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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Schlosser, wirst du sterben. Totgehen. Verrecken!
    Mit einem Satz sprang ich aus dem Bett und riß vom Tisch die Schreibtischunterlage an mich und biß hinein, um nicht schreien zu müssen.
    Das Buch war bei dieser Aktion auf den Boden gefallen, und es überschlug sich auf den Teppichfliesen, verknautscht und verknickt.
    Wenn jetzt jemand reingekommen wäre, hätte ich alt ausgesehen.
    Unten im Wohnzimmer wurde noch lauthals herumgealbert. Da saßen die Ahnen beisammen, aus deren Schoß ich aus dem Nichts hierherbefördert worden war.
    Rein logisch gab es keinen Grund dafür, sich zu beruhigen, aber ich konnte ja auch nicht die ganze Nacht lang in meine Schreibtischunterlage beißen.
    Reiß dich zusammen, sagte ich mir. Wo du vor deiner Geburt gewesen bist, weißt du ja auch nicht, und außerdem sind schon Abermillionen Menschen vor dir gestorben, da wirst du kleines Würstchen das auch noch hinkriegen, wenn deine Stunde schlägt.
    Und das war ja noch weit hin, wenn alles gutging. Manche Leute wurden älter als hundert Jahre.
    Mein hundertster Geburtstag wäre 2062, also in eisgrauer Zukunft.
    Viele alte Leute waren schlechter dran als ich. Die würden das Jahr 2062 unter Garantie nicht mehr erleben und wußten das genau, aber den meisten, die ich kannte, also Oma und Opa Jever und Oma Schlosser, schien das überhaupt nichts auszumachen. Opa Jever arbeitete sogar ehrenamtlich in der Lebensabend-Bewegung. Wenn man alt genug war, um der beizutreten, war das Ende nicht mehr fern ...
    Und ich? Der göttliche Wille hatte mir einen Körper verliehen und einen Geist, aber ich, ich hing hier faul herum, wenn man davon absah, daß mein Körper automatisch seinen Stoffwechsel betrieb.
    Erstaunlicherweise überlegte es sich der Prinz von Homburg nachher anders, und er wollte gar nicht mehr begnadigt werden, sondern voller Freude in den Tod gehen:
    Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein!
    Du strahlst mir, durch die Binde meiner Augen,
    Mit Glanz der tausendfachen Sonne zu!
    Der hatte eben Michaela Vogt nicht gekannt und war vielleicht auch sonst nie so richtig verliebt gewesen, denn wer wollte schon in die Grube, ohne vorher Michaela Vogt geküßt zu haben?
    Ich nicht. Das war mir jetzt ganz klar. Ich würde sterben müssen, irgendwann, in ferner Zukunft, aber vielleicht ja auch schon morgen oder übermorgen. Mitten im Leben sind wir vom Tode umfangen. Wer hatte das noch gesagt? Eine falsche Bewegung im Straßenverkehr, und Michaela Vogt würde irgendwann einem anderen Mann ihre Gunst erweisen. Und ihn heiraten womöglich. Und eine Familie mit ihm gründen. Mit dem Holzmüller, dem alten Schwein, oder mit dem Albers.
    Aber noch war ich nicht tot, und als lebendiger Mensch konnte ich tun, was ich wollte, also auch gleich morgen einfach hingehen zu Michaela und ihr meine Liebe gestehen: »Könnte ich dich mal ’n Augenblick sprechen? Ich muß dir was sagen ...«
    Nein, so nicht. Viel direkter. Ohne Herumgedruckse. Den Stier bei den Hörnern packen. Alle anderen in der Klasse waren ja ebenfalls zum Tode verurteilt und würden eines Tages vermodern, und es konnte mir absolut gleichgültig sein, was die über mich dachten. Das ging mich überhaupt nichts an, und als sterblicher Mensch hatte ich sowieso nur die Wahl zwischen meinem jetzigen Unglück und einem Glück auf Zeit.
    Oder wär’s doch besser, Michaela etwas sanfter darauf vorzubereiten, daß ich ohne sie nicht mehr leben wollte? Und was wäre, wenn sie sagte, daß es da schon einen anderen Mann in ihrem Leben gebe?
    Das hätte mir eigentlich auffallen müssen. Und weshalb hatte sie mir dann so oft oder jedenfalls manchmal so direkt in die Augen gesehen? Da mußte doch irgendwas im Busch sein zwischen uns. Um mir Mut zu machen, legte ich eine Platte von den Beatles auf.
    How could I ever misplace you?
    Oh, I need you …
    Das hatte ich doch auch in Michaelas Augen schon gesehen, daß sie sich zu mir genauso stark hingezogen fühlte wie ich mich zu ihr.
    Mein Entschluß stand fest. Unverrückbar. Morgen würde ich mich Michaela offenbaren, und dann würde ein neues Leben anfangen. Gleich morgen früh, noch vor der ersten Stunde.

Liebesroman

Ü ber die Schlüsselblumenwiese kam Michaela Vogt auf mich zugelaufen, mit weit ausgebreiteten Armen, und sie strahlte vor Glück, so daß ich schon dachte: Das kann nur ein Traum sein.
    Tja. Da wollte man nun ein neues Leben anfangen, gleich am ersten Schultag nach den Winterferien, aber dann hockte Wiebke morgens so lange auf dem

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