Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Papierkorb. Wenn man die einklebe, würde man sich später nur jedesmal neu darüber ärgern.
Gegen einen der hartnäckigsten Verfolger, Eintracht Braunschweig, spielte Gladbach auswärts 0:0. Jetzt mußte mal wieder ein Kantersieg her, notfalls auch ohne den verletzten Jupp Heynckes.
Papa chauffierte Mama und Volker nach Rheine, von wo aus sie mit dem Zug zur Küste fahren wollten, um in Ostende eine Fähre über den Ärmelkanal zu nehmen. In Dover sollte dann Onkel Bob Gewehr bei Fuß stehen.
Kein Wölkchen am Himmel. Leuchtender Sonnenschein überm Haus und innendrin eine sturmfreie Bude, aber was hätte ich da schon groß erstürmen sollen?
Als ich genug vom Klavierüben hatte, blätterte ich in Mamas und Papas Büchern, aber die brachten’s nicht. »Die Brücke von San Luis Rey«, »Homo Faber« und »Schlaf schneller, Genosse«. Alles Mist.
Ich durfte dann nach Jever fahren, ganz alleine: Mit dem Eilzug nach Norden und von da nach einer Stunde Aufenthalt mit einem anderen Zug weiter bis zum Zielbahnhof. Die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Züge hatte Papa mir aus dem Kursbuch herausgesucht, und Renate hatte mir ein Freßpaket gepackt: sechs Apfelschnitze, drei harte Eier und zwei Käsebrote.
Als Reiselektüre hatte ich mir eins meiner Fußballbücher und ein altes Walt-Disney-Taschenbuch eingesteckt. Da überfiel die Hexe Hicksi Onkel Dagobert mit ihrem Besen Beelzebub, und in einer anderen Geschichte gerieten sich die Panzerknacker in die Haare. Einer mit der Nummer 4032318 beschwor seine zerstrittenen Kumpane: »Hört auf euch zu hauen! Ihr verschwendet nur eure Energie!«
In dem Fußballbuch wurden Franz Beckenbauers Heber erläutert und zur Nachahmung empfohlen.
Beachtet: Das Knie des linken Schußbeines lag beim Abschuß über dem Ball, die linke Hüfte lag ganz weit vorne. Und die entgegengesetzte (rechte) Schulter hat Beckenbauer ebenfalls nach vorne in die Schußrichtung gedreht ...
Und da gab’s ’ne Vollbremsung! Irgendwelches Zeug flog am Fenster vorbei, und der Zug kam quietschend zum Stehen, auf freier Strecke. Kurz vor dem Bahnhof Norden. Außerfahrplanmäßig.
Nach ’ner längeren Zeit, in der sich nichts getan hatte, stiegen welche von den Passagieren aus und wollten nachkucken, was da los sei. Einer kam mit der Nachricht zurück, daß der Zug an einem Bahnübergang ein Auto überfahren habe. Fahrer und Beifahrer seien exitus.
Ob das Leichenteile gewesen waren, die ich am Fenster hatte vorbeifliegen sehen?
Ich stieg auch einmal selbst aus, für ein paar Sekunden. Es war nichts zu erkennen, aber ich hörte das Tatütata von Polizeiautos oder Krankenwagen.
Den Anschlußzug in Norden konnte ich vergessen, und was Papa dazu sagen würde, war vorherzusehen. Daß ich noch zu dämlich wäre für Bahnreisen auf eigene Faust.
Nach einer guten halben Stunde kam irgendein hohes Tier an und sagte, daß die Lok ausgewechselt werden müsse.
Weiter ging es erst mit einer Stunde Verspätung.
Auf dem Nordener Bahnhof suchte ich als erstes nach dem Fahrplan, aber ich fand keinen. Dann suchte ich nach einem Bahnbeamten. Als ich endlich einen aufgestöbert hatte, fragte ich ihn nach dem nächsten Anschluß nach Jever. Der Bahnmensch zeigte auf einen Schienenbus, der gerade abfuhr, und sagte, der habe hier auf die Fahrgäste aus meinem Zug gewartet.
Davon hatte keiner irgendwas durchgesagt, und trotzdem war ich Knalldepp als einziger zu blöd dazu gewesen, pünktlich in diesen Schienenbus einzusteigen.
Der nächste fuhr, wie ich herausbekam, erst eine Stunde später ab und hatte dann noch eine halbe Stunde Aufenthalt in Esens.
Weil ich Omas und Opas Nummer nicht wußte, rief ich von einem Münzfernsprecher aus in Meppen an, damit von da aus jemand meine neue Ankunftszeit nach Jever durchgeben konnte.
Am Telefon führte Papa sich so auf, als ob ich selbst die Karambolage verursacht hätte: »Das war ja mal wieder klar, daß du irgendwo im Niemandsland strandest, wenn man dich Hornochsen auf die Menschheit losläßt!«
In Esens las ich das Buchkapitel über den Rechtsaußen George Best. »El Beatle«, so hatten sie den genannt, wegen seiner langen Haare. Trinken würde er gerne und viel, wenn auch nur das schale englische Schwachbier.
Dafür bummelt er oft bis zum Morgengrauen, und seine Flirts sind kaum zu zählen. »Wenn ich dreißig bin«, so hat er verkündet, »will ich eine Million haben; dann ziehe ich mich zurück.« Meinte er eine Million Pfund?
Die halbe Stunde Zwischenaufenthalt
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