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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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wieder blau werden.«
    Nächste Frage: »Für wie gefährlich halten Sie Franz-Josef Strauß?«
    Der Proske bestritt, daß Strauß gefährlich sei. »Aus meiner Sicht steht er, wenn auch manchmal am Rande, aber doch immerhin noch auf dem Boden unserer demokratischen Grundordnung.«
    »Auch bei der Sonthofener Rede?« fragte Hermann.
    »Man mag darüber denken wie man will. Mir liegt nicht daran, jetzt mit gleicher Münze, wie es Herr Strauß offensichtlich glaubt tun zu müssen, heimzuzahlen. Wir Sozialdemokraten glauben allerdings, daß wir alle Kräfte einsetzen müssen, um Herrn Strauß in Bayern zu lassen.«
    Der Frage, ob der Nachrüstungsbeschluß rückgängig gemacht werden solle, wich er aus: »Ich glaube, das nicht ohne weiteres mit Ja oder überhaupt nicht mit Ja beantworten zu können, auch, weil ich zuwenig von diesen Dingen verstehe.«
    »Sie halten persönlich die Sowjetrüstung also nicht für defensiv, so wie Herbert Wehner?«
    »Mir fehlt einfach der große Durchblick, um dazu Stellung nehmen zu können.«
    Nanu? Ein Politiker, der zugab, daß er von bestimmten Sachen keine Ahnung hatte: War das nun ein Armutszeugnis oder erfrischende Offenheit?
    Wenn es nach ihm ginge, sagte der Proske, sollten die Gewissensprüfung für Kriegsdienstverweigerer abgeschafft und der Radikalenerlaß aufgehoben werden.
    Hermann stellte dann noch einen Haufen Fragen zur Bildungspolitik, und ich hielt mich mit dem Gedanken an Heike wach.
    Johann Stockum, der von Axel Reinert interviewte Meppener Repräsentant der Grünen, hatte sich ’ne Menge Quatsch zusammengesabbelt:
    Das linke Bein ist in der Bundesrepublik seit 1945 zunehmend amputiert worden. Wir halten es für einen ausgesprochenen Gewinn, daß es in der grünen Bewegung wieder wachsen darf. Der Mensch kann nur auf beiden Beinen stehen.
    »Irrtum«, sagte Hermann und stellte sich vor Axels Augen aufs rechte Bein. »Beweis genug?«
    Und dann das Gefasel über die zunehmende Amputation und den Gewinn aus dem Wachstum des linken Beins in der grünen Bewegung. Der Stockum hatte Glück, daß der Sprachkritiker Gremliza unsere Schülerzeitung nicht las.
    Hermann meinte, daß der Stockum trotzdem gut daran getan habe, Politiker zu werden und nicht Deutschlehrer oder Krankengymnast.
    »Ihr seid mir zu albern«, sagte Axel, aber grinsen mußte er doch.
    Am schwierigsten war es, in Meppen jemanden von der FDP für ein Interview aufzutreiben. Andreas Pohl hatte von der FDP-Parteizentrale die Adresse einer gewissen Helga Pohlschröder-Brunn gekriegt und der einen Brief mit vier Fragen geschickt, aber noch keine Antwort erhalten.
    Obwohl der Sommer vor der Tür stand, laut Kalender, plästerte es rund um die Uhr und auch in der großen Pause, als ich die Vergrößerung des Paßfotos von Heike abholen fuhr.
    Auf dem Rückweg kam mir auf dem Neuen Markt im Regen ein links blinkendes Auto entgegen, und ich wollte mit dem Rad erst rechts daran vorbei und dann links, doch das mußte ein Mißverständnis gewesen sein. Wir krachten zusammen, das Auto und ich, und mir fiel auf, daß ich einige Meter weit mitgeschleift wurde, mit der rechten Kniekehle vor dem einen Vorderreifen des Autos.
    Was ich dachte, war: Fahr bitte nicht über mein Bein. Und dann: Mal sehen, was noch an mir dran ist.
    Ich kroch unter dem Auto hervor und prüfte den Schaden, den ich genommen hatte. Beide Beine waren noch heile und desgleichen Arme, Hände, Kopf und Hals. Nur das Fahrrad war hinüber. Und mein Anorak war zerfetzt. Und die Hose hatte Löcher. Und der rechte Schuh hatte außen ’ne fette Schramme.
    Zwei Männer griffen mir von hinten unter die Achseln, und es liefen Leute zusammen, die ich aber nur schemenhaft wahrnahm.
    Ich setzte mich auf den Bürgersteig.
    »Der Junge steht unter Schock«, hörte ich jemanden sagen.
    Aus einem Streifenwagen stiegen zwei Polizisten und stellten mir Fragen, und kurz darauf kam auch ein Krankenwagen an, tatütata, und ich wurde von zwei Sanitätern, wenn mir auch nichts fehlte, ins Ludmillenstift befördert, zum Röntgen.
    Heikes Foto hatte ich die ganze Zeit in einem grauen Umschlag bei mir.
    Nachdem mehrere Ärzte meine Blutergüsse, Prellungen und Schürfwunden und die dazugehörigen Röntgenbilder beäugt hatten, kriegte ich eine Tetanusspritze verpaßt und einen Verband um das rechte Kniegelenk.
    »Gehen Sie doch mal ’n paar Schritte ...«
    Ein Krankenwagenfahrer brachte mich heim und übergab mir einen Zettel mit dem Namen, der Adresse und der Telefonnummer

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