Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
Arbeitsplatz zu fahren und das Geld zu verdienen, das erforderlich war, damit Mama uns zum tausendsten Mal Spinat mit Kartoffelbrei kochen durfte.
Mit dem kranken Hamster Peter fuhren Mama und ich zum Tierarzt, und der diagnosztizierte Krebs und schläferte das Tierchen unverzüglich ein.
Armer Peter. Der hatte nicht viel zu lachen gehabt in seinem Leben. Welcher Dämlack war überhaupt auf die Idee gekommen, in Syrien Goldhamster einzufangen und die in deutsche Tierhandlungen zu verfrachten?
Nach einem wahnwitzigen Gepacke und Klamottengesuche und Raus-und-wieder-rein-Gerenne rauschten Mama und Papa nach Jever ab, zu einer zweitägigen Feier: 30 Jahre Abitur!
Das wäre bei mir, wenn alles gutging, im Jahr 2011 der Fall. Aber ich würde dann ganz bestimmt nicht zur Jubiläumsfeier nach Meppen fahren, um mir die Glatzen und die Bierbäuche der versammelten Idioten anzusehen.
Den Inhalt des Spielfilms »Die Katze auf dem heißen Blechdach«, nach einem Theaterstück von Tennessee Williams, hatte Georg Hensel in seinem »Schauspielführer so zusammengefaßt:
Die Haß- und Qualverfilzungen einer Familie.
Ob ich mir das antun sollte? Immerhin spielte da Paul Newman mit, aber leider auch Elizabeth Taylor, diese aufgetakelte Fregatte, und wenn ich die Haß- und Qualverfilzungen einer Familie studieren wollte, brauchte ich den Fernseher gar nicht anzuschalten, sondern nur den Flüchen zu lauschen, die Wiebke beim abermals fällig gewordenen Hamsterkäfigsaubermachen ausstieß.
Als Polizeilieutenant Brannigan räumte der alte John Wayne in London mit der Verbrecherwelt auf. Ich hätte ihn lieber im Sattel gesehen. Eine gute Figur gab er aber auch in der Rolle eines schlipstragenden Kriminalisten ab, der sich seiner Haut zu wehren wußte, sei es mit Fäusten oder im Liegen abgefeuerten Pistolenschüssen.
Miserabel fand ich Alfred Hitchcocks Spielfilm »Ich kämpfe um dich«: Gregory Peck als Nervenbündel, das allein durch Ingrid Bergmans unsterbliche Liebe von einer Geisteskrankheit geheilt wird. Ich war ja nun selbst noch nicht einmal volljährig, zugegeben, aber auf mich wirkte Gregory Peck wie ein unreifes Jüngelchen.
In dem Film litt er darunter, daß er als Kind beim Mauerrunterrutschen seinen Bruder so kreuzunglücklich getroffen hatte, daß der auf einen spitzen Gitterzaun gestürzt und aufgespießt worden war.
Von ihrem Ausflug nach Jever kehrten Mama und Papa nicht gerade wie zwei gurrende Turteltäubchen zurück. Während Papa mit düsterer Miene in seine Kellerwerkstatt hinabstapfte, rannte Mama durch die ganze Bude und entdeckte überall irgendwas Ärgerliches: »Hab ich euch denn nicht gesagt, daß ihr darauf achten sollt, die Kaffeemaschine auszumachen? Und weshalb brennt im Vorratsraum das Deckenlicht? Kann mir das mal jemand sagen? Ach, und nun seh sich einer doch bloß das mal an – welches Schwein ist denn hier mit dreckigen Schuhen langgelaufen? Und dann liegt auch noch der Telefonhörer schief auf der Gabel!«
Und kurz darauf, von oben: »Im Badezimmer steht das Fenster hängend offen, und die Heizung läuft auf Hochtouren! Es ist wirklich zum Verrücktwerden mit euch!«
In Deutschklausuren und Englischklausuren heimste ich meistens auch ohne Vorbereitung elf oder zwölf Punkte ein, und mehr brauchte ich ja auch nicht. Viel härter setzten mir die Matheklausuren zu. Oder die in Bio! Die gute alte Stoffwechselphysiologie – es war nicht zu singen und zu sagen, wie sehr mir diese Scheißstoffwechselphysiologie zum Halse heraushing.
Zur Erholung las ich was von Goethe.
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!
Unter Myrte konnte ich mir nichts vorstellen, aber mit dem Mädchen, dem Goethe diese Verse in den Mund gelegt hatte, wäre ich noch ganz woandershin gezogen als in das Land der blühenden Zitronen. Wahrscheinlich wäre ich einem solchen Mädchen sogar nach Hebelermeer gefolgt, unter Verzicht auf die Zitronen und die Goldorangen, den sanften Wind, den blauen Himmel und die Myrte und den Lorbeer, wenn ich nur der Geliebte dieses Mädchens hätte sein dürfen.
Zum Abschluß ihres Parteitags gönnten sich die Delegierten der CDU in Kiel den Auftritt von sechs Nackttänzerinnen aus dem Pariser Lido, und da kam ich nicht mehr so ganz mit. An und für sich wäre ja nichts dagegen zu
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