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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Papa im Wohnzimmer rauchte. Dafür schmeckte Papa die von Mama ausgeschenkte Weißweinsorte nicht. Es sei ihm sowieso nebulös, was wir uns von der Weinsauferei versprächen. »Wie die Snobs, die jeden Schluck von einer Backe in die andere spülen und noch Fratzen dabei schneiden!« Onkel Rudi sei ja auch so einer. »Der mit seinem Weinkeller und seinem ganzen prätentiösen Feinschmeckergetue … und dann hört er auch noch ständig Wagner-Opern …«
    Es mochte ja sein, daß Onkel Rudi zu den Großkopfeten gehörte, aber mußte man sich deswegen auf Hausmannskost und Blubberlutsch beschränken?
    Ich träumte, ich wäre wieder beim Bund und müßte exerzieren, grüßen, schießen und die Hände beim Marschieren bis zum Koppelschloß durchschwingen lassen. Es war ein Traum von sehr geringer Qualität.
    Bis zum Godesberger Parteitag von 1959 hatte auch die SPD gegen die Wiederbewaffnung opponiert. Das waren noch Zeiten gewesen. Was half einem die schönste Demokratie, wenn man zu ihrem Schutz ein ganzes Heer von Sklavenseelen brauchte?
    Um so lieber kam ich Mamas barscher Aufforderung nach, nun endlich dieses dämliche Sozialdemokrat Magazin abzubestellen. Da meine vorangegangenen Versuche fehlgeschlagen waren, wechselte ich die Tonart und teilte der SPD per Postkarte unmißverständlich mit, daß sie sich ihr Magazin sonstwohin stecken könne. Wenn auch das nicht half, stand mir nur noch der Weg nach Karlsruhe offen.
    »In der Stadt hab ich vorhin Frau Borgfried gesehen«, sagte Mama, »und als sie sich umgedreht hat, da war sie’s gar nicht.«
    Papa griff sich an den Kopf.
    Gemeinsam mit anderen ehemaligen SPD -Linken hatte Karl-Heinz Hansen eine neue Partei gegründet: Demokratische Sozialisten. Hoppla – dann hätte ich ja den Ortsverband Meppen gründen und groß herauskommen können, als Vorsitzender, Schatzmeister und einziges Mitglied in Personalunion …
    Im Wohnzimmer las Papa Lisa aus dem »Struwwelpeter« vor.
    Weh! jetzt geht es klipp und klapp
    mit der Scher die Daumen ab …
    Die arme Lisa. In dreißig Jahren würde sie für eine lange Psychoanalyse latzen müssen, um sich von diesem Kindheitstrauma zu befreien.
    Heike fuhr schon vor Silvester wieder nach Bielefeld. Familienkoller.
    Auf dem Dachboden fand ich ein Lesebuch aus meiner Grundschulzeit. »Unsere neue Welt«. Über Hans und Ute Fröhlich aus Schönhausen …
    Jedes Kind in der weiten Welt hat seine Heimat – auch du. Dort kennst du dich aus. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was dir da besonders lieb und vertraut ist?
    Ja. Mein Kletterbaum auf der Horchheimer Höhe, der inzwischen gefällt worden war. Was Friedrich Hölderlin bereits geahnt zu haben schien:
    Wie mein Glück, ist mein Lied. – Willst du im Abendrot
      Froh dich baden? hinweg ists! und die Erd ist kalt,
        Und der Vogel der Nacht schwirrt
          Unbequem vor das Auge dir.
    Renate stickte eine Tischdecke für Tante Dagmar und verfuhr dabei nach einem Aufbügelmuster aus einem alten Handarbeitsbuch.
    »Mama tickt Decke Dagga«, sagte Lisa. »Daggas Decke! Mama Tickgarn brauch, da Punkten, viele Hatschi …«
    »Hatschi« waren in Lisas Sprache Blumen.
    Bei Helmut Kohls Neujahrsansprache verließ Mama demonstrativ das Wohnzimmer, aber anläßlich des Auftritts irgendwelcher altgewordenen Fernsehstars äußerte sie dann auf einmal ihr Verständnis für Frauen, die sich liften ließen.
    Schockant. Ob man das auch von Mama selbst befürchten mußte? Daß sie sich die Haut von einem Chirurgen strammziehen ließ? Um nachher auszusehen wie Tut-ench-Amun?
    Er finde es schöner, wenn Menschen in Würde alterten, sagte Olaf, und darauf erwiderte Mama: »Dann altere doch du in Würde!« Männer hätten’s damit sowieso leichter.
    53 Jahre war sie jetzt alt.
    Als die Feuerzangenbowle auf den Tisch kam, waren schon wieder andere Themen an der Reihe. Autofahren bei Gewitter: Im Wageninneren sei man geschützt. Der Blitz könne ruhig einschlagen; der wandere um das Auto herum, und die Elektrizität entweiche über die Räder in den Boden. »Wie bei einem Faradayschen Käfig.«
    Papas erstes Auto, Mamas erste Spülmaschine und Renates erster Zahn. In Papas Anfangsjahren beim BWB habe es im Telefon oft eigentümlich geknackt. Da seien die Gespräche vermutlich abgehört worden. »Und dabei sind wir die reinen Unschuldsengel gewesen!« sagte Mama. Die Schuftikusse hätten ganz woanders gesessen. Das sei ja bekannt. »Die Kleinen hängt man, und die Großen läßt man

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