Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
den man vorsichtshalber ausgewichen war, mit ordnungsliebenden Hundehaltern aneinandergeriet.
Im Spiegel stand wieder was über den Strafvollzug im Iran:
Männern werden mit Bügeleisen Gesäß und Fußsohlen verbrannt. Kinder müssen zusehen, wie ihre Mütter ausgepeitscht werden. Fürsprache für Todeskandidaten wird als aktive Kollaboration, mithin als todeswürdiges Delikt bestraft. Eine Gruppe von Jugendlichen wurde von Revolutionsgardisten lebendig verbrannt, weil sie Sympathien für die Opposition geäußert hatten.
Bevor man sein Leben wegwarf, konnte man sich immer noch ein Visum für die Einreise in den Iran beschaffen und die Menschheit vom Ayatollah Chomeini zu erlösen versuchen.
In einer Musikalienhandlung sah ich mir dann doch mal die Fachliteratur an – »Peter Bursch’s Gitarrenbuch« – sowie die zunftgemäßen Saiteninstrumente, aber ich hätte Heike nicht mitnehmen sollen.
»Du als Liedermacher«, sagte sie. »Gestatte, daß ich lache! Oder gar als Pop-Schtar!« (Sie sagte wirklich »Pop-Schtar«.) »Hast du schon jemals ’ne Gitarre in der Hand gehabt? Oder bloß ’n Eierschneider? Warte mal – so von der Seite siehst du Shakin’ Stevens ähnlich!«
Wer war Shakin’ Stevens?
»O Shaky!« rief Heike. »Kann ich ’n Autogramm haben, Shaky? Bitte, Shaky-Boy! Ich mach auch alles, was du willst! Soll ich mich ausziehen?«
Immatrikulieren mußte ich mich noch. Konnte ja nicht schaden, auch wenn ich’s mir anders überlegen sollte. Germanistik, Philosophie und Soziologie.
»Die klassischen Taxifahrerfächer«, sagte Tilman, aber der hätte als Pädagogikstudent ganz still sein müssen.
Hermann schrieb mir, von der vielbesungenen Burschenherrlichkeit sei für die Studenten in Göttingen nicht mehr viel übriggeblieben.
Auch heute war mal wieder so ein richtig mieser, mittelmäßiger Tag: Uni wie üblich, dann Arbeitsgruppe, wo jetzt alle darauf drängen, daß man auch privat mal was zusammen machen sollte, weil man sich doch persönlich kennt (so’n Shit, mir ist diese Gruppe egal, abgesehen von ihrer eigentlichen Funktion, aber was soll’s, es wird halt Freundlichkeit geheuchelt etc.), danach ein Film von Godard, »Außer Atem«, den ich von der Thematik her ansprechend fand, in seiner Ausführung aber etwas schwach, jetzt schreibe ich diesen Brief, danach werde ich wohl noch lesen ( VWL ) und irgendwann pennen. Und morgen dann …
Vielleicht liegt es ja nur daran, daß ich hier nicht die Leute kenne, mit denen ich wirklich gern etwas unternehmen würde. Aber das weißt Du ja alles.
Übrigens ziehe ich zum 1. Februar in die Leinestr. 3 (Nähe Bahnhof). Ich glaube, ich hatte schon davon erzählt. Das Zimmer gefällt mir recht gut (einiges muß allerdings noch gemacht werden), und es kostet nur 130 Piepen. Der einzige Pferdefuß: Es gibt keine Dusche, so daß ich wohl auf das Hallenbad und Bekannte angewiesen bin.
Hätte ich auch gern gehabt, so ’n Zimmer. Auch ohne Dusche. Hauptsache keine WG mehr.
Bald ist ja Dein Zivildienst zuende, Du Glücksschwein! Das ist auf jeden Fall ein Grund, mal wieder eine deftige Fete abzuziehen. Ich warte auf Deine Terminvorschläge. Laß von Dir hören!
Nach Feiern war mir aber gar nicht. Allenfalls nach Breitsein.
Heike duftete plötzlich wie Daniela, meine sauerländische Gazelle.
»Benutzt du ’n neues Parfüm?«
»Wieso?«
»Du riechst so anders …«
»Wo?«
Ich schnupperte an ihr. »Na, überall … ich meine, obenrum …«
Nun schnupperte sie an sich selbst und sagte: »Das ist Perwoll, du Idiot.«
Perwoll! Der Duft, der meine teure Erinnerung an ein unerfülltes und unerfüllbares Liebesverlangen umhüllte, war ein Erzeugnis der chemischen Industrie! Ein lumpiges Waschmittel!
Schmusewolle – das macht Perwoll aus Wolle …
War man denn so leicht manipulierbar?
In Meppen traf ich bei brechreizerregendem Pißwetter ein, und drinnen sah es nicht viel besser aus, obwohl die Hausarbeit sich stark vermindert haben mußte, seit die Kernfamilie nur noch aus Mama, Papa und Wiebke bestand. Die unbewohnten Zimmer wirkten wie Abraumhalden.
Nudelauflauf und Bier und dabei der Bedankemichbrief aus Polen.
Libe Frau Schlosser ihr libes Päckchen mit Vielen dank erhalten wünsche ihnen ein Gesundes Neues Jahr!! hoffe das sie gesund sind denn ich nicht ich sehe fast nichts mehr. Verzeihen sie bitte, denn die Schrift ist ungenügent. Das Paket kahm gut an zu Weihnachten alles schöne Jacken das Entzüken war groß über alles das wir hir
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