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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Jokern, die ich hatte, auf den Tisch packen, als vollständigen Canasta?
    Ein reiner Canasta war mehr wert als einer mit Jokern. Ich legte eine von den Achten ab. Renate nahm die Acht auf, legte einen Achtercanasta mit Jokern aus und machte Schluß. Das nannte sich Handcanasta. Dafür gab es noch hundert Extrapunkte. Alles, was ich in der Hand hielt, wurde mir abgezogen, auch die drei bunten Joker, fünfzig Punkte für jeden.
    Und da sollte man nicht den Glauben an die Menschheit verlieren.
    »Leise zählen!«
    Obwohl ich viel mehr ausgelegt hatte als Renate, war ich der Verlierer, nur wegen meiner Miesen.
    »Du hast’s erfaßt«, sagte Renate.
    Bei Samba-Canasta kriegte man die doppelte Anzahl von Karten, und es war ein Kunststück, die alle in der Hand zu halten.
    An einem Abend stellte ich die Tropfkerzen weit auseinander und zündete auch Renates kleine Petroleumlampe an, weil ich gedacht hatte, je mehr Licht aus unterschiedlicher Richtung fällt, desto gemütlicher hat man’s, aber das war ein Irrtum.
    Renate arbeitete jetzt als Putzhilfe bei uns im Haushalt für zwei Mark fünfzig in der Stunde und bei Rautenbergs für drei Mark fünfzig. Davon kaufte sie sich Augen-Make-up und anderen Modeschnickschnack.
    Dann kam Volker in den Hobbyraum gestürmt: »Ich hab eine Sensation zu verkünden! Wir dürfen uns die Haare über die Ohren wachsen lassen!«
    Verarschen kann ich mich alleine, dachte ich, aber es war die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe: Wir durften uns Mähnen wachsen lassen wie die Beatles. Papa hatte eingewilligt.
    Mama sagte, das sei kein Grund, wie von der Tarantel gestochen durchs Haus zu poltern, aber Volker und ich waren nicht mehr zu bremsen. Daß wir das noch erleben durften. Das war ja fast wie in der Sciene-Fiction-Serie: Es geschah übermorgen.
    Am ersten Herbstferientag war ich mit Michael Gerlach im Wambachtal gewesen und ging nichtsahnend nachhause, als ich in der Theodor-Heuss-Straße einen Mann sah, der ein Papier zerriß und die Fetzen hinter sich warf, was mir äußerst verdächtig vorkam.
    Ich wartete mit dem Aufsammeln, bis er weg war. In meinem Zimmer machte ich mich ans Puzzeln und klebte die Fetzen in der richtigen Anordnung mit Pattex auf ein Ringbuchblatt, aber ich wurde nicht schlau daraus: 0195667, Spargiro, Durchschrift für Auftraggeber, Empfänger Eduard Althoff, Bankleitzahl, Konto-Nr. des Empfängers 4713, bei (Sparkasse usw.) oder ein anderes Konto des Empfängers, Stadtsparkasse Hameln, Verwendungszweck Dritte Tilgungsrate, DM 300, Konto-Nr. des Auftraggebers 2153, Auftraggeber O. Trebitsch, 5414 Vallendar, Kaiser-Friedrich-Höhe, 15. 10. 73, Ottokar Trebitsch.
    Was es damit auf sich hatte, stand vorläufig noch in den Sternen, aber es war zu vermuten, daß dieser Trebitsch ein krummes Ding gedreht hatte und jetzt versuchte, die Beweismittel zu vernichten, indem er sie zerfetzt auf die Straße schmiß, weil er nicht daran dachte, daß es auf dem Mallendarer Berg einen Detektiv gab, der schwer auf dem Quivive war. Der Trebitsch konnte die Polizei an der Nase herumführen, aber nicht mich.
    Ottokar Trebitsch. Der war genau meine Kragenweite. Ein Bankräuber wie Rammelmayr oder ein Gewohnheitsverbrecher und Raubmörder oder beides, bösartiger als Onkel Einar, Al Capone und Käpt’n Flint zusammengenommen. Haute alte Omas übers Ohr, war für eine Serie von Einbruchdiebstählen verantwortlich oder hatte hinterrücks Geld von einem Kind gestohlen, wie der fiese Möpp in Emil und die Detektive.
    Irgendwas mußte der Trebitsch ja wohl auf dem Kerbholz haben, sonst hätte er das Papier nicht zerrissen. Daß er sein Hauptquartier in der Kaiser-Friedrich-Höhe aufgeschlagen hatte, wunderte mich nicht. Da wohnte ja auch der Ventilmops.
    Ich zeigte Michael Gerlach die Indizien, die den Trebitsch belasteten, und wir unternahmen Patrouillengänge durch die Kaiser-Friedrich-Höhe. Übers Telefonbuch hatte ich auch die Hausnummer ausgetüftelt. Der Trebitsch wohnte in einem hundsgewöhnlichen Haus mit Heckenrosen als Tarnung.
    Gerne hätte ich mal einen genaueren Blick auf das Anwesen geworfen, aber wir konnten ja nicht gut Zahlenstangen in die Erde stecken wie die Kripo und Fotos schießen, nur weil wir den Verdacht hatten, daß der Trebitsch in dunkle Machenschaften verwickelt war und im Keller Kinderleichen stapelte.
    Mir kam dann die glorreiche Idee, in der ganzen Straße Ausgaben von Renates Schülerzeitung zu verteilen, Haus für Haus, Michael

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