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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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und quer in der Landschaft lag Renates Flokati, eingerollt und verschnürt.
    Unser Haus auf dem Mallendarer Berg sollte nicht wieder neu vermietet, sondern endgültig verkauft werden. Das eröffnete Mama uns abends beim Schnittenschmieren. In den Sommerferien wollten Papa und sie Haus und Garten auf Zack bringen und die Immobilie dann an den Meistbietenden verscheuern.
    Aus der Traum!
    Und dann sollte Mama ein neues Auto bekommen. Von dem durchgerosteten VW hatte Papa die Faxen dicke.
    Am Donnerstag kaufte ich mir nach der Schule zum erstenmal im Leben den Spiegel , von meinem eigenen Taschengeld. Wenn Gustav dazu in der Lage war, dann konnte ich das ebenfalls.
    Mama war nach dem Frühstück mit Papa und Renate nach Bielefeld abgedüst und hatte Volker vorher alle Handgriffe beigebracht, die er kennen mußte, um Wiebke, mich und seine Wenigkeit mittags mit Dosenravioli zu versorgen.
    Zum Nachtisch pfefferte Volker drei Kirschjoghurtbecher auf den Tisch. »Löffel könnt ihr euch ja wohl selber holen!« Und dann braute er sich in der Küche einen Kaffee zurecht.
    »Auto-Preise – Die Konzerne schlagen zu«, so hieß die Titelgeschichte der aktuellen Spiegel -Ausgabe.
    Nachdem Daimler Anfang 1976 getreu den Bräuchen der Branche die Vorstellung seiner neuen »kleinen Klasse« zu einem Aufschlag von etwa acht Prozent genutzt hatte, folgten ungeniert die Produzenten von Massenautos: Ford legte, noch vor Abschluß der Lohnrunde, fünf Prozent Preisaufschlag vor, Volkswagen erhöhte am 29. März im Durchschnitt um 4,6 Prozent. Die General-Motors-Tochter Opel folgte einen Tag später: Ihre Verkäufer verlangen seither 4,7 Prozent mehr.
    Ob man sich das merken mußte? Gustav hatte sich das bestimmt alles bereits am Montag durchgelesen und es bis ins kleinste Detail in seine Gehirnwindungen eingekerbt, irgendwo neben den Ergebnissen jedes Spieltags der Bundesliga seit 1963.
    Wenn es zur Zeit Christi schon Atomreaktoren gegeben hätte, dann wäre laut Spiegel jetzt erst ein Prozent der Zeit abgelaufen, in der der Atommüll von damals radioaktiv gestrahlt hätte. Ein einziges mageres Prozentchen, nach zweitausend Jahren! Das hatten irgendwelche Physiker ausgerechnet. Also produzierten die Atomstromfabrikanten unserer Tage Müll, den unsere Nachfahren noch in rund zweihunderttausend Jahren wie die Schießhunde bewachen müßten. Da konnte man ja wohl nur mit den Ohren schlackern. So eine Frechheit! Hier die dicken Leuchtreklamen anbringen, und die Zeche dafür durften noch im Jahr 201.976 die Nachfahren bezahlen, denen wir unsere Atommüll-Endlagerstätten vererben wollten? Was konnte da nicht alles vorfallen, in zweihunderttausend Jahren, wenn man bedachte, was allein in den letzten fünfzig Jahren los gewesen war: Zweiter Weltkrieg, Hiroshima, Korea-Krieg, Vietnam-Krieg ...
    Im Spiegel stand auch ein Artikel über bayrische Katholiken, die mit einem »Gebetssturm« gegen den Sexualkundeunterricht kämpften, damit »alles wieder echter und sauberer wird« und die Kinder aus dem »Teufelskreis der Onanie« wieder zu »Zucht und Ordnung zurückfinden«.
    Dann gab es noch Berichte über den Linksruck in Italien und das sadistische Härtetraining der US-Streitkräfte, und man erfuhr, daß Uli Hoeneß für eine Autogrammstunde zweitausend Mark verlangte.
    Höchst interessant. Man ließ sich ja praktisch für dumm verkaufen, wenn man den Spiegel nicht las. Den wollte ich mir jetzt jede Woche holen und ihn am besten auch sammeln, so wie’s Gustav tat.
    Pastor Böker bereitete uns auf den Konfirmationsgottesdienst vor und auf die Prüfungsfragen, die wir da zu beantworten hätten, in Anwesenheit der Gemeinde. Er spielte das schon mal durch: Wer wann was gefragt werde und welche Antwort man dann zu geben habe.
    Lug und Trug. So wie früher in der Grundschule die vorab mit der Klassenlehrerin abgesprochene Stunde, wenn der Schulrat mit der Aktentasche auf dem Schoß ganz hinten gesessen hatte, um ein objektives Bild von der Qualität des Unterrichts zu gewinnen.
    Am Ende würden wir einzeln nach vorne gerufen und eingesegnet, wobei wir knien müßten, und dann gäb’s die Konfirmationsurkunde.
    Üben mußten wir auch das Verzehren der nach Pappe schmeckenden Oblate und das Nippen am Weinkelch.
    Volker und ich hatten schon alle Jalousien runtergelassen, als Mama und Papa wiederkamen.
    Renates Zimmer sei man winzig, aber nicht weit weg von der PH, sagte Mama. Einen Kleiderschrank hätten sie noch besorgen müssen, weil da nur ein

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