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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Dussek war auch keine Erholung. Da verhaute ich mich oft, und bei jedem Fehler kreischte Mama aus der Küche: »Falsch!«
    Ich hätte lieber mal was Flotteres gespielt. Tanzmusik. Boogie-Woogie, Rumba und Cha-Cha-Cha statt immer nur dieses dröge Etüdenzeugs.
    Das Beste, was ich zu meinem vierzehnten Geburtstag geschenkt kriegte, war, außer dem Geld, ein Buch mit Geschichten von Edgar Allan Poe, das Onkel Dietrich mir zugedacht hatte. In dem Brief, der dabeilag, berichtete er vom Terrassenbau in Wiesbaden:
    Du mußt wissen, daß jeder Stein und jeder Krümel Sand an der Straße abgeladen und dann mit der Schubkarre bis zum Haus gebracht werden muß. Alles in allem haben wir 5 m3 Erde und 9 m3 Kies und Sand weggefahren sowie 2800 Steine zur Verwendungsstelle befördert. Zum Nachbarn habe ich eine Wand aus Kalksandsteinen gemauert, die gleichzeitig einen Grill aufnimmt. Den Boden habe ich aus Klinkersteinen gemacht, die wie bei den ostfriesischen Straßen hochkant verlegt worden sind. Auf der Terrasse steht ein runder Betontisch, dessen Platte einen Durchmesser von 1,30 m hat, so daß die gesamte Familie bequem daran Platz findet ...
    Irgendwie schien das den Schlossers im Blut zu liegen, dieses ewige Bauen und Basteln und Fliesenlegen. Gut, daß wir hier schon ’ne heile Terrasse hatten, auch wenn Papa das Terrassendach für erneuerungsbedürftig hielt. Das bestand aus irgendeinem durchsichtigen Material, und auf der Oberseite hatten sich fette Blätterplacken angesammelt.
    In einer der Geschichten von Poe stach ein Tierquäler und Säufer seinem schwarzen Kater ein Auge aus und erhängte ihn dann, aber der Kater spukte in seinen Träumen herum, und der verrückte Säufer kaufte sich einen neuen, ebenfalls einäugigen, der ihm bald unheimlich wurde, und als er mit einer Axt nach ihm haute, ging die Frau von dem Säufer dazwischen, und da erschlug er sie mit der Axt und mauerte die Leiche im Keller ein. Und als er der Polizei selbstgewiß die Kellerräumlichkeiten vorführte, fing hinter der Mauer der Kater zu schreien an. Die Polizisten stemmten die Mauer auf, und dahinter hockte der mitsamt der Leiche eingemauerte Kater auf deren Kopf.
    Gut war auch die Geschichte, in der ein Mörder die Leiche seines Opfers unter den Zimmerdielen versteckt hatte. Die Polizei konnte er zwar davon überzeugen, daß der Mann, den er erstickt hatte, aufs Land gefahren sei, aber in seiner Einbildung hörte der Mörder das Herz des Opfers immer lauter und lauter schlagen, so daß er außer Rand und Band geriet und alles gestand.
    Oder dann die Geschichte von dem lebendig Begrabenen oder die von dem gefesselten Kerkerhäftling, auf den sich im Zeitlupentempo ein schwingendes, halbmondförmiges Pendel herabsenkte, mit messerscharfer Klinge ... Das war zehn Nummern besser als alles von Enid Blyton, die im übrigen bei Edgar Allan Poe abgekupfert hatte: Der Schimpanse, den sie in »Rätsel um die grüne Hand« als dressierten Dieb überführt hatte, stammte von dem mörderischen Orang-Utan aus Poes Kriminalgeschichte vom »Doppelmord in der Rue Morgue« ab.
    Aus der Stadtbücherei wollte ich mir noch mehr von Poe besorgen. Dessen Geschichten waren weißgott spannender als meine anderen Freizeitbeschäftigungen, als da wären die chemische Analyse der Aggregatzustände der Stoffe und die physikalische Unterscheidung der Hubarbeit von der Reibungsarbeit.
    Bei Comet kaufte ich mir einen Plastikball, um damit im Garten rumzukicken, aber dem Ball ging gleich beim ersten Schuß die Luft aus, und dann raste auch noch irgendein fremder Köter durchs offene Gartentor rein, stürzte sich auf den Ball und biß hinein.
    Eins achtzig hatte sie mich gekostet, die Pille.
    Weil die Drucker streikten, gab’s am Montag keinen neuen Spiegel zu kaufen. Die Verleger boten 5,4% Lohnerhöhung, die IG Druck und Papier forderte 9%, und der Gewerkschaftsboß Leonhard Mahlein regte sich über die »Aussperrung« auf, was ich nicht verstand, weil die Streikenden doch sowieso streikten. Da hätte es ihnen doch egal sein können, wenn sie »ausgesperrt« wurden. Oder nicht?
    Mama boste sich über die Fotoabteilung von Ceka, weil die Englandfotos noch immer nicht fertig waren. »Das ist das allerletzte Mal gewesen, daß ich mich mit diesen Tröpfen eingelassen habe«, sagte Mama, aber das Problem war eben, daß die Filmentwicklung in Fachgeschäften wie Mundus viel mehr Geld verschlang.
    Tante Dagmar teilte uns telefonisch mit, daß sie Anfang Mai nach Venedig und an

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