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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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gehe so, daß man sich einmal kurz naßmache, sich dann ohne weitere Wasserzufuhr einseife und sich zuletzt rasch abdusche, am besten kalt. Alles andere sei Wasserverschwendung.
    So ging der letzte Sommerferientag zuende. Der einzige Trost bestand darin, daß am Samstag die neue Bundesligasaison anfing.
    »Deine Haare haben heute noch mit keinen Kamm Bekanntschaft geschlossen«, meckerte Mama beim Frühstück, das in großer Hektik stattfand, weil Wiebke ihre Brille nicht fand und Papa einen seiner Manschettenknöpfe vermißte.
    Wiebke kam auf die Paul-Gerhardt-Schule und Volker auf die Realschule Freiherr vom Stein, in die zehnte Klasse, als zurückgestellter Sitzenbleiber, und wir mußten alle auf Schusters Rappen hinter Mama herhecheln, die auf Renates Klapprad vorausfuhr.
    Als Wiebke und Volker in ihren neuen Schulen untergebracht worden waren, mußte ich Mama bis zum Kreisgymnasium nachwetzen.
    Im Sekretariat erkundigte sich Mama nach der Klasse, in die ich gehörte. Das war die 8b.
    Das Klassenzimmer war im Erdgeschoß, und alle anderen Schüler waren schon da.
    Mama stürmte hinein und suchte mir einen Sitzplatz aus: »Hierher, Martin! Da ist noch ’n Stuhl frei!«
    Neben einem Mädchen! O Gott. Aber was blieb mir übrig?
    Ich setzte mich da hin und hielt die Luft an.
    Als der Klassenlehrer aufkreuzte, unterhielt sich Mama mit dem noch eine Weile halblaut draußen vor der Tür. Dann kam er rein und rief: »Hallihallo, ihr Lieben!« Schlüter hieß der. So ’n kleiner Dicker mit Pläte und Hamsterbacken.
    Als Neuer sollte ich mal eben kurz nach vorne kommen und mich der Klassengemeinschaft vorstellen. Ach du Scheiße.
    »Sag uns doch mal, wie du heißt!«
    »Martin.«
    »Und wo bist du bisher zur Schule gegangen?«
    »In Koblenz.«
    »Ach, in Koblenz! Dann bist du ja eine rheinische Frohnatur!«
    Ob der mich vergackeiern wollte? Ich sagte lieber nichts dazu. Ich hoffte, daß der Krampf bald überstanden wäre, schon weil ich allmählich nicht mehr wußte, wo ich meine Hände hintun sollte. Zuerst hatte ich sie in die vorderen Hosentaschen gesteckt, dann in die hinteren und dann wieder in die vorderen.
    »Gut, Martin, du darfst dich jetzt setzen ...«
    Das könne ja wohl nicht mit rechten Dingen zugehen, sagte Mama, als ich ihr meinen Stundenplan überreicht hatte. Nie mehr als vier Stunden, und selbst das nur an zwei Tagen, die restlichen Tage nur drei Stunden, zweimal in der Woche die erste frei und einmal die ersten beiden, und das beste: kein Physik, kein Chemie, kein Zeichnen, keine Musik, kein Bio und kein Erdkäs! Und nur zweimal in der Woche Englisch. In meinen Ohren war das Musik.
    Michael schrieb ich, daß die Mädchen in meiner Klasse alle wie Pferde aussähen, und das neben mir sitzende würde unentwegt häkeln und husten.
    Um Renate zum 19. Geburtstag einen Rückspiegel für ihr Klapprad schenken zu können, hatten Volker und ich unseren Zaster zusammengelegt. Von dem Rad hatte sie allerdings nicht viel, weil ich das für den Schulweg brauchte. Im Kreisgymnasium war ich weit und breit der einzige Junge, der auf so ’ner lächerlichen Chaise angeeiert kam. Und weil das Klapprad immer darauf aus war, den Saum meines rechten Hosenbeins einzuklemmen, zwischen Kette und Zahnrad, mußte ich eine Fahrradklammer tragen, so eine biegsame, hufeisenförmige Metallspange, die man sich unten ums Hosenbein schnallte, was zwar praktisch sein mochte, aber unheimlich doof aussah.
    In Mathe, für das ein haariger Dämon namens Schneidewind zuständig war, ging’s um Berechnungsregeln für Terme. Der Term als Produkt, Summe, Quotient, Differenz und Potenz. Mir hätte schon das Rechnen mit Zahlen gereicht, und nun sollte man auch noch mit Buchstaben rechnen und Fremdwörter büffeln.
    In Franz war die neue Klasse viel weiter als meine alte. Hier schwallten sie alle Französisch, als ob sie’s mit der Muttermilch eingesogen hätten, und ich verstand nur Bahnhof. Le bœuf, der Ochs, la vache, die Kuh, fermez la porte, die Tür mach zu. Um den Rückstand aufzuholen, würde ich jeden Tag, den Gott werden ließ, zehn Stunden lang französische Vokabeln bimsen müssen.
    »Nun, liebe Kinder«, sagte der Schlüter am Ende der dritten Stunde, »gebt fein acht: Ihr habt es besser als die blaugefrorenen Schüler im ehemaligen Königsberg, das heute Kaliningrad heißt – ihr habt hitzefrei!«
    Er verteilte dann noch einen vom Kultusminister verfaßten Wisch, den die Eltern zur Kenntnis nehmen und unterschreiben sollten.
    Den

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