Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
und ich mit Luftsäbeln aufeinander los: »Bassa Manelka!« rief Hermann, und ich rief: »Bassa Teremtetem!«
Besser das als alle Dreieckskongruenzsätze in Mathe oder in Erde die natürlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen der Agrarnutzung und des Wandels der Agrarlandschaften in den USA und in der UdSSR. Kolchosen und Sowchosen. Obwohl ja auch die zur Allgemeinbildung gehörten.
Morgens um halb acht klingelte es an der Tür: ein Eilbrief, für Renate von Olaf! Wiebke flitzte damit hoch in Renates Zimmer. Was in dem Schrieb drinstand, würde man wahrscheinlich nie erfahren.
In Englisch kam ich auch ohne größere Anstrengungen einigermaßen zurecht. Das fiel mir irgendwie so zu.
New York is the most active city on earth, with the world’s biggest harbour, busiest station, largest department store, highest skyscraper, largest theatre.
Die Insel Manhattan hatte ein Holländer den Indianern vor 350 Jahren für ein paar Glasperlen und anderen Krimskrams abgekauft.
In Physik lernte ich das Wort »Proportionalitätsfaktor« kennen. Der reinste Zungenbrecher. Fischers Fritze fischte frische Proportionalitätsfaktoren.
Mittags stürzte ich mich auf Michael Gerlachs neuesten Brief.
Gähn!
Mensch, ist das hier langweilig! Nichts los, nichts zu tun, zu nichts Lust. Deshalb sitz ich ja auch um elf Uhr nachts noch hier und schreibe dämliche Briefe an noch dämlichere Ostfriesen in Meppen.
Vor Tatendrang zu bersten würde mir auch nicht helfen, denn was nützt einem der Tatendrang, wenn keine Taten da sind? Außer Geschirrspülen und Staubsaugen? Noch nicht mal Lust zum Schlafengehen hat man. Zumindest nicht vorher. Morgen penne ich garantiert bis 12 Uhr mittags, wie ich das bisher an jedem Ferientag gemacht habe. Außer an einem, da sind der Harald, der Holger und ich zum Köppel gefahren. Was heißt gefahren, geächzt! Zumindest ich. War total fertig. Beinah wäre ich auf’m Rad noch eingeschlafen, bloß die rasenden Kopfschmerzen waren hinderlich. Na, der Rückweg ging dann ja, den schmalen Serpentinenweg runter und dann über Ransbach-Baumbach.
Dabei habe ich mir den rechten Zeigefinger an der Gangschaltung aufgerissen. Irgend so’n tückischer Draht lünste vor, und schon war’s zu spät. Sauerei, verdammte. Hindert außerordentlich am Schreiben, so’n aufgeschlitzter Finger. Aber was tut man nicht alles gegen die Langeweile. Selbst größte Schmerzen scheut man nicht.
Jetzt isses halb zwölfe. Scheiße.
Bin immer noch nich’ müde. Wenn ich schon das ungemachte Bett sehe, vergeht mir die Lust am Pennen. Überhaupt sieht meine Bude aus wie’n Saustall, nur ohne Sau (oder irre ich mich?). Daran ist diese vermaledeite Antenne vom Elektronikbaukastenradio nicht unschuldig. Die fliegt nämlich irgendwo hier im Zimmer ’rum. Momentan in meinem Gesicht. Aber daran hab ich mich schon gewöhnt, an dieses bribblige Gefühl in der Nase, wegen meiner Brille. Die is’ kaputt, und weil ich zu faul bin, sie zur Reparatur zu bringen, laß ich sie einfach in meine Nase pieken. Das hält mich wenigstens wach, tagsüber.
Die Patrone vom Füller läßt nach. Wahrscheinlich, weil er wie verrückt ausläuft, aber nich’ aufs Papier, nee, auf meine Finger. Besonders auf den aufgeschlitzten. Au, das brennt. Mensch, geht’s mir dreckig!
So, mir reicht’s. Vielleicht schreib ich den Brief morgen weiter, wenn ich besserer Laune bin, was allerdings sehr unwahrscheinlich ist.
Du hast Pech, ich hab einigermaßen gute Laune. Wir haben den ganzen Vormittag Monopoly gespielt. Ich hab verloren. Harald und Holger sind noch dran. Sonst ist nichts los gewesen.
Bleibt noch Tschüß zu sagen. Und: Happy Birthday to you!
Ach Gott, ja, mein 14. Geburtstag! Der würde ohne Feier über die Bühne gehen. Wen hätte ich schon dazu einladen sollen, außer Hermann Gerdes?
Ich schrieb zurück, daß auch Meppen vom Virus der Langeweile befallen worden sei und herzzerreißend unter dessen Knute stöhne. Das heißt, der einzige, den ich stöhnen hörte, war ich selbst. Alle anderen schienen das Leben in Meppen für ganz normal zu halten, abgesehen vielleicht von Renate, der bei jedem ihrer Besuche spätestens am dritten Tag die Decke auf den Kopf fiel.
In ihrem alten Zimmer war Renate am Packen. Im Flur standen schon drei Koffer, ein pralles Einkaufsnetz, ein Papierkorb mit Kleiderbügeln, Pappröhren mit Postern, eine Henkeltasche mit dem zusammengefalteten Bettüberwurf, zwei Klappstühle und ’ne rote Holzkiste mit Küchengeschirr,
Weitere Kostenlose Bücher