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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Schwulen handelte, die so tun mußten, als ob sie ganz normale Freunde wären, weil der eine einen heiratswilligen Sohn hatte und der Vater der Braut, der die Eltern des Bräutigams kennenlernen wollte, als Sekretär einer Partei für Moral und Sitte amtierte. Das war ’ne ziemlich platte Klamotte, und es hätte mich nur mäßig gewundert, wenn da plötzlich auch noch Peter Alexander um die Ecke gebogen wäre, mit ’ner Federboa und in Lackschuhen mit Pfennigabsätzen. Stattdessen tauchte in einer Nebenrolle ein Schauspieler auf, der haargenauso aussah wie ich. Selbst der Haarschnitt war der gleiche. Ich dachte, ich spinne.
    Beim Abspann machte ich, daß ich rauskam, damit bloß keiner dachte, daß ich selbst dieser eine Schwulendarsteller wäre.
    Bei Meyer kaufte ich mir einen rororo-aktuell-Band, der Interviews mit ehemaligen SS-Männern enthielt. Einer, der in Auschwitz Juden vergast hatte, gab dem Interviewer zu Protokoll: »Ich hab Ihnen ja gesagt, ich hab die Häftlinge unterstützt, wo ich nur konnte ...«
    Da hätten die Juden sich ja freuen können, in Auschwitz, über die Hilfsbereitschaft dieses netten Nazis.
    Renate nähte, als sie zu Besuch in Meppen weilte, eine weinrote Breitcordjacke zurecht, für Olaf zum Geburtstag. Bei diesem ewigen Genähe und Gestricke fragte man sich dann doch, ob das nicht eine Ersatzhandlung sei. So wie die Produktion überflüssiger Tischdecken und Untersetzer, mit deren Herstellung Oma Schlosser sich die Zeit vertrieb.
    In Sport sollten wir uns einen Partner suchen und ihn auf dem Rücken liegend hochstemmen, während der sich mit seinen Händen auf die Hände stützte, die man ihm entgegenhielt. Ich lag dabei unter einem Fettklops, und ich keuchte, spaßeshalber, und da kam da der doofe Sportlehrer angeschissen und teufelte auf mich ein: »Na los, na los, ich will hier mal was sehen! Nicht einschlafen! Für Dünnbrettbohrer haben wir hier nichts übrig! Damit kommen Sie vielleicht anderswo durch, aber nicht bei mir!«
    Was wollte dieser Arsch? Was hatte ich dem getan? Als Dünnbrettbohrer wäre ich niemals zu einem Stammplatz in der B-Jugend des SV Meppen gelangt. Aber davon wußte dieser Trottel ja auch nichts.
    Nach Schulschluß fuhr ich abermals zum SPD-Büro, und dort bot sich das gleiche Bild wie am Montag davor: Laden dicht, kein Genosse weit und breit. Alles ausgestorben. So konnte die SPD in Meppen kein Bein an den Grund kriegen, wenn sie sich sogar vor Mitgliedern, die ihren Beitrag bezahlen wollten, verkroch und versteckte.
    Aus Vietnam hatten sich die Chinesen zurückgezogen. Ein Segen! Das letzte, was ich mir gewünschte hätte, wäre ein Dritter Weltkrieg zwischen uns, den Russen, den Amis und den Chinesen gewesen.
    Einmal nahm Volker mich auf seiner Suzuki mit. Weil ich keine Lust dazu hatte, ihn zu umarmen, hielt ich mich hinten am Gepäckträger fest, und auf der Umgehungsstraße knallte mir eine meiner Haarsträhnen wie eine Peitsche ins Gesicht.
    Was Volker nur so schön an diesem Scheißmotorradgefahre fand? Er legte sich mit der Suzuki in die Kurven, und ich war froh, als ich wieder absteigen durfte.
    Dann hatten wir mal wieder Mamas alte Freundin Katharina Döbel zu Gast, plus Mann und Sohn. Der hatte Wiebke auf dem Mallendarer Berg mal in die Hand gebissen.
    Ins Wohnzimmer kommen und Guten Tag sagen.
    Die Döbels poften in ihrem Wohnwagen, den sie bei uns in der Einfahrt geparkt hatten.
    Ralle lud mich zu einer Spazierfahrt ein, in seinem Mini.Wir knatterten zielllos durch die Landschaft. Einen Mordsradau machte die Karre.
    Ob wir nicht im Sommer zusammen irgendwohin fahren könnten? Ins Allgäu, zu Tante Hanna? Oder wenigstens nach Wiesbaden? Oder nach Dortmund?
    In den Sommerferien werde er im Ölwerk arbeiten, sagte Ralle. Eine derbe Plackerei sei das, aber es gebe neun Mark die Stunde.
    Ralle hatte es gut. Der konnte Geld verdienen, weil er als Sitzenbleiber schon volljährig war.
    Mama fuhr abends mit den Döbels zu Lohmanns, ohne Papa, denn der hatte noch irgendwas im Keller zu erledigen.
    Ich las das von Karl Marx und Friedrich Engels verfaßte »Manifest der Kommunistischen Partei«. Das hatte Hermann mir geliehen.
    Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gege dieses Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französiche Radikale und deutsche Polizisten.
    Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft sei die Geschichte von

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