Alle Weihnachtserzählungen
kein hohes Lob ist, nennen Sie mir ein höheres, und ich werde es anwenden. Von Fezziwigs Waden schien ein Licht auszustrahlen. Sie leuchteten bei jeder Phase des Tanzes wie Monde. Man hätte zu keiner Zeit Voraussagen können, was aus ihnen im nächsten Moment werden würde. Und als der alte Fezziwig und seine Frau mit dem Tanz ganz durch waren – vor und zurück, beide Hände dem Partner, Verbeugung und Knicks, Drehung, Brücke und an den Platz zurück –, machte Fezziwig einen so geschickten Kreuzsprung, daß er mit den Beinen zu blinken schien, und kam, ohne zu taumeln, wieder auf die Füße.
Um elf Uhr ging der Hausball zu Ende. Mr. und Mrs. Fezziwig nahmen zu beiden Seiten der Tür Aufstellung, reichten jedem beim Hinausgehen persönlich die Hand und wünschten frohe Weihnachten. Als sich alle, bis auf die beiden Lehrlinge, zurückgezogen hatten, behandelten sie diese ebenso. Die fröhlichen Stimmen verstummten, und die Burschen durften in ihre Betten gehen, die sich unter einem Ladentisch im hinteren Raum des Geschäfts befanden.
Die ganze Zeit über hatte sich Scrooge wie einer benommen, der den Verstand verloren hat. Mit Herz und Seele hatte er sich in alles und in sein früheres Ich zurückversetzt. Er bestätigte alles, erinnerte sich an alles, freute sich über alles und machte die seltsamste Gemütsbewegung durch. Erst jetzt, als sich die strahlenden Gesichter seines früheren Ichs und Dicks abwandten, fiel ihm wieder der Geist ein, und er bemerkte, wie dieser ihn groß anschaute, während das Licht auf seinem Kopf hell brannte.
„Es ist ein leichtes“, sagte der Geist, „die Dankbarkeit dieser einfachen Leute zu entfachen.“
„Ein leichtes“, echote Scrooge.
Der Geist bedeutete ihm, den beiden Lehrlingen zuzuhören, die ihrem Herzen zum Lobe Fezziwigs Luft machten, und sagte dann:
„Nun, ist es nicht so? Er hat nicht mehr als ein paar Pfund eures irdischen Geldes ausgegeben, drei oder vier vielleicht. Ist das so viel, daß er Lob verdient?“
„Das ist es nicht“, sagte Scrooge, durch diese Bemerkung erregt, und sprach unbewußt wie sein früheres, nicht wie sein späteres Ich.
„Das ist es nicht, Geist. Er hat die Macht, uns glücklich oder unglücklich zu machen, uns den Dienst leicht oder beschwerlich, zu einem Vergnügen oder einer Last zu machen. Angenommen, seine Macht liegt in Worten und Blicken, in geringfügigen und belanglosen Dingen, die man unmöglich zusammenzählen und aufrechnen kann, was dann? Das Glück, das er hervorruft, ist ebensogroß, als wenn es ihn ein Vermögen gekostet hätte.“
Er spürte den Blick des Geistes und hielt inne.
„Was ist los?“ fragte der Geist.
„Nichts Besonderes“, sagte Scrooge.
„Etwas doch, glaube ich“, beharrte der Geist.
„Nein“, sagte Scrooge. „Nein. Ich würde jetzt nur gern meinem Angestellten ein paar Worte sagen können. Weiter nichts.“
Sein früheres Ich drehte die Lampe klein, als er diesem Wunsch Ausdruck verlieh, und Scrooge und der Geist standen wieder Seite an Seite im Freien.
„Meine Zeit läuft ab“, bemerkte der Geist. „Schnell!“
Das war nicht an Scrooge oder irgendeinen Sichtbaren gerichtet, tat aber unverzüglich seine Wirkung. Dann wieder sah Scrooge sich selbst. Er war jetzt älter, ein Mann in der Blüte seines Lebens. Sein Gesicht hatte noch nicht die harten, strengen Züge der späteren Jahre, aber es begann schon die Spuren von Sorge und Habsucht zu tragen. In seinem Blick lag Ungeduld, Gier und Ruhelosigkeit, was verriet, welche Leidenschaft in ihm Wurzel geschlagen hatte und wohin der Schatten des wachsenden Baumes fallen würde.
Er war nicht allein. An seiner Seite saß ein hübsches junges Mädchen in Trauerkleidung. In ihren Augen standen Tränen, die in dem Licht funkelten, das von dem Geist der vergangenen Weihnachten ausging.
„Es macht dir wenig aus“, sagte sie sanft. „Dir sehr wenig. Ein anderes Götzenbild hat mich verdrängt. Wenn es dich in Zukunft ebenso aufheitern und trösten kann, wie ich es tun wollte, habe ich keinen Grund, mich zu grämen.“
„Was für ein Götzenbild hat dich verdrängt?“ entgegnete er.
„Ein goldenes.“
„So ist es nun einmal im Leben“, sagte er. „Gegen nichts ist die Welt so hart wie gegen Armut, und nichts scheint sie so scharf zu verurteilen wie die Jagd nach Reichtum!“
„Du fürchtest die Welt zu sehr“, antwortete sie sanft. „All deine anderen Hoffnungen sind in der einen aufgegangen, außer Reichweite ihrer
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