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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Hellermann ein.)
    Mein Himmel, Teutates, du fällst mir auf denselben! Karl Murx kann nur bei Halbgebildeten durchgehen – deshalb hat er in unserer Zeit so viele Jünger!
    Zu denen gehörte offensichtlich auch ich:
    Knabe Schlosser – auch wenn Du schon Referendar sein solltest –, nun hast Du Erich Frieds Schmarrn von »Gedicht« also auch den Meppenses zur Kenntnis gebracht. Der MfS-Abteilungsleiter, der solches zuwege bringt, ohne daß Schreiber und Leser merken, wie so etwas gemacht wird, verdient wirklich vaterländische Verdienstorden! »Fein«, schreibt die Grundschullehrerin an den Heftrand, nach solcher Leistung. Fin – fin – fin de siècle?!
    Ob der sie noch alle hatte? »Der Typ war wahrscheinlich besoffen«, sagte Peter Nossig, »aber dafür hat er uns mit einer Geldspende entschädigt ...« Zum Beweis hielt er einen Zwanzigmarkschein hoch.
    Anlage: 20 Mark zur Finanzierung weiterer Druckerschwärze bei Abdruck des Leserbriefs bzw. bei Nichtabdruck zur Ermutigung zum Weitermachen – wenn’s geht mit mehr Spoerl und weniger Adorno.
    Erst wollte er die Schulaufsichtsbehörde alarmieren, dann entlarvte er uns als DDR-Agenten, und zum Schluß ermutigte er uns zum Weitermachen. Schade, daß ich nicht einfach zu Michaela Vogt gehen konnte, um ihr diesen kuriosen Brief zu zeigen. Referendar Martin Schlosser!
    Hermann borgte mir ein Taschenbuch über die Diktatur der Kartelle: Wie die multinationalen Konzerne die Weltmärkte unter sich aufteilten, Wechselkurse manipulierten, Minister bestachen, Gutachter erpreßten, Untersuchungsberichte stahlen, Regierungen stürzten, ganze Regionen destabilisierten und unabhängige Konkurrenten mit organisiertem Dumping, Sabotage, Rufmord und Terror in den Konkurs trieben, das konnte einem schon Sorgen bereiten. Die Machenschaften der Giganten: Kodak, Siemens, Mannesmann, AEG, BASF, IBM, ITT, Standard Oil, Coca-Cola, Westinghouse und General Electric. So nach fünfzig, sechzig Seiten hatte ich allerdings noch immer nicht begriffen, wie die Tricks mit künstlich aufgewerteten Währungen und umgetauschten Eurodollarkrediten im einzelnen funktionierten.
    In dieses Buch habe sie selbst schon reingesehen, sagte Tante Dagmar abends am Telefon. »Und ich finde das auch gut. Aber das ist ja direkt kommunistisch!«
    Weil der Spiegel das Manifest anonymer SED-Abweichler veröffentlicht hatte, mußte er sein Büro in Ostberlin dichtmachen. So hatte es das Außenministerium der DDR beschlossen, wegen »fortgesetzter böswilliger Verleumdungen der DDR und ihrer Bürger« durch die Spiegel -Redaktion.
    In Hermanns Augen war das eine Bankrotterklärung. Diese Parteibonzen könnten nicht das kleinste bißchen Kritik vertragen. »Und wieso ist das ’ne böswillige Verleumdung, wenn man schreibt, daß es da Leute gibt, die anderer Meinung sind als die Obrigkeit? Das ist doch wohl das Selbstverständlichste von der Welt!« Bei uns im freien Westen würde ja sicherlich auch so manches im argen liegen, aber darüber dürfe man wenigstens sprechen, ohne eingebuchtet oder ausgebürgert zu werden. »Hier sind die Übelstände ja sogar Schulstoff! In Englisch nehmen wir durch, wie Martin Luther King ermordet worden ist, in Deutsch ist die Manipulation der Verbraucher durch Reklame dran, und in Sozialkunde steht die ungerechte Einkommens- und Vermögensverteilung auf dem Lehrplan ...«
    Daß man darüber reden durfte, änderte natürlich nichts an der schreienden Ungerechtigkeit der Besitzverhältnisse, aber in der DDR hätte ich trotzdem nicht wohnen wollen.
    In der großen Pause quasselte der Albers auf Michaela Vogt ein, und sie ließ sich das gefallen. Kurz darauf galoppierte er in der Klasse auf allen vieren über die Tische und warf Ralle den nassen Tafelschwamm in die Fresse.
    An Michaelas Stelle hätte ich den Albers danach mit dem Arsch nicht mehr angekuckt, aber der konnte sich anscheinend alles erlauben, ohne seinen guten Ruf als Klassenkasper zu verspielen.
    Das hätte ich mal machen sollen, mit Schwämmen um mich schmeißen, aber dann wären die Weiber trotzdem nicht bei mir angekrochen gekommen, und wenn doch, dann hätte ich ihnen mitteilen müssen, daß es unter meine Würde sei, Huldigungen von Persönchen entgegenzunehmen, die es witzig finden, wenn einer seine Mitschüler piesackt.
    »Ich werd hier noch wahnsinnig«, sagte Ralle und trocknete sich das Gesicht am Pulloverärmel ab.
    Im neuesten Asterixband kurbelten die Römer das Hinkelsteingeschäft künstlich an, um die

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