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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Predigt ins Wort fielen und Transparente hochhielten. Denen sei auch nichts mehr heilig, sagte Papa.
    Das tollste Geschenk war der Farbfernseher. Den hatten Mama und wir alle von Papa gekriegt. Ein ultramodernes Gerät, das auf einem Stiel stand, von Nordmende, mit elektronischen Gleitreglern und Bildwiedergabe durch Diodenelektronik oder so ähnlich und mit Tasten, die man nur antippen mußte, wenn man umschalten wollte.
    Meine Geschenke waren außer einem riesigen Spielzeugpanzer zehn Mark von Tante Gertrud, ein Pullunder von Tante Dagmar, eine blaue Pudelmütze, ein grüner Plastikkorb für meine Strümpfe, ein Hemd, eine Hose und zwei Bücher: Spiele auf Spiekeroog und Rätsel um den geheimen Hafen. Nicht gerade umwerfend. Renate schenkte mir eine Halbkugel mit einem Pendel drin, das sich beim Schwingen überkopf in der Halbkugel spiegelte und von Papa als Zehenschoner eingestuft wurde.
    Volker kriegte eine grüngelbe Pudelmütze, eine Trompeten-LP und ein Polorad mit Bananensattel und Wiebke ein Puppentheater mit verschiedenen Bühnenbildern, eine rote Skimütze, einen neuen Ranzen, eine weiße Tischlampe in Kugelform mit orangefarbenem Ständer und von Tante Therese einen Morgenrock.
    Das meiste Geld hatte Renate abgesahnt, fast hundertdreißig Mark.
    Als alles ausgepackt war, holte Papa aus dem Arbeitszimmer noch ein Geschenk für Mama, ein Fondue mit Besteck und allen Schikanen.
    »Menschenskinder«, sagte Mama. »Vornehm geht die Welt zugrunde!«
    Dazu hatte Papa noch eine Bimmel besorgt, mit der die Familie künftig zum Essen zusammengerufen werden sollte, und für Oma Schlosser eine LP mit dem Oboenkonzert in A-Dur von Bach. Ich selbst hatte für Oma eins der Witzbilder von dem Poster in Papas Arbeitszimmer abgemalt. Da war ein Mann auf einem Zaungitter aufgespießt, und ein anderer Mann zog den Hut und fragte: »Ist Ihnen nicht wohl, mein Herr?«
    Oma reichte Papa das Bild stumm hin, und dann saßen sie über mich zu Gericht. Es sei nicht lustig, über tödlich verunglückte Menschen noch Spott auszugießen. Als ich endlich auch mal zu Wort kam und sagte, daß ich das doch nur abgemalt hätte von dem Poster in Papas Arbeitszimmer, hätte ich fast eine gepfeffert gekriegt.
    Na toll. Im Herzen wird es warm durch die Weihnachtsgans im Darm, wie schon Ingo Insterburg sagte.
    Zu fortgeschrittener Stunde zwängte Papa sich Wiebkes Skimütze über.
    Am ersten Weihnachtsfeiertag bimmelte Mama zum Essen, und dann wurde das Fondue eingeweiht. Papa hatte anderthalb Kilo Gulasch gekauft und sich seinen besten Schlips um den Hals gewürgt. Eine dicke bunte Kerze stand auf dem Tisch.
    Mama hatte eine Literflasche Rotwein entkorkt und erzählte von früher. Von dem abgehackten Kuheuter in der Badewanne ihrer Zimmerwirtin, als Fressen für deren Hund, und daß Volker bei der Nachricht von meiner Geburt nur gesagt habe: »Bäh, bäh, Kacke.« Und nach der Hochzeit hatte Mama zu Papa gesagt: »Bau du mir erstmal ’n Badezimmer, dann wasch ich mich auch.«
    Bis das Öl im Fonduekessel die richtige Temperatur hatte, verging viel Zeit.
    Eine lahmarschige Wirtschaft sei das, sagte Papa und ging sich Käsebrote schmieren, und als das Öl heiß war, sagte er, daß er schon bis zum Stehkragen voll sei.
    In Rätsel um den geheimen Hafen benutzte Stubs seinem Onkel gegenüber das Wort supertoll und wurde dafür getadelt. Wo er nur immer diese unmöglichen Ausdrücke herhabe. Supertoll? Was war denn daran so schlimm?
    Gut war bei Volkers Polorad der Knüppel zum Gängeschalten, aber fahren konnte man nur schlecht mit dem Ding.
    An Silvester machte Oma Schlosser Mama in der Küche das Leben schwer. Wiebke pappte Prilblumen auf die Kacheln zwischen den Topflappenhaken, und Renate war zu einer Party weg.
    Es gab Krapfen und Bowle. Bei Schimpf vor Zwölf durften wir Papiergirlanden über den Tannenbaum werfen.
    Ein musikalischer Silvesterbummel mit Dunja Raiter, Mary Roos, Roberto Blanco, Graham Bonney, Lena Valaitis, Rex Gildo und Karel Gott, und alles schön in Farbe.
    Im neuen Jahr wurde Renate der Gips abgenommen. Der Arzt schnitt ihr dabei mit seiner elektrischen Säge ins Bein.
    Einmal rund um das eigene Zimmer, ohne den Boden zu berühren. Start auf dem Kleiderschrank, von da auf den Sessel, dann auf der Fensterbank bis zum Tisch balancieren und sich am Fenstergriff festhalten. Vom Tisch auf den Schiebeschrank und aufs Bett. Mit dem Fuß die Zimmertür öffnen, auf jeden Türgriff einen Fuß setzen und an die Tür geklammert zum

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