Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
hören können, ob sich ein Auto nähert, in dem dann möglicherweise Terroristen sitzen!« Zweitausend Ziegen und Schafe, und manchmal würden welche von Geparden gerissen. Und dann die Pavianherden! Und sechs Meter hohe Termitenhügel! »Auch auf Schlangen haben wir in der Wildnis immer achten müssen, und im Gebirge haben wir versteinerte Dinosaurierfußspuren gesehen ...« Es gebe da auch einen Doppelberg, der den sinnigen Namen Omatako trage, auf deutsch: der Po. (Die eine Pobacke allerdings mit Furunkel.) Und in Transvaal die Granitmassive und die Eukalyptuswälder, unvergeßlich! In Tzaneen habe es leider fast dauernd geregnet. Als Start- und Landebahn für die Flugzeuge habe nur eine rubbelige Graspiste existiert, mit freilaufenden Hühnern drauf.
Renate holte die Nachtischportion aus dem Kühlschrank, die sie für Mama aufgehoben hatte. Apfelsinencreme.
Daß Mama auf demselben Flugzeugplatz gesessen haben könnte wie Gerd Müller, interessierte sie nicht die Bohne: »Glaubst du etwa, daß ich mich dadurch geadelt fühle?«
Dann packte sie ihre Mitbringsel aus: Scherenschnitte und Pötte und einen gelben Wandbehang mit aufgemalten Kudus. Der sollte überm Wohnzimmersofa angenagelt werden. Ich erhielt ein Musikinstrument: ein Holzbrettchen mit Metallstangen, die unterschiedliche Töne von sich gaben, wenn man sie nach dem Runterdrücken wieder hochschnicken ließ. Pling, plong, plung, plöng, pläng. Ein sogenanntes Ovamboklavier.
Als die Versammlung sich aufgelöst hatte, rief Renate Olaf an und fing sich einen Anschiß von Papa ein, wegen der Telefonkosten, und dann rief Tante Dagmar an: Ob wir ein altes Tonband haben wollten. Das habe ihre Nachbarin ihr geschenkt, fürs Katzenhüten, aber sie habe im Funkhaus schon genug mit Tonbändern zu tun. Sie könne es den Moorbachs mitgeben, wenn die uns Anfang April besuchten.
Wenigstens den Schluß von dem Spiel durfte ich noch kucken. In der 43. Minute hatte Gerd Müller ausgeglichen, zum 1:1, und das war auch der Endstand. Am Ende der ersten Halbzeit waren spanische Fans aufs Spielfeld gestürmt und hatten da den wilden Mann markiert.
Ganz spät kamen noch Ausschnitte aus der Partie HSV – FC Brügge, die 1:1 ausgegangen war. Eintracht Frankfurt hatte Westham United mit 2:1 besiegt, aber davon wurde nichts gezeigt, weil die Funktionäre der Eintracht das aus irgendwelchen Gründen nicht gestattet hatten. Weiß der Deubel, was da hinter den Kulissen vorgefallen war zwischen der UEFA, den Fernsehheinis und den Vereinsoberen. Die hatten doch ’n Loch im Kopp.
Von einem Großeinkauf in der Stadt brachten Mama und Renate tonnenweise Utensilien für Renates Studentenküche mit: Kochtöpfe in vier verschiedenen Größen, Kaffeekanne, Teekanne, Bratpfanne, Tauchsieder, Schneebesen, Zuckerdose, Schälchen, Schüsseln, Frühstücksbrettchen, Tassen, Becher, Gläser, Dosenöffner, Eierpieker, Eierbecher, Eßbesteck und zwei pompöse Salatgabeln.
Anhand des Kassenbons wollte Papa die Einzelpostenkosten überprüfen, aber der Bon war weg. Erst nach einer halben Stunde Suche fand Renate den zerknüddelten Zettel im Peugeot unterm Beifahrersitz, aber statt sich darüber zu freuen, geriet Papa in Weißglut über den Wucherpreis für die Bratpfanne und den Aberglauben, daß ein überteuerter Schneebesen zum Inventar einer Studentenküche gehöre, und beim Abendbrot, als ich vorm Fernseher auf dem Bauch lag und mich mit dem einen Fuß am andern kratzte, schrie Papa mich von hinten an: »Nimm die Flunken runter!«
Als ob ich die absichtlich ins Bild gehalten hätte.
Mama und Renate schritten sodann zum Frühjahrsputz: Ärmel aufkrempeln, Schränke von der Wand abrücken, Ecken ausfegen, Deckenlampen entstauben, Teppiche einrollen und untendrunter saugen, Gardinen abnehmen und waschen, tote Fliegen aus den Fensterzwischenräumen aufsammeln, Spinnweben beseitigen, Küchenschubladen ausräumen und auswischen und was Mama sonst noch so alles einfiel. Waschbecken schrubben zum Beispiel. Nur wozu? Da lief doch ständig Seifenwasser durch, so daß die sich von alleine säuberten.
Man kam sich vor wie auf ’ner Großbaustelle. Dauernd war einem die Trittleiter im Weg, überall standen schmutzwasserschwappende Putzeimer rum, und im Flur stank’s nach Sagrotan oder wie das hieß.
Still und emsig schaffen sie
stets das Gute, Böses nie.
»Und wenn du nicht willst, daß ich nachher dein Zimmer auf den Kopp stelle, dann machst du da jetzt selber sauber«, sagte Mama. »Aber
Weitere Kostenlose Bücher