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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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aufziehen sollte.
    »Hast du dir mal Gedanken darüber gemacht, wie es dazu kommen konnte, dass Eva vom Baum der Erkenntnis genascht hat?«
    »Na ja, da war doch diese Schlange, die …«, beginne ich lahm, denn das weiß ja sogar ich, die ich nie besonders bibelfest gewesen bin.
    »Schlange hin oder her, glaubst du allen Ernstes, wenn Gott wirklich, ich meine wirklich nicht gewollt hätte, dass die Menschen von dem Baum essen, dass sie es dann getan hätten? Weißt du, was Gott gemacht hätte? Sie hätte den Baum einfach nicht dahin gestellt. Oder sie hätte die Schlange nicht erschaffen. Stattdessen hat sie den Menschen mit einem freien Willen ausgestattet und ihm die Wahl gelassen, ihn zu benutzen oder sich ihrem Willen zu beugen. Was er nicht getan hat.«

    »Aber dafür ist er aus dem Paradies geflogen«, werfe ich ein. »Das war die Strafe.«
    »Das kann man so oder so sehen. Vielleicht ist er einfach erwachsen geworden. Klar, im Paradies war es sicher toll, aber das Leben auf der Erde hat auch seine Vorzüge. Sex zum Beispiel. Fortpflanzung. Ohne Evas sogenannte Sünde gäbe es uns alle gar nicht, schon mal darüber nachgedacht? Oder meinst du, Gott hätte Zeit und Lust gehabt, sich in die Lehmgrube zu stellen und acht Milliarden Exemplare von uns zu töpfern. Ich glaube nicht! Ich denke, das war ihr ganz recht so, dass Eva den Apfel gepflückt hat. Und dafür hat sie auch in Kauf genommen, dass wir von nun an manchmal eigenständige Entscheidungen treffen.« Während ich noch versuche, meine Gedanken zu dieser Theorie zu ordnen, sagt Samuel salbungsvoll: »Die Kindheit der Menschheit! Du hast recht, Lissy, das Paradies war die Kindheit der Menschheit, und der Sündenfall das pubertäre Aufbegehren, der erste Schritt ins Erwachsenwerden. Wie die Eltern das Kind aus dem Nest schubsen, wenn es an der Zeit ist, so hat Gott uns aus dem Garten Eden vertrieben. Damit wir eigenverantwortlich leben und uns fortpflanzen können.« Voller Bewunderung sieht er meine Großmutter an und zieht dann ein Notizbuch aus der Tasche. »Heute bin ich zu müde«, sagt er, während er etwas hineinkritzelt, »aber gleich morgen werde ich einen ›Smell der Erkenntnis‹ kreieren. Eine Kombination aus Kindheitserinnerungen und ersten sexuellen Erfahrungen. Mit einem Hauch von Apfel im Abgang.«
    »Wie wohl eine dazu passende Melodie klingen würde?«, fragt Liesel und sieht ihn erwartungsvoll von der Seite an.

    »Eine Melodie? Wie kommst du denn darauf?«, fragt er überrascht.
    »Ach, nur so«, sagt sie und zwinkert mir wissend lächelnd zu. In diesem Moment stößt Cinderella zu meiner Rechten einen tiefen Seufzer aus.
    »Auf den Sex freu ich mich besonders. Du nicht auch?« Damit wirft sie Thomas einen verführerischen Blick zu. »Davon kann ich nie genug bekommen.«
    »Tatsächlich?«, sagt er erfreut und ich werfe ihnen einen schrägen Blick zu.
    »Ein bisschen müsst ihr euch noch beherrschen«, sage ich schadenfroh, »lange Jahre der Kindheit liegen vor euch.«
     
    Obwohl der Morgen schon graut, als ich endlich in meinem Bett liege, kann ich lange nicht einschlafen. Der Abschied von Thomas ist mir sehr schwer gefallen. Wie kann er nur mit dieser dummen Trulla, die sich bei der Verabschiedung ein letztes Mal in Arielle umbenannt hat, auf die Erde zurückgehen. Schließlich kennen sich die beiden kaum. Aber natürlich werden sie ausreichend Gelegenheit dazu bekommen, einander kennenzulernen, denn ihre zukünftigen Mütter auf der Erde sind beste Freundinnen. Dann wandern meine Gedanken zu Michael. Ob Gott die Geschichte wirklich mitbekommen hat? Steckt möglicherweise sogar sie hinter Katrins beherztem Eingreifen, das ihm das Leben gerettet hat? Nun, zumindest hat sie ihm eine Frau an die Seite gestellt, die gut auf ihn achtgibt. Kurz entschlossen stehe ich noch einmal auf, ziehe die Vorhänge zurück und sehe hinaus. Die aufgehende Sonne färbt den Himmel über dem Horizont leuchtend orange. Ich falte die Hände
und flüstere: »Danke.« Dann schlüpfe ich schnell zurück unter die Bettdecke.
     
    Am nächsten Tag bummele ich ein paar Überstunden ab und schlafe bis mittags, als Liesel herunterkommt und mich aus dem Bett wirft.
    »Aufstehen, Langschläferin, es gibt viel zu tun!«
    »Was denn?«, erkundige ich mich schlaftrunken.
    »Nun, die Antragsfrist für das Schutzengel-Studium läuft Ende nächster Woche ab. Ich habe die erforderlichen Formulare schon mal mitgebracht.« Damit lässt sie ächzend einen dicken Stapel

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