengepfercht in einem viel zu kleinen Raum. »Da kann einem ja angst und bange werden«, sagte Mama.
Disco ’72 hieß jetzt Disco ’73. Daran mußte man sich erst gewöhnen.
In England hatte Renate auf Kims Pferd reiten dürfen und war auch im Wachsfigurenkabinett gewesen und in Kims Schule. Da hatte der Unterricht gleich nach Silvester wieder angefangen. Die Schülerinnen alle uniformiert und Renate als einzige in Alltagsklamotten, wie ein Paradiesvogel.
Carnaby Street, der Buckinghampalast und Big Ben. Und als der Käfig von Kims Goldhamster in der Badewanne stand, habe der Hamster ein zum Trocknen aufgehängtes Kleid durch die Gitterstäbe gezogen und
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