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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Autogrammzügen.
    Der nächste Briefkasten hing in der Jahnstraße beim Stadion. Da lungerten zwei Halbstarke rum. Als ich die Briefe eingeworfen hatte, kam der eine von den beiden Typen angeschlendert und schubste mich ins Gebüsch.
    Hatte der noch alle Tassen im Schrank?
    Ich rappelte mich hoch und ging weiter, und schwubbs, schon lag ich wieder im Gebüsch, ohne daß ich dem Deppen irgendwas getan hätte. Nicht mal schief angekuckt hatte ich den. Weil ich keine Lust hatte, mich noch einmal schubsen oder gar verdreschen zu lassen, womöglich von den beiden Arschgeigen gemeinsam, sprang ich auf die Beine und rannte weg, und der eine von den Typen rief mir hinterher: »Ja, lauf nur, Kleiner! Lauf um dein Leben!«
    Um mich zu verfolgen, waren sie zu faul, aber ich rannte noch ein ganzes Stück weiter, ehe ich eine Verschnaufpause einlegte.
    Mein lieber Jäger, guter Jäger, lauf, lauf, lauf ...
    Mit Krawallbrüdern wie denen hatte ich schon in Vallendar Ärger gehabt. Daß die auch in Meppen ihr Unwesen trieben, hätte ich mir eigentlich denken können. Was hatten die bloß davon, einem auf den Sack zu gehen? Wegelagerer waren das, Tagediebe, die Löcher in die Luft glotzten und sich toll vorkamen, wenn sie jemanden, der jünger und kleiner und in der Minderheit war, in die Dornen schubsen durften.
    An den Unterarmen hatte ich Kratzer. In den Briefkasten in der Jahnstraße würde ich so bald nichts mehr einwerfen.
    Als Mama abends draußen die Wäsche abhängte, war die Gelegenheit günstig, unbemerkt in Vallendar bei Michael Gerlach anzurufen. Ich wollte ihm mein Abenteuer mit den beiden Knalltüten erzählen, und als ich damit fertig war, erzählte Michael mir von den Schweißausbrüchen, die ihn heimsuchten, weil morgen in Koblenz die Schule wieder beginne. Die Sommerferien seien irre schnell verflogen. Wir redeten noch darüber, ob es möglich sei, die Umdrehungsgeschwindigkeit der Erde in Ferienzeiten zu verlangsamen, mit Bremsraketen, und dann blökte Michaels Bruder Harald dazwischen, der mit Volker sprechen wollte.
    In Niedersachsen dauerten die Ferien zwar noch eine Woche länger, aber was hatte man davon, wenn nichts los war?
    Renate kam aus Jever zurück, mit ihrem geliebten Olaf, den sie nur noch selten zu sehen kriegte, seit er beim Barras diente. Olaf war Juso und wollte nach der Bundeswehrzeit Politologie studieren, wovon Papa nicht begeistert war.
    Oma Schlosser hatte Schwindelanfälle. Einmal wäre sie fast hingefallen, als sie vom Eßtisch aufstand, und dann legte sie sich auf dem Wohnzimmersofa in die Waagerechte, und wir durften keinen Pieps mehr von uns geben und nur auf Zehenspitzen durchs Haus schleichen.
    Am Samstag kam Michaels nächster Brief.
    Lieber und süßer Martin!
    Das hatte er sich nicht verkneifen können.
    Ich sitze mal wieder hier und schreibe Dir, anstatt Hausaufgaben zu machen, einen Brief. (Vielleicht hast Du’s schon bemerkt.) Und ich habe eine Frage: Seid Ihr verrückt geworden? Das Telefongespräch neulich muß doch ein Vermögen gekostet haben! Ihr habt doch mindestens fünf volle Minuten gequasselt, Du und der Volker! Also ich kann Dich nicht anrufen, das lassen meine finanziellen Verhältnisse nicht zu.
    Holger und ich waren übrigens beim Friseur. Ach, was sage ich – wir waren in Frankensteins Werkstatt! Der Kerl hat aus uns nämliche echte Monster gemacht! Der Holger sieht aus, also ob er einen braunen Sturzhelm aufhat. Na, und bei mir steht’s auch nicht besser.
    Und bei Dir? Freust Du Dich genauso auf die Schule, wie ich mich darauf, daß Du bald wieder hingehen mußt? Nur noch fünf Tage, fünf kurze, schnell verrinnende, qualvolle Tage. Und wenn der Brief hier bei Dir ankommt, sind es nur noch vier und sogar nur noch drei Tage. Hihi! Hehe! Das wird ein Genuß, wenn ich mir am 7. vorstelle, daß Du jetzt wieder zur Schule mußt. Hehehe!
    Na, tschüß denn, und komm mal vorbei.
    Die Bemerkungen über den Schulbeginn mochten gemein sein, aber die Briefe von Michael Gerlach gefielen mir trotzdem besser als die Post, die Papa jeden Tag geschickt kriegte, vom Finanzamt, von Versicherungen oder vom Beamtenheimstättenwerk, mit der Anrede: »Sehr geehrter Bausparer!«
    Komisch, daß Papa noch Bausparer war, wo er das Haus in Vallendar doch schon vor sechs Jahren gebaut hatte.
    In der ersten Hauptrunde im DFB-Pokal schmiß Borussia Mönchengladbach Werder Bremen mit 3:0 aus dem Rennen. Aber ob Udo Lattek als Trainer wirklich soviel taugte wie Hennes Weisweiler, das würde

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