Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
bei Verwandten in Hooksiel. Die sagten, das gehe durchaus, aber es sei kein Job für Sensibelchen.
Renate wollte mit den Jusos nach Paris reisen. Alle hatten was vor, nur ich nicht, bis ein Anruf kam von Uwe Strack, ob ich Lust hätte, in einem Jugendzentrum in Pfaffendorf einen Western mit Charles Bronson zu kucken.
Uwe und sein Vater holten mich im Auto ab. An den Oberarmen hatte Uwe Muckis gekriegt, fast wie Popeye, wenn der seine in den Oberarmen gehabt hätte statt in den Unterarmen. Gewachsen war Uwe mehr in die Breite als in die Länge, und er hatte immer noch ein grünes und ein blaues Auge.
Spiel mir das Lied vom Tod hieß der Film. Da wußte man nie, was Rückblenden waren und was nicht, und nach zwei Stunden tat einem der Hintern weh vom Sitzen.
Uwe fand Charles Bronson gut. Ich nicht so. Ich fand auch Uwe Strack nicht mehr so gut wie früher.
»Da mach dir man nichts draus«, sagte Mama, als sie mich wieder nachhause brachte. Das sei der Lauf der Welt.
Zum Klassentreffen in Jever fuhr Mama alleine. Papa wollte nicht durch halb Deutschland zigeunern, bloß um einen Abend lang irgendwo rumzuschwofen.
Ich hatte noch Taschengeld übrig und durfte schon wieder ins Kino, zusammen mit Volker und Renate und vier Typen aus Renates Clique, Olaf und Hopper und Didi und Motz. Im Bus las Renate denen Lehreraussprüche vor, die sie im Unterricht mitgeschrieben hatte. »Als Napoleon gestorben war, beschloß man, daß er Frankreich nie mehr betreten durfte.« Oder: »Die Form der Samenschale ist weißgefärbt.« Oder: »Noch nicht ganz verstanden? Oder fehlt da irgendwo eine Lücke?«
Die Abenteuer des Rabbi Jacob. Da schlidderten welche über eine Rutschbahn in einer Kaugummifabrik in einen Kessel mit flüssiger grüner Kaugummimasse rein, zum Kranklachen.
Ich legte mir wieder ein Tagebuch zu und stellte über Nacht einen Becher in den Garten, um die Niederschläge zu messen und im Tagebuch notieren zu können. Das wollte ich jetzt immer machen. Nächtliche Niederschläge und dreimal am Tag die Außentemperatur. Einkleben konnte ich auch alle von Mamas Einkaufszetteln.
Um neuen Stoff für mein Tagebuch zu kriegen, sah ich mir im Hobbyraum den blauen Bock an. Oben durfte ich das nicht.
Frauen im Dirndl und der dicke Heinz Schenk. Die Becher hießen Bembel, und innendrin war Äppelwoi.
Renate kam rein und schüttelte den Kopf. Ich hätte wohl ’ne Meise unterm Pony. »Sitzt im Keller und kuckt den blauen Bock!«
Den fanden alle doof. Eben deshalb hätte ich ihn gerne gut gefunden, aber das war zuviel verlangt. Nach einer halben Stunde hatte ich genug davon für den Rest des Lebens.
Flitzer waren jetzt in. Rannten nackt rum, bis sie verhaftet wurden, nur auf dem Mallendarer Berg nicht.
Die Osterferien in Jever fingen damit an, daß ich abends den Winnetoufilm im Zweiten nicht kucken durfte. Der Schatz im Silbersee. Mama, Oma und die andern hätten sich auch in der Küche unterhalten können, aber nein, sie mußten im Wohnzimmer sitzen, wo der Fernseher stand.
Weil es viel regnete, spielten Oma und ich oft Malefiz. Es war ein Kinderspiel, sie zu besiegen, weil sie ihre Palisaden planlos in die Gegend setzte und mit den Figuren immer direkt vor den Palisaden stehenblieb, statt zurückzugehen. Dann hätte sie die Palisaden auch mit was anderem als einer Eins weghauen können.
Wenn sie vier oder fünf Spiele nacheinander verloren hatte, kriegte Oma einen Wutanfall, und dann mußte man sie mal gewinnen lassen, was gar nicht so leicht war. Sie übersah die besten Züge und verlegte sich oft selbst mit Palisaden den Weg, aber wenn sie dann den Sieg errungen hatte, jauchzte sie vor Glück, und man konnte sie wieder in die Pfanne hauen.
In die Wohnung oben war eine Familie mit drei Kindern eingezogen. Udo, Ulf und Meike Pohle, alle jünger als ich. Den Namen Meike fand Oma hanebüchen. Mike als Abkürzung für Michael, das lasse sie sich ja noch eingehen, aber Meike? Da hätten die guten Leute ihre Tochter ja gleich auf den Namen Itzenplitz taufen können.
Alle drei Pohlekinder hatten Roller. Wir machten Wettrennen auf dem Gartenweg und waren mal Teilnehmer und mal Schiedsrichter. Udo Pohle besaß eine Stoppuhr, mit der auf die Hundertstelsekunde genau die Zeit genommen werden konnte.
Ich wollte einen Rekord aufstellen, aber in der ersten Rechtskurve kam ich in der Matsche ins Rutschen und schlug mir das Kinn am Lenker auf.
Oma verarztete die Wunde mit Jod.
Mit den Pohlekindern ging ich auch in den
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