Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Schmuggel-gut verschwunden. Die fehlenden Scheiben ersetzten wir durch Weinkorkenbröckel.
Für dicken Schmutz war der neue Staubsauger nach wie vor zu schwach auf der Brust, und der alte machte solchen Lärm, daß man beim Saugen lauthals singen konnte, ohne daß das jemand hörte.
Kosaken müssen reiten, ihr ganzes Leben reiten, noch schneller als der Wind, teremm temm temm, weil sie dazu, teremm temm temm, geboren sind!
Von Ivan Rebroff, diesem Russen für Arme. Renate hatte die Single, aber die gefiel ihr nicht. »Kosaken müssen scheißen«, sagte sie immer.
Eine weiße Birke stand vor meinem Haus, da bin ich geboren, da bin ich zuhaus. Auch von Ivan Rebroff. Eine weiße Birke, genau wie bei uns, nur daß ich in Hannover geboren worden war.
Was mir auf den Senkel ging im Fernsehen: Die sechs Siebeng’scheiten, Teletechnikum, Cordialmente dall’Italia, Aqui España, Schaukelstuhl und Mosaik. Heute: Herzbeschwerden, Renteninformation, Bilanz der guten Taten und Rückengymnastik für runzlige Omas. Um das aus freien Stücken zu kucken, mußte man mit einem Bein im Grab stehen.
Volker schwärmte von Jason King, aber das kam zu einer Uhrzeit, wo eine halbe Portion wie ich schon in der Falle zu liegen hatte. »Wenn dir das nicht paßt, kannst du dir ja andere Eltern aussuchen«, sagte Mama.
Um mich zu rächen, wusch ich mich nur schlunstrig, und das Zähneputzen ließ ich bleiben.
Im Stern war ein Foto von einem japanischen Kind mit Quecksilbervergiftung. Die Augen gräuslich verdreht und die Finger verbogen. Das Meer war da durch Abwässer aus einer Chemiefabrik verseucht worden, und das Kind hatte einen quecksilberhaltigen Fisch gegessen.
Mir selbst ging’s aber auch nicht gut. Mein Hintern juckte, und in meiner Kacke waren weiße Würmchen. Doktor Kretzschmar verschrieb mir ein Puder für hintendrauf. Damit Mama meine Kackwürste untersuchen konnte, grub sie auf dem Boden den alten Kindernachttopf aus. Den sollte ich zwei Wochen lang benutzen.
Wenn das einer gesehen hätte.
»Das kommt davon, wenn du dir deine Flossen nicht wäschst«, sagte Papa. Mußte der gerade sagen mit seinem vier Meter langen Bandwurm.
Mit zwei Fingern pingelte ich mir was auf dem Klavier zusammen, und weil sie fand, daß ich Talent hätte, meldete Mama mich zum Unterricht an, bei Herrn Vogel, zu dem auch Renate einmal die Woche hinging. Das war ein stinkreicher Opa, der in einer Villa in der Gartenstadt wohnte und mit einer mindestens dreißig Jahre jüngeren Erbschleicherein verheiratet war. Die wartete nur darauf, daß ihr Alter den Löffel abgab, und dann würde ihr alles allein gehören.
Der Vogel roch aus dem Hals nach Kaffee und hatte so lange Fingernägel, daß es knackte, wenn er einem was vorspielte.
An der schönen blauen Donau.
»Nun mußt du aber auch bei der Stange bleiben«, sagte Mama.
Der junge Pianist. In Musik gab ich mir jetzt viel Mühe.
In den Sommerferien sollte in den Süden gefahren werden. Mama breitete Reiseprospekte auf dem Eßtisch aus. Wohin wir lieber wollten, auf eine Insel oder einfach in ein Land mit Strand?
Mama und Renate lernten vorsorglich Spanisch an der Koblenzer Volkshochschule. Der Kursus fand im Eichendorff statt, in einem Zimmer, wo an der Tür immer die Klinke abfiel.
Ein Arzt hatte versucht, einen Affenkopf zu verpflanzen. Dem einen Affen abgeschnitten und einem anderen auf den durchgehackten Hals gefisselt. Davon waren Fotos im Stern.
In Kürze sei das auch bei Menschen möglich. Nach einem Autounfall, wenn beim Fahrer das Gerippe zermatscht ist und beim Beifahrer der Schädel. Dann könnten die Ärzte den heilen Kopf an den heilen Rumpf nähen.
Auch nicht schön, mit dem Bierbauch von jemand anderem rumzulaufen. Oder aus der Narkose zu erwachen, und man hat ’nen anderen Kopf auf. Dann schon lieber mausetot sein, oder?
Karneval ging ich als Hippie. Auch ein Hippie muß mal Pipi, hatte Renate mir mit Filzstift auf die Wange geschrieben. Als ich so durch Vallendar lief, hielten mich Erwachsene am Ärmel fest, um den Spruch zu lesen, und dann prusteten sie los.
Humba, humba, humba, täterää.
Renate ging als Blumenkind mit großen aufgenähten Blüten auf Hemd und Hose.
Sonntagnachmittags kuckte Mama die Forsyte-Saga. »Da schlafen einem ja die Füße bei ein«, sagte Volker, und wir gingen in den Hobbyraum runter, tischkickern. Bis auf einen letzten waren von den Bällen alle verbummelt.
Die Mittelfeldkette wild rumwirbeln, in der Hoffnung auf einen Sonntagsschuß,
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