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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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dort vor dem Abkratzen ins Bordell gehen könnte? Totgehen, ohne wenigstens einmal im Leben mit einer Frau geschlafen zu haben, und sei’s auch nur mit einer Hafenhure?
    In dem Film wollte der krebskranke Ingenieur als Eremit im Hochgebirge sterben, einsam, doch er wurde aufgegabelt und in einer Klinik mit Psychopharmaka vollgepumpt.
    Der Goldhamster Peter hatte ’ne kahle Beule am Po. Einen Auswuchs. Konnten auch Hamster Krebs kriegen?
    Über die Ursache und die Konsequenzen der Gefechte an der chinesisch-vietnamesischen Grenze war sich auch Hermann im Unklaren. »Die könnten da doch alle prima miteinander leben, die Kommunisten, nachdem sie die Imperialisten besiegt haben«, sagte er in der großen Pause.
    Und für wen wäre Karl Marx gewesen?
    In der ZDF-Sendung »Bürger fragen – Politiker antworten« wurde Helmut Kohl in Den Haag von Holländern nach der Isolationsfolter und den Berufsverboten in der Bundesrepublik gefragt, und da schnappte er vor Wut fast über.
    Die Unionsparteien hätte einem geradezu leidtun können: Mit diesem Trampeltier an der Spitze wollten sie in Bonn die Macht erobern?
    Was Mama beim Elternsprechtag im Kreisgymnasium über mich zu hören bekommen hatte, wollte ich am liebsten gar nicht wissen, doch sie tischte es mir auf: »Ausnahmslos alle Lehrer, mit denen ich gesprochen habe, sind der Meinung, daß deine mündlichen Leistungen besser sein könnten!«
    Tja. Dann hätten aber auch die mündlichen Leistungen der Lehrer besser sein müssen.
    Am Samstagnachmittag fuhr Mama mich zu Hermann nach Rütenbrock. Bei dem zuhause hatte sich nicht viel verändert seit meinem letzten Besuch. Überm Eßtisch hing noch immer so ein brauner Klebestreifen mit krepierenden und toten Stubenfliegen, und im Wohnzimmer kurvte Hermanns Mutter mit einem Staubsauger herum, der so aussah, als ob er irgendwann in der Nazizeit hergestellt worden wäre.
    Hermann und ich verzogen uns auf sein Zimmer und erörterten die Frage, was wir mit dem Rest des Tages anfangen sollten. Zur alten Ziegelei gehen und ein paar Dachpfannen einschmeißen? Oder in der Bude hockenbleiben und Mensch-ärgere-dich-nicht spielen? Oder Halma? Oder Mikado?
    Die Auswahl war nicht üppig.
    »Wir könnten auch nach Bohnekamp hin«, sagte Hermann, und ich willigte ein.
    Der Bohnekamp wohnte in einer Straße, die Hinterm Busch hieß. »Das ist für den schon manchmal ’n Problem gewesen, dieser Straßenname«, sagte Hermann, »und zwar beim Trampen, denn da ist es dem Bohnekamp mal passiert, daß in Haren eine Autofahrerin angehalten und ihn gefragt hat, wohin er will, und er hat geantwortet: ›Hinterm Busch.‹ Und da ist die Frau mit quietschenden Reifen abgesaust, weil sie geglaubt hat, daß der Bohnekamp ’n Sittenstrolch sei ...«
    Der eisige Wind, der in Rütenbrock freie Bahn hatte, pfiff uns gemein ins Gesicht, aber beim Bohnekamp war es dann fast sogar wärmer als nötig und auch muffiger und düsterer und öder, als ich erwartet hatte. In der Stube gongte eine Standuhr, in einem verschlissenen Schaukelstuhl schlief eine Greisin mit offenem Mund. Der Bohnekamp bot uns Fanta an.
    Wir tranken jeder ein Glas Fanta in dieser dunkelbraungetönten Budike, während die Urgroßmutter neben uns schnarchte, und wir sprachen darüber, was wir unternehmen könnten, aber weil das Wetter zu schlecht war und Rütenbrock auch sonst nichts zu bieten hatte, beließen wir’s dabei, daß Hermann und ich uns nach einem zweistündigen Geseier zurück in die Ziegeleistraße begaben.
    In seinem Zimmer eröffnete Hermann mir dann, nach dem Abendessen unterm Fliegenpapier, daß er vorgesorgt habe, und er beförderte aus seinem Kleiderschrank ein Sechserpack Bier auf den Tisch. Hoch die Tassen!
    »Aber bitte leise, denn ich möchte nicht, daß meine kleine Schwester hier die Gläser klirren hört, und meine Eltern brauchen auch nicht unbedingt zu wissen, daß wir den Genossen Stalin hochleben lassen ...«
    Nachdem wir uns zugeprostet hatten, legte Hermann eine Kassette ein, die ihm sein großer Bruder überspielt hatte, von einer LP der Sängerin Nina Hagen. Das sei eine Adoptivtochter von Wolf Biermann, sagte Hermann. »Und nun hör mal zu!«
    In dem Lied, das Hermann mir vorspielte, ging Nina Hagen brüllend auf einen ihrer Liebhaber los:
    Ich bin nicht deine FICKMASCHINE
    spritz spritz das isn WITZ äh ...
    »Stell dir doch mal vor, daß irgendeine Frau so wütend auf dich zustampft! Würde dir das gefallen?«
    Um kurz nach elf erschien Hermanns

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