Alle Weihnachtserzählungen
wahrhaftig!“ sagte Scrooge zum Geist. „Mein Gott, ja. Das ist er. Er war mir sehr zugetan, der Dick. Armer Dick! Ach du lieber Himmel!“
„He, Jungs!“ sagte Fezziwig. „Heute abend wird nicht mehr gearbeitet. Es ist Weihnachten, Dick. Weihnachten, Ebenezer! Macht den Laden in Windeseile dicht!“ rief der alte Fezziwig und klatschte kräftig in die Hände.
Man will es kaum glauben, wie sich die beiden Burschen daranmachten! Sie stürmten mit den Fensterladen auf die Straße – eins, zwei, drei – brachten sie an – vier, fünf, sechs –, verriegelten sie und schoben die Bolzen vor – sieben, acht, neun – und kamen zurück, keuchend wie Rennpferde, bevor man hätte bis zwölf zählen können.
„Hopp-hopp!“ rief der alte Fezziwig und hüpfte mit bewundernswerter Behendigkeit von dem hohen Pult herunter. „Räumt weg, Burschen, damit wir hier viel Platz haben! Hopp-hopp, Dick! Frischen Mutes, Ebenezer!“
Wegräumen! Es gab nichts, was sie nicht hätten beiseite räumen wollen oder können, wenn der alte Fezziwig zusah. Es war im Nu getan. Alles, was sich bewegen ließ, wurde weggeschafft, als ob es für immer verbannt werden sollte. Der Fußboden wurde gefegt und gesprengt, die Lampen wurden geputzt, das Brennmaterial wurde im Kamin nachgelegt, und das Geschäft war bald ein so gemütlicher, warmer, trockener und heller Ballsaal, wie man ihn sich nur an einem Winterabend wünschen konnte.
Herein kam ein Geiger mit einem Notenheft; er kletterte auf das hohe Pult, baute sein „Orchester“ auf und stimmte, daß man Bauchschmerzen bekam. Herein kam Mrs. Fezziwig, ein einziges breites Lächeln. Herein kamen die drei Misses Fezziwig, strahlend und liebenswert. Herein kamen die sechs jungen Verehrer, deren Herzen sie gebrochen hatten. Herein kamen alle jungen Männer und Frauen, die im Geschäft angestellt waren. Herein kam das Dienstmädchen mit ihrem Cousin, dem Bäcker. Herein kam die Köchin mit dem besten Freund ihres Bruders, dem Milchmann. Herein kam der Junge von gegenüber, von dem man annahm, daß er bei seinem Herrn nicht gut genug beköstigt wurde; er versuchte, sich hinter dem Mädchen aus dem übernächsten Haus zu verstecken, der erwiesenermaßen von ihrer Herrin die Ohren langgezogen worden waren. Herein kamen sie alle, einer nach dem anderen: die einen schüchtern, die anderen keck; die einen anmutig, die anderen linkisch; die einen schiebend, die anderen zerrend. Herein kamen sie alle, irgendwie, so gut es ging. Dann fingen sie an, zwanzig Paare auf einmal: Hände gereicht, halbe Drehung und entgegengesetzt zurück; durch die Reihen hin und wieder zurück; rundherum in verschiedenen Anordnungen; das frühere erste Paar erschien stets am verkehrten Platz, das neue erste Paar setzte wieder ein, sobald es dort anlangte; schließlich waren alle erste Paare und nicht ein einziger am Schluß. Als sich dieses Ergebnis herausstellte, klatschte der alte Fezziwig in die Hände, um den Tanz abzubrechen, und rief: „Gut gemacht!“ Der Geiger ließ sein erhitztes Gesicht hinter einem Krug Porter verschwinden, der eigens zu diesem Zweck bereitgestellt worden war. Da er aber nach seinem Wiederauftauchen jegliche Pause verschmähte, begann er sofort wieder zu spielen – obwohl noch keine Tänzer da waren –, als ob man den anderen, erschöpften Geiger auf einem Fensterladen nach Hause getragen hätte und er der ganz neue Mann wäre, entschlossen, den anderen aus dem Tempel zu jagen oder selbst zu sterben.
Es wurden weitere Tänze getanzt, dann folgten Pfänderspiele und wieder Tanz; es gab Kuchen und Glühwein, ein großes Stück kalten Braten und ein großes Stück kaltes, gekochtes Fleisch, und es gab gefüllte Pasteten und eine Menge Bier. Doch der Höhepunkt des Abends kam nach dem Braten und Gekochten, als der Geiger (ein schlauer Fuchs, wohlgemerkt! Diese Art Mann, der sein Geschäft besser versteht, als Sie oder ich ihm hätten beibringen können) „Sir Roger de Coverley“ anstimmte. Da trat der alte Fezziwig vor, um mit Mrs. Fezziwig zu tanzen. Noch dazu als erstes Paar; das war ein hartes Stück Arbeit für sie, bei drei- oder vierundzwanzig Paaren; und alles Leute, die nicht mit sich spaßen ließen, sondern tanzen und nicht gemächlich laufen wollten.
Aber selbst wenn es doppelt, ach viermal soviel gewesen wären, der alte Fezziwig hätte es mit ihnen aufnehmen können und auch seine Frau. Was sie betraf, so war sie in jedem Sinne des Wortes eine würdige Partnerin. Wenn das
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