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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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noch ’ne 6 m lange Antenne aus Draht anfertigen. Mein ganzes Zimmer war bis obenhin mit Drähten vollgestopft. Als schließlich alles fertig war, schob ich feierlich den Knopf nach links, steckte mir die Hörer in die Ohren und lauschte versonnen in die Stille, die mich umgab. Nach stundenlangem Suchen fand ich heraus, daß ich einen Draht ins falsche Loch gesteckt hatte. Also nochmal die Ohrhörer angelegt, Knopf nach links und gelauscht. Jetzt brachte sich immerhin ein leises Rauschen zur Geltung. Nach dem Versetzen einiger Drähte und eifrigem Drehen am »HF-Gewindekern«, der irgendwo versteckt unter den Drähten lag, hörte ich irgendwo im fernen Weltenraum eine menschliche, wenn auch ausländische, Stimme. Da ich inzwischen einige Übung im Drehen und Versetzen hatte, gelang es mir sogar, die verzerrten Umrisse von so etwas Ähnlichem wie Musik zu vernehmen, allerdings sehr leise. Aber diese armselige Ansammlung von Drähten und Kondensatoren auf meinem Tisch als Radio anzusehen, das brachte ich trotz größer Willenskraft nicht fertig.
    Doch es war noch nicht aller Tage Abend, denn in meinem Kasten befand sich noch eine ansehnliche Zahl von Drähten, Kondensatoren usw., und es gab auch einen Drehknopf für die Senderwahl und zwei andere, einen für die Lautstärke und einen, um das lästige Rauschen wegzukriegen. All das in einem hübschen weißen Gehäuse mit einer dunklen Abdeckplatte. Sogar für die drei Batterien war Platz. Das sah ja alles sehr vielversprechend aus. Aber dann begann eine Pechsträhne: Zuerst ging mir einer von den Drehknöpfen kaputt (4,50 DM). Dann zerbarst ein Transistor (2,50 DM). Sodann zerriß ein Ohrhörer (1,20 DM). Das mußte ich alles neu bestellen (ein Bestellschein lag bei) und den Betrag per Zahlkarte überweisen (1,00 DM). Summa summarum kostete mich die Kaputtgeherei also 9,70 DM plus 2,00 DM für die Verpackung. Also 11,70 DM. Dazu noch die ganze Schererei mit dem zur Post gehen, Zahlkarte ausfüllen ... und dann das Warten. Übrigens hatten die mir auch einen neuen Bestellschein geschickt, und auf dem kostete der Drehknopf schon 6,50 DM. Uff!
    Endlich kam das Päckchen an, aber ohne Ohrhörer, weil die Vollidioten keinen hatten. Nachlieferung in zwei Wochen. Und als ich glücklich alles wieder beisammenhatte, machte ein Kondensator schlapp. Da ich zum Bestellen keine Lust mehr hatte, ging ich in das nächste Elektrogeschäft und holte mir einen für zwanzig Pfennig. Jetzt frag ich mich, warum ich wegen der anderen Sachen nicht auch in das Geschäft gegangen bin. Na ja, auf jeden Fall klappte das mit dem Radio dann leidlich gut, und ich konnte sogar bald auf diese Scheißdrahtantenne verzichten.
    Meine Mutter hatte am 9. Geburtstag. Was kriegt sie? Ein Radio!
    Und dann ist mir noch was Blödes passiert: Der Bogen von meiner Geige ist mir durchgebrochen. Ich hatte den Harald in die Seite gepiekt, na, und da hat er halt zugehauen. Mein Geigenlehrer hat gesagt, das billigste Ding sei so 50 DM teuer. Mich hat bald der Schlag getroffen. Zum Glück hat Holger sich als Bastler betätigt und den Bogen mittels Holzleim und weißen Klebestreifen wieder zusammengepappt. Wenn ich nach der Konfirmation genug Geld habe, dann hole ich mir einen neuen. Hoffentlich hält der alte noch solange.
    Das mit dem Zelten in den Sommerferien, das klappt auch nicht. Harald hat kein Geld mehr, um sich ein Zelt zu kaufen. Der Holger hat sowieso kein Geld, und ich ... das geht alles für den Bogen drauf, denn soviel Zaster werde ich zur Konfirmation auch nicht bekommen, daß es dazu reicht.
    So, Schluß für heute, und ich werde auch nicht mehr so schreibfaul in nächster Zeit (hoffe ich).
    Schö, Michael
    P.S. Zum Damespiel: Ich geb’s auf!
    Eine Gemeinheit! Feige aus dem Spiel auszusteigen, nur weil ich das schon so gut wie gewonnen hatte!
    Immer klappte alles nicht. Immer, immer kriegte man eins vor die Zwölf, mittenrein, wenn man sich auf was Schönes gefreut hatte, und sei’s auch nur ein Sieg im Damespiel oder ein Zelturlaub in den Ferien.
    Auf der Rückfahrt nach Meppen wollte ich in meinem Fußballbuch lesen, aber Wiebke war am Kotzen, Papa am Mosern und Renate wegen irgendwas am Flennen. Da hätte sich auch der stärkste Mann der Welt nicht mehr auf Franz Beckenbauers Beschreibung seiner Ballannahmetechnik konzentrieren können.
    In Meppen mußte Papa abends gleich wieder los, um Mama und Volker vom Bahnhof in Rheine abzuholen.
    Wiebke lief zu ihrem geliebten Hamster hoch, und Renate

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