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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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bestimmt keinen freien Willen geschenkt, damit ich dann nicht danach handele.« Dankbar sehe ich sie an. Das war wirklich mutig von ihr. »Aber dennoch bin ich ziemlich froh, dass du es alleine geschafft hast.«
    »Ich auch«, nicke ich und sehe hinüber zu Michael und Katrin, auf deren Tisch die Schokoladentörtchen noch immer vor sich hin duften. »Anscheinend hätte ich mir die Mühe gar nicht machen müssen«, unke ich dann. »Die beiden sind viel zu sehr damit beschäftigt, in den Augen des anderen zu versinken, als sich um so profane Dinge wie Nachtisch zu kümmern.« Es versetzt mir einen Stich. Aufmerksam sieht Liesel mich an.
    »Bereust du es?« Ich denke nur eine Sekunde darüber nach, dann schüttele ich heftig den Kopf.
    »Nein«, sage ich bestimmt, »ich bin glücklich darüber. Aber eins finde ich komisch«, fällt mir ein, während ich
beobachte, wie Katrin und Michael nun doch die langstieligen Löffel zur Hand nehmen und damit die knusprige Hülle der Schokotörtchen aufbrechen, »ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Michael die gehackten Haselnüsse überhaupt gegessen hätte. Ich meine, sie waren doch eindeutig als Nüsse zu erkennen, nicht gemahlen oder so, und er ist sehr vorsichtig mit …« Das Wort bleibt mir im Hals stecken und ich starre fassungslos auf den Riss in der gebackenen Kruste von Katrins Nachtisch.
    »Hm, das sieht ja köstlich aus«, seufzt sie, während die flüssige Schokolade dampfend hervorquillt.
    »Oh mein Gott«, flüstere ich.
    »Lass sie das bloß nicht hören«, antwortet Liesel grinsend, doch dann verändert sich ihr Tonfall. »Was ist denn?«, fragt sie erschrocken. Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf und zeige mit der ausgestreckten Hand auf das Törtchen und die hinauslaufende Flüssigkeit. Dunkelbraun, glänzend, köstlich – tödlich.
     
    »Nüsse, verdammt noch mal, die Füllung ist voll mit Nüssen«, fluche ich panisch. »Mach doch was!« Unfähig, mich zu rühren, beobachte ich, wie Michael achtlos seinen Löffel in den Nachtisch sticht und einen großen Bissen davon zum Mund führt, während er Katrin irgendeine Geschichte von der Arbeit erzählt. »Mach was, Liesel, bitte«, flehe ich inständig, während sich der saftige Kuchen seinen Lippen nähert. Die fein gehackten Nussstückchen darin sind deutlich zu erkennen. »Tu es nicht, Michael, nicht essen. Jetzt reiß deine Augen endlich von dieser blöden Kuh los und schau gefälligst, was du dir da gerade in den Mund stecken willst«, herrsche
ich ihn an. Doch er reagiert nicht. Endlich löst sich Liesel aus ihrer Starre, tritt entschlossen hinter Michael und schmiegt sich an seinen Rücken. Zentimeter von seinem Mund entfernt, bleibt der Löffel in der Schwebe. »Mach, dass er es sieht. Oder dass er plötzlich keinen Hunger mehr hat. Oder …«
    »Halt den Mund, du machst mich ganz nervös«, fährt Liesel mich an. Zwischen ihren Augen hat sich eine steile Falte gebildet, so sehr muss sie sich konzentrieren.
    »Warum tust du denn nichts?«, frage ich verzweifelt, als sich der Löffel einen weiteren Zentimeter auf seinen Mund zubewegt. »Halt ihn auf.«
    »Das ist gar nicht so einfach«, keucht sie angestrengt, »ich hatte ja gar keine Zeit, mich auf ihn einzustellen.«
    »Wir haben auch keine Zeit«, sage ich hektisch und trete kurz entschlossen ebenfalls hinter Michael. Presse mich an ihn.
    »Was denkst du, was du da tust?«, erkundigt sich Liesel empört, weil sich unsere Körper jetzt überschneiden, was kein sehr angenehmes Gefühl ist.
    »Ich helfe dir«, sage ich bestimmt und versuche, mich mit Michael zu verbinden.
    »Du hast keine Ahnung, was du da tust«, sagt sie aufgebracht, »verschwinde sofort!«
    »Immerhin hat es bei Johann geklappt und Michael und ich haben eine starke Verbindung. Ich bin sicher, dass …«
    »Lena, zieh dich zurück, er entgleitet mir!« In diesem Moment spüre ich es auch.
    »Nein«, schreie ich, während der Kuchen die letzten Zentimeter zurücklegt und in Michaels geöffnetem Mund verschwindet.

Kapitel 14
    Den Bruchteil einer Sekunde später höre ich einen weiteren Schrei, er klingt wie das Echo meines eigenen und dann schlägt Katrin Michael mit einer schnellen Bewegung den Löffel aus der Hand. Klirrend fliegt er auf den Tisch und von dort aus auf die terrakottafarbenen Bodenfliesen, Kuchenkrümel fliegen durch die Luft.
    »Nicht schlucken«, sagt Katrin hastig und reicht Michael ihre Serviette. »Nüsse.« Er nimmt sie, schaut jedoch einen Moment ein

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