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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Aspekte der Arbeiterbewegung in die Hand, und ich sagte überall kurz Adieu. Von Carsten erhielt ich als Souvenir einen Spitzer mit einer abgebrochenen Original-Arbeiterwohlfahrts-Bleistiftmine, die vornedrin feststeckte, und von Herrn Thielke erfuhr ich, daß meine Stelle nicht wieder besetzt werde und ich deshalb auch keinen Nachfolger einzuarbeiten hätte. »Nehmen Sie’s nicht tragisch! Sie sind einfach nicht zu ersetzen, Herr Schlosser!«
    Ich unternahm privatim einen Schnatgang durch die Leineweberstadt. Frei wie ein Vogel, aller Pflichten ledig und an keinen Kontrakt gebunden.
    I got no deeds to do,
    No promises to keep …
    Es nützte nichts. Auch von der Warte eines freien Menschen sah Bielefeld wie eine vollgekackte Unterhose aus.
    Jetzt hätte ich einen Job gebrauchen können. Mal richtig Geld verdienen: Startkapital für ein anderes Leben. Aber entweder hätte man da einen Pkw besitzen oder perfekte Fremdsprachenkenntnisse mitbringen oder maschineschreiben können oder den Führerschein Klasse 2 haben müssen.
    Selbst bei McDonald’s blitzte ich ab. Alles belegt.
    Heike meinte, die höchsten Löhne würden fürs Malochen auf ’ner Bohrinsel gezahlt. Im Ölzeug über Eisensprossen klettern, während sich die Nordseewogen an den Plattformpfeilern brechen? Klasse Arbeitsplatz für Brillenträger.
    Den Anruf bei Susanne hatte ich etwas hinausgezögert, damit sie nicht dachte, daß ich keine anderen Freunde hätte. Dann war sie aber gleich am Apparat, und unsere Wahl fiel auf den Klassiker »Harold und Maude«. Donnerstagabend, zwanzig Uhr dreißig.
    Wie viele Regalkilometer die Universitätsbibliothek wohl hatte? Über mehrere Meter erstreckte sich allein die ledergebundene Gesamtausgabe der Werke von Jonathan Swift, und wenn man sämtliche Buchrücken in der Abteilung »Goethe-Zeit« abschreiten wollte, hätte man sich mit Marschverpflegung für drei Tage ausrüsten müssen.
    Goethes Kollegen wären mit der Bezeichnung »Goethe-Zeit« bestimmt nicht widerspruchslos einverstanden gewesen. Warum nicht »Kleist-Zeit«, »Schiller-Zeit«, »Lessing-Zeit« oder »Herder-Zeit«?
    Ich war ein bißchen spät dran, doch fürs Duschen reichte die Schlosser-Zeit so gerade noch hin.
    »Dein Vater hat angerufen«, sagte Eberhard.
    »Was Dringendes?«
    »Hat er mir nicht verraten.«
    Unter diesen Umständen hatte das Duschen Vorrang.
    Wie hätte man Susanne beschreiben können? Stämmig war sie. Einen Kopf kleiner als ich. Kurze braune Haare, blaue Augen und am linken Mundwinkel ein stecknadelkopfgroßes Muttermal, von dem man nicht wußte, ob es beim Küssen im Wege wäre.
    Im Kino kamen wir uns nicht näher, aber als wir draußen unsere Fahrradschlösser öffneten, lud mich Susanne noch zu sich nachhause ein – »auf ein Getränk« – und fügte, sich auf ihren Sattel schwingend, die kryptischen Worte hinzu: »Nachts sind alle Katzen grau.«
    Was meinte sie damit? Daß ich jemanden wie sie bei besseren Lichtverhältnissen gemieden hätte?
    Sie wohnte in der Stapenhorststraße zur Untermiete in einem mit blöden Batiktüchern halb zugehängten Zimmerchen. Neben ihrer Matratze lag ein krummgelesener Taschenbuchschinken ( »Dornenvögel«). Von der lateinamerikanischen Romanliteratur war nichts zu sehen. Sitzen mußte man auf exotisch gemusterten Wabbelkissen, mit der Wand als Rückenlehne, und bei dem Getränk, das Susanne mir anbot, handelte es sich um Fencheltee. Was anderes hatte sie nicht. Außer Leitungswasser.
    Dann erzählte sie mir Indianergeschichten. Ein bestimmter Indianer sei mal von einem Weißen im Auto mitgenommen worden und habe nach hundert Meilen um eine Pause gebeten und sich an den Straßenrand gesetzt. Der Weiße habe den Indianer gefragt, was er da mache, und der habe geantwortet: »Warten, bis Seele nachkommt.«
    Eine andere Story ging so, daß ein Indianer einem Weißen im Wald die verschiedenen Vogelstimmen erklärt habe und für das feine Gehör gelobt worden sei; die Weißen hätten so etwas ja gar nicht mehr. Daraufhin sei der Indianer mit dem Weißen in die nächstgelegene Stadt gegangen und habe an einer der Hauptverkehrsadern, also im größten Lärm, eine Münze auf den Bürgersteig geworfen, und sofort hätten sich dreißig Weiße danach umgedreht …
    Da die Teekanne zwischen uns auf dem Teppich stand, fehlte es an Bewegungsfreiheit für die spielerische Herstellung von Körperkontakten. Die Sitzordnung blieb statisch, bis Susanne auch die letzte Schnurrpfeiferei aus dem Leben der

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