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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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demokratische Kommunisten ein Übergewicht gegen die konservativen Kräfte bilden.
    An einem wiedervereinigten, blockfreien Deutschland, schrieben diese Leute, müßten auch die Kapitalisten interessiert sein:
    Die BRD-Wirtschaft könnte für die nächsten zehn Jahre mit der Aufpäppelung des herabgewirtschafteten Entwicklungslandes DDR auf Hochkonjunktur laufen.
    Die DDR, ein Entwicklungsland? Für das Politbüro der SED wär’s ja schon peinlich genug gewesen, daß sich die Opposition nur in einem Organ des Klassenfeinds artikulieren konnte. Oder hatte da ein westlicher Geheimdienst seine Finger drin?
    Spätabends lief im Zweiten ein Gangsterfilm: »Chikago – Engel mit schmutzigen Gesichtern«. Da werde sicherlich auch der Poullain mitspielen, sagte Holger.
    Herr Gerlach, der sich sonst nur selten blicken ließ, saß in dem Sessel mit der besten Aussicht auf den Bildschirm. Die schlechteste hatte der Wellensittich in seinem ringsherum verhängten Käfig auf der Fensterbank. Das Getschirpse dieses Vogels nervte, und nach zehn Minuten merkte ich, daß ich den Film schon kannte: Das war der mit James Cagney auf dem Weg zum elektrischen Stuhl, und als ich am Ende verraten wollte, wie’s ausging, hätten Holger und Michael mir fast den Hals umgedreht.
    Zur Sporkenburg hätte ich wohl mal wieder gewollt, aber Michaels Rad war platt. Die einzige interessante Sache, die wir dann noch erlebten, trug sich auf dem Parkplatz hinterm Sportplatz zu. Wir latschten da so lang, als uns ein Junge auf einem offensichtlich aus Sperrmüllschrott zusammengebastelten Fahrrad überholte. Wo normalerweise die Lenkstange saß, hatte dieses Rad ’ne zweite Sattelstange und einen Sattel zum Lenken. Und dieser Junge fuhr nun ausgerechnet einem fetten Polizisten in die Arme, der da an seinem Streifenwagen lehnte.
    »Wat kimmt dann do für ’n Zirkuskutsch?« rief der Bulle, stellte sich dem Jungen in den Weg und ließ dem Gefährt die Luft aus den Reifen; erst vorne, dann hinten. »Absteije unn schiewe!«
    Und da wunderten sich die Staatsmänner noch, daß es junge Leute gab, die sich im Untergrund wohler fühlten als im ganz normalen bürgerlichen Leben.
    Mitten in einem spannenden Gerichtsfilm mit Charles Laughton und Marlene Dietrich fiel der Strom aus. Irgendwie ging alles schief.
    Gladbach – Duisburg 1:3.
    Was es auch nicht richtig brachte, war ein Spielfilm im Zweiten. Da ließ sich eine Bankiersgattin auf eine Affäre mit einem Abiturienten ein. Das war doch total unrealistisch. Den Abiturienten hätte ich mal sehen wollen, der in Meppen als Liebhaber der Frau des Direktors der Sparkasse zum Zug gekommen wäre. Wo hätten die sich denn überhaupt kennenlernen sollen?
    Besser gefiel mir dann im Zweiten ein Science-Fiction-Film mit Marsmenschen, die auf der Erde Angst und Schrecken verbreiteten, bevor sie an Krankheitskeimen zugrunde gingen.
    Am letzten Weihnachtsferientag sammelte Mama mich in Vallendar ein. Volker hockte auf dem Beifahrersitz und las eins von Mamas öden alten Krimitaschenbüchern.
    In Oldenburg sei vor zwei Tagen Opa Jevers jüngster Bruder Fritz gestorben, mit 66 Jahren, erzählte Mama unterwegs, aber der war mir kein Begriff. Eigentlich ’ne Schande, daß man die Onkel und Tanten der eigenen Eltern bloß vom Hörensagen kannte und von diesen Leuten erst was mitbekam, wenn sie ins Gras gebissen hatten.
    Ich las Kleist. »Der zerbrochene Krug«, das war Mamas Lieblingsstück. Davon hatte sie einmal eine Verfilmung gesehen, noch als halbes Kind, mit Emil Jannings in der Hauptrolle, und den Inhalt kannte sie auswendig: Der Dorfrichter Adam stellt einem Mädchen nach, wird von dessen Liebhaber überrascht, ergreift die Flucht, zerdeppert dabei einen Krug, purzelt durchs Fenster ins Rosenspalier, verliert seine Perücke und muß dann als Richter darüber urteilen, von wem der Krug zerbrochen worden sei. Bei dem Prozeß redet sich der Richter um Kopf und Kragen. Wie ein Depp benimmt er sich aber schon vorher, als er dem Gerichtsschreiber Licht am Morgen nach der Tat mit ramponierter Glommse gegenübertritt:
    LICHT. Und was hat das Gesicht Euch so verrenkt?
    ADAM. Mir das Gesicht?
    LICHT. Wie? Davon wißt Ihr nichts?
    ADAM. Ich müßt ein Lügner sein – wie siehts denn aus?
    LICHT. Wies aussieht?
    ADAM. Ja, Gevatterchen.
    LICHT. Abscheulich!
    ADAM. Erklärt Euch deutlicher.
    LICHT. Geschunden ists,
    Ein Greul zu sehn. Ein Stück fehlt von der Wange,
    Wie groß? Nicht ohne Waage kann ich’s schätzen.
    Am Ende

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