Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Mini-Exemplar gestanden habe. Und dann stutzte sie: »Häch? Wie kommt’n der neue Spiegel hierher?«
»Den hab ich mir gekauft«, sagte ich.
»Aha? Und wovon?«
»Von meinem Taschengeld.«
»Na, kiek mol eener an! Aus Kindern werden Leute, was? Aber jetzt hopp ab ins Bett, wenn ich bitten darf. Marsch, marsch! Und vergiß nicht wieder, dir den Hals zu waschen!«
In einem Märchenfilm spielte die blutjunge Judy Garland ein Mädchen, das mitsamt ihrem Hündchen von einer Windhose ins Zauberland Oz geweht wurde und da sofort eine abgrundtief böse, grüngesichtige und spitznasige Hexe an den Hacken hatte. Um wieder nachhause zu kommen, brauchte das Mädchen Hilfe von einem Zauberer. Ein ziemlicher Mumpitz, das ganze, mit ’ner lebendigen Vogelscheuche, äpfelschmeißenden Bäumen und reichlich viel Singsang.
Somewhere over the rainbow
Bluebirds fly ...
Und dann kam raus, daß alles nur ein Traum gewesen war. Wie blöd!
Tags darauf stand Mama mittags in meinem Zimmer und sortierte alte Plünnen aus: Jeans mit durchgescheuerten Knien, zu klein gewordene Oberhemden, verfärbte T-Shirts, Gürtel mit kaputter Schnalle und fransigen Kanten, ausgeleierte Unterhosen und Kniestrümpfe mit Kuhllöchern.
Es war eine weise Entscheidung gewesen, den Stern mit den nackten Nubierinnen nicht in meinem Kleiderschrank zu verstecken.
Oma Jever rief an, in heller Aufregung: Gustav sei vom Fahrrad gestürzt, in Göttingen, mitten im dicksten Stoßverkehr, und ohnmächtig ins Krankenhaus verbracht worden, in die Chirurgische Poliklinik, wo die Ärzte eine schwere Gehirnerschütterung festgestellt und ihm strengste Bettruhe verordnet hätten. Wenn er zu früh wieder aufstehe, werde er bis an sein Lebensende an Kopfschmerzen laborieren!
Einfach so, aus heiterem Himmel, sei an dem Rad der Lenker abgebrochen, wegen Materialermüdung möglicherweise, und Gustav, der sich an überhaupt nichts erinnern könne, müsse bei dem Unfall mit dem Kopp auf das Metallgestänge geknallt sein. So reime Gustav sich den Unfallhergang jedenfalls selbst zusammen, im nachhinein.
»Da hat er ja noch Glück im Unglück gehabt, unser Studiker«, sagte Mama, die als junge Frau auch ganz gern irgendwas studiert hätte, wenn das bezahlbar gewesen wäre, und dann ging sie in die Küche, Stullen schmieren. »Der soll sich bloß nicht so anstellen! Mutti hier mit seinen Wehwehchen zu beeindrucken, das sieht ihm mal wieder ähnlich, dem fetten Kerl!«
In der EM verpaßten uns die Spanier mit dem 1:0 in der 21. Minute einen Nasenstüber, aber in der zweiten Halbzeit konnte Erich Beer, der tüchtige Herthaner, ausgleichen. 1:1. Die Siegestrauben hatten für beide Mannschaften zu hoch gehangen, und darauf lief es auch hinaus, als wir die C-Jugend von Hesepe zu Gast hatten. Deren Mittelstürmer war ein Brecher im Kaliber von Bud Spencer und rannte mich einfach um. Bumm! Dafür kriegte er einmal die Gelbe Karte, aber viermal walzte er ungestraft über mich hinweg. Daß das Spiel unentschieden ausging, 4:4, hatten wir allein Didis Torinstinkt zu verdanken.
Nach der Schule kaufte ich mir am Montag bei Meyer den neuesten Spiegel . In der Titelgeschichte ging es um die Frau von Mao Tse-tung und deren Rolle in der chinesischen Politik. Tschiang Tsching, 63, war heiß darauf, als Nachfolgerin ihres Mannes Mao, 82, China zu regieren. Dieses Riesenland! War die denn plemm, die Alte? Hätte die nicht besser daran getan, Pullis für ihre Enkelkinder zu stricken?
In einer »Hausmitteilung« wurden diverse Schreibweisen des Namens des libyschen Staatschefs aufgelistet: Khadhafi, Ghaddafi, Ghadhafi, Gadaffi, Gadafy, Kazafy, Quaddafi und Gaddafi. »Lübien«, das sagte man, aber geschrieben wurde das: Libyen.
Im Spiegel stand auch was über den hessischen CDU-Abgeordneten Manfred Kanther, 36, der die Todesstrafe für »Terroristen deutscher Bauart« gefordert habe, über die Schnakenplage am Oberrhein, die Funktionsweise der Selbstschußautomaten an der DDR-Grenze, die Studentenunruhen in Frankreich und die Mammographie, eine maschinelle Art der Durchleuchtung weiblicher Brüste bei der Suche nach Krebszellen.
Der Radowski gab mir eine Sonatine von Dussek auf. G-Dur, op. 20. Die sollte ich Ende Mai bei einem Konzert in der Musikschule vorspielen. Wenn das nur mal gutging!
Ich freute mich über die Abwechslung, weil ich endlich Johann Sebastian Bachs erste zweistimmige Invention abhaken durfte, obwohl die immer noch nicht richtig saß, aber das Klavierstück von diesem
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