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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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d’Eurovision zukucken. Für Deutschland war Katja Ebstein im Rennen, aber die hatte schon gesungen, und Renate sagte, bis zur Entscheidung werde es noch Ewigkeiten dauern.
    Ich legte mich in die Badewanne und ließ mir gelegentlich von Wiebke oder Renate Bericht erstatten. Aus Papas Schreibtisch hatte ich Streichhölzer gemopst. Mit denen zündete ich meine Furzblasen an und alarmierte dann mit der Brause als Telefonhörer die Feuerwehr.
    Katja Ebstein schnitt gut ab, aber ihr Abstand zu den Spitzenreitern war zu groß, und sie kam nur auf Platz drei.
    Im Wambachtal hangelten Volker und ich uns an abgebrochenen Ästen lang, die wir über den Wambach gelegt hatten. Als einer von den Ästen durchbrach, fiel ich in voller Montur ins Wasser und mußte quaddernaß nachhause laufen. Volker lachte sich scheckig. Ich im Wambach, das sei ein Bild für die Götter gewesen.
    Weil ich die Röteln hatte, mußte ich über Ostern wieder im Bett bleiben. Ich baute mein Wildwestfort auf, mit allen Cowboys und Indianern, und am Ostersonntag zog ich überm Frotteeschlafanzug mein altes Prinzenkostüm an.
    Aus Langeweile spielte ich Mensch ärgere Dich nicht mit mir selbst, auf der Rückseite vom Brett, wo die Bahn länger war, mit acht Parteien. Hellblau, Dunkelblau, Hellgrün, Dunkelgrün, Gelb, Rot, Schwarz und Lila. Die Spielfelder und die zweiunddreißig Figuren hatte ich mit dem Kuli numeriert, damit ich die Züge aufschreiben und später alles nochmal nachspielen konnte. Rot würfelt 5, zieht Nr. 3 von Feld 36 auf Feld 41 und schlägt Grün Nr. 2. Oder abgekürzt: R5 3 36 41 x G2.
    Weil ich für alle immer den besten Zug aussuchte, selbst für die lilanen Figuren, die wie aus Rotkohl aussahen, zog das Spiel sich in die Länge. Da kam nie einer ans Ziel, und als ich acht Seiten vollgeschrieben hatte, gab ich’s auf.
    Aus der Stadt brachte Mama mir zum Trost ein Buch und einen Hüpfball mit, knallig orange, mit blauem Griff. Damit durfte ich einmal kurz durchs Zimmer hüpfen, das mußte genügen, weil Doktor Kretzschmar mir Bettruhe verordnet hatte.
    Wenn so ein Hüpfball mal geplatzt wäre, wie das wohl geknallt hätte.
    Das Buch war über einen Försterjungen. Wie er mit seinem Vater Heiligabend in den Wald geht und in eine Wildschweinsuhle Eicheln und Kastanien schüttet, als Bescherung für die Wutzen, oder wie er und seine Freunde einen Wilderer hopsnehmen oder wie sie mit Zündpulver ein Silo zur Explosion bringen und noch tagelang bestialisch nach Gülle stinken.
    Dann kreuzte Melanie Pape auf. Ich zog mir die Decke über den Kopf und weigerte mich, auch nur Guten Tag zu sagen. Ein Mädchen, das einen Jungen besucht, der im Schlafanzug im Bett liegt, das durfte ja wohl nicht wahr sein.
    Unter der geknüllten Decke liegen und durch ein winziges Kuckloch lugen: So mußte man sich fühlen, wenn man in einer Höhle verschüttet war.
    Melanie stand im Zimmer rum, aber ich blieb stur, was Mama als Anstellerei bezeichnete.
    »Wer nicht will, der hat schon«, sagte Melanie und ging weg.
    Uff.
    Nach einer Woche war ich wieder auf den Beinen und fuhr mit Volker zum Fußballplatz, bolzen. Die Räder nahmen wir mit rein und ließen sie auf dem lehmigen Rasenhang vor der Aschenbahn liegen.
    Dann sahen wir, daß Qualle sich an Volkers Rad zu schaffen machte. »Laß mein Rad in Ruhe!« rief Volker, aber Qualle sagte, das sei seins. Das erkenne er unter Tausenden, und zwar an dem Stück Lehm hinten am Rückspiegel. In Wahrheit klebte das da erst, seit Volker das Rad auf den Rasen gelegt hatte.
    Qualle machte Anstalten, mit dem Rad wegzufahren, aber Volker hielt es am Gepäckträger fest. Ich schnappte mir mein eigenes Rad.
    Dann sagte Qualle, das Rad sei ein Geschenk von Volker, was eine faustdicke Lüge war. Erst nach langem Gezeter wälzte er seinen Hintern vom Sattel, trat gegen den Vorderreifen, spuckte aufs Schutzblech und sagte: »Geschenkt ist geschenkt, wiederholen ist gestohlen!« Mit uns werde er noch abrechnen, wir sollten bloß aufpassen.
    Was für ein dummes Arschloch.
    Als Kalli zu Besuch kam, brachte er sein Tonband mit und Unmengen von Süßigkeiten, weil seine Mutter jetzt bei Haribo arbeiten ging.
    Bei Lakritzschnecken wußte ich nie, was besser war, quer auffressen oder abrollen? Oder die Stränge trennen und beide einzeln zerkauen, damit man noch länger was davon hatte?
    Im Hobbyraum spielten Kalli, Volker und ich Wildwest bei Musik vom Tonband. Hit the road, Jack, and don’t you come back no more, no more, no more,

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