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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Papier auf meinen Nachttisch fallen.
    »Das muss ich alles ausfüllen?«, stöhne ich, aber sie nickt mir aufmunternd zu.
    »Halb so schlimm, ich helfe dir dabei.«
    »Na schön! Darf ich mich vorher noch anziehen?«
     
    Als wir zehn Minuten später in die Antragsformulare vertieft am Tisch sitzen, klopft es an der Tür.
    »Wer kann das denn sein?«, frage ich verwundert, springe aber sofort auf, froh über die Unterbrechung. Ich öffne die Tür und stoße einen Schrei aus. »Thomas? Was machst du denn noch hier?«
    »Ich habe einen Brief für dich«, sagt er grinsend und hält mir einen Umschlag entgegen.
    »Ach du Schande«, sage ich leise, als ich Gottes Siegel erkenne.
    »Was ist denn?« Neugierig kommt Liesel heran. »Thomas, du hier?«
    »Er hat einen Brief für mich. Von Gott«, sage ich düster und sie sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

    »Ups.«
    »Ja. Ups.« Unentschlossen drehe ich das Kuvert zwischen den Fingern hin und her.
    »Was ist, willst du ihn nicht aufmachen?«, drängelt Thomas.
    »Na ja, von Wollen kann eigentlich keine Rede sein«, antworte ich gequält, bevor ich mit einem Ruck das Siegel aufbreche.
     
    Gottes-Allee 1, den 8. Juni 2009
     
    Sehr geehrte Frau Kaefert,
    wegen Ihrer offensichtlich ausgeprägten Begabung möchte ich Ihnen gerne einen Studienplatz im Programm »Schutzengel« anbieten. Das Semester beginnt am 1. September, anliegend finden Sie eine Liste der erforderlichen Lehrbücher. Ich erwarte Ihre Antwort bis Ende der Woche.
     
    Mit freundlichem Gruß,
    Gott
    PS:
    Bitte richten Sie Ihrer Großmutter meine besten Grüße aus!
     
    »Sag schon, was will er von dir«, fragt Thomas neugierig, als ich den Brief sinken lasse.
    »Sie … ich meine, er will, dass ich Schutzengel werde. Ich muss mich nicht mal bewerben«, sage ich gedehnt.
    »Ist nicht möglich«, ruft er ungläubig aus und reißt mir den Brief aus der Hand.
    »Und dir soll ich schöne Grüße bestellen«, wende ich mich an Liesel, die grinsend neben mir steht.

    »Danke schön.« Sie sieht nicht mal überrascht aus. Thomas hat den Brief inzwischen ausgelesen und strahlt mich an. »Herzlichen Glückwunsch, das ist ja toll! Und sieh mal, er hat sogar einen kleinen Smiley hier unten in die Ecke gemalt. Da scheint ihr beide ja einen richtigen Fan zu haben«, sagt er anerkennend und ich nicke.
    »Ja, anscheinend!« Noch immer starre ich ungläubig auf den Brief, bis mir plötzlich auffällt, dass Thomas eigentlich gar nicht hier sein dürfte.
    »Sag mal, müsstest du nicht so ungefähr in diesem Moment gezeugt werden?«, frage ich und er grinst ein wenig verlegen.
    »Eigentlich schon, ja.«
    »Aber?«
    »Hab meine Pläne geändert.«
    »Darf man fragen, wieso?«, erkundigt sich Liesel, während mein nicht vorhandenes Herz vor Freude einen Hüpfer macht.
    »Ach, na ja«, beginnt er herumzudrucksen und betrachtet interessiert seine Schuhspitzen, »eigentlich fand ich es ja’ne tolle Idee. Meine Zufallsbekanntschaft mit Arielle, gerade, als ich nicht mehr wusste, wie es weitergehen soll mit mir. Ihr Vorschlag, gemeinsam auf die Erde zu gehen. Ich dachte, das wäre ein Wink des Schicksals, ihr wisst schon.«
    »Go with the flow«, nickt Liesel grinsend.
    »Genau!« Thomas lacht auch und seine Aura färbt sich puterrot.
    »Aber?«, frage ich atemlos und er strafft die Schultern.
    »Aber als ich da mit ihr bei ›Reincarnation‹ in der Schleuse nach unten stand, kam mir das Ganze plötzlich
falsch vor. Und ich dachte mir, Fatalismus hin oder her, manche Entscheidungen sollte man selber treffen.«
    »Ganz meine Meinung«, nicke ich und lächele ihn an.

ZWÖLF MONATE SPÄTER
    Seit fast einem Jahr bin ich nun schon im Ausbildungsprogramm für Schutzengel. Es macht mir großen Spaß und ich frage mich, warum ich nicht schon viel früher an diesen Berufsweg gedacht habe. Leben retten liegt mir einfach bedeutend mehr als Leben nehmen. Demnächst habe ich meinen ersten Probeeinsatz, natürlich unter der Aufsicht meines Vorgesetzten. Thomas und ich wohnen mittlerweile zusammen und sind sehr glücklich. Natürlich liebe ich Michael immer noch, aber Thomas liebe ich auch. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber anscheinend hat jede Liebe ihren Platz in meinem Herzen gefunden.
    Katrin und Michael habe ich nur noch ein einziges Mal besucht. Die beiden sind glücklich verheiratet und vor wenigen Wochen ist ihre erste Tochter zur Welt gekommen. Ihr Name ist Lena, was ich vor allem von Katrin eine große Geste finde.

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